Die Wohltäter: Roman (German Edition)
Plan zu sein«, sagte Ninos zu Leif. »Sie wollen mich also haben? Und was machen wir dann? Soll ich Ihren Kurs besuchen, oder wie haben Sie sich das gedacht? Soll ich für Sie Ansichtskarten verkaufen, oder wie?«
Leif schätzte seine Scherze offenbar nicht. »Diese Entscheidung obliegt mir nicht. Diejenigen, die uns die Hände führen, haben versucht, Sie zu bekommen, doch jetzt habe ich Sie. Ich werde Sie lediglich übergeben. Aber sie werden wohl kaum mit Ihnen Tee trinken. Sie wollten doch wissen, wer unsere Hintermänner sind«, sagte er säuerlich. »Sie sind auf dem Weg von London hierher.«
Die Todespatrouille der Topffrisuren, dachte Ninos mit Henkershumor. Sie kommen, um mich abzuholen. Er beherrschte sein inneres Lachen, als er Tuva erneut wimmern hörte und die Verzweiflung ihn übermannte. Er riskierte das Leben eines jungen Mädchens, ohne einen Plan zu haben. Am liebsten würde er sich selbst einen Tritt verpassen. Es sei denn, sie war Teil des kleinen Schauspiels der Ausbilder. Er warf einen kurzen Blick auf Tuva, deren Kopf nach unten hing. Er konnte nicht erkennen, ob es daher rührte, dass Marius ihren Kopf mit dem Messer in eine unnatürliche Position zwang, oder ob sie ihren Kopf nicht länger aufrecht halten konnte.
»Wer hat sie geschickt?« fragte Leif.
»Ich habe keinen Auftraggeber. Ich arbeite nicht mehr für die Zeitung. Was haben Sie davon, das Messer in einen ihrer eigenen Freiwilligen zu rammen? Wie passt das zu der Idee, einander zu führen?«
»Sie ist uninteressant. Sie hat uns bereits verraten. Es kümmert mich nicht, was mit ihr geschieht.«
»Aber Mord ist nichts für Sie«, entgegnete Ninos, nun mit einer etwas unsicheren Stimme. »Sie würden niemanden von den Ihrigen umbringen. Und auch sonst niemanden. So etwas tun Sie nicht.«
Leif sah ihn trotzig an. »Sie haben keine Ahnung, was wir tun. Wir wissen, dass Sie nicht mehr für die Zeitung arbeiten. Das wissen wir sehr gut. Gerade aus diesem Grund wundern wir uns, dass Sie hier sind.« Er wiederholte seine Frage: »Wer hat Sie hierhergeschickt?«
Ninos schüttelte den Kopf. »Was ich sage, ist wahr. Niemand hat mich geschickt. Ich habe lediglich mit ihrem Vater gesprochen. «
Leif sah ihn starr an. »Das spielt keine Rolle. Nichts ist, wie es war. Unser Führer ist fort, und zwar Ihretwegen. Aber es gibt jemanden, der würde alles geben, um Sie in die Finger zu bekommen. Wir werden schon noch herausfinden, für wen Sie arbeiten.«
Die Erbin, dachte Ninos nervös. Offenbar übertraf sie den Wahnsinn, der in dieser Sekte herrschte, noch. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass Tuva und er genauso gut beide für immer aus dem Blick der Ausbilder verschwinden konnten, wenn sie sich als wertlos erwiesen.
Die Situation war verfahren. Dennoch musste er den Stillstand durchbrechen. »Also gut«, sagte er und hob langsam die Hände zum Zeichen, dass er aufgab. »Ich werde berichten. Aber dann müssen Sie die anderen sofort gehen lassen. Und sie werden Tuva mitnehmen.«
Leif nickte. Die Vereinbarung war getroffen. Er sah Marius an, der gerade etwas sagen wollte, als Tuva zu zucken begann. Ihre Augen rollten, es sah aus, als würde sie in schnellen Bewegungen schielen. Plötzlich erschlaffte ihr Körper, und ihr Kopf fiel nach hinten. Marius senkte seinen Arm ein wenig, um zu sehen, warum sie ihre Position geändert hatte.
Im selben Moment flog Sofia auf den Arm zu, mit dem Marius das Messer hielt, und schlug es mit einer einzigen Bewegung fort, bevor jemand reagieren konnte. Matay sprang hinterher und zog Tuva an sich, sodass sie beide zu Boden gingen. Währenddessen war es Sofia irgendwie gelungen, Marius umzustoßen und sich rittlings auf ihn zu setzen.
In der nächsten Sekunde stürzte Ninos auf Leif zu und stieß ihn direkt in die Arme Zorans, der ihn auf einen Stuhl drückte und die Pistole auf seinen Kopf richtete. Alle Freiwilligen drückten sich an die Wand. Ninos machte einen Satz auf Tuva und Matay zu. Er zog das Mädchen vom Boden hoch und stellte es auf die Beine. Tuvas Augen hatten aufgehört zu rollen, aber sie sah schläfrig aus. Sie schloss die Augen und schwankte einige Male, dann verwandelte sich ihr Körper in einen schweren Klumpen, der Ninos entgegenfiel. Er fing sie auf und sank mit ihr zu Boden.
»Es sieht aus, als hätte sie einen Anfall erlitten«, stellte Matay fest.
Marius hob seinen Kopf einen Zentimeter vom Boden, Sofia drückte seinen Kopf jedoch grob nach unten. »Sie hat Horton«, sagte er leise.
Weitere Kostenlose Bücher