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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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mit einem Wollsakko und einer neuen Jeans ausgestattet. Allein beim Gedanken an die neue Kleidergröße auf den Etiketten wurde ihm schlecht.
    Er war in Sundbyberg und schlich am Restaurant Chez Michel vorbei, das er einmal gemeinsam mit einigen Verwandten betrieben hatte, die ihn jetzt lieber nicht entdecken sollten. Wie er herausgefunden hatte, befand sich im nächsten Hauseingang die Wohnung, in der Ingrid mit Anna wohnte. Er würde nicht noch einmal den Fehler begehen und anrufen. Ninos hauchte gegen die Sicherheitsanlage an der Tür und fand bereits beim dritten Versuch die richtige Zahlenkombination des Codes heraus, da er nur zwischen den vier Zahlen wählen musste, die sich auf der beschlagenen Platte bereits deutlich abzeichneten.
    Er sah sich die Liste der Bewohner an. Nur schwedische Nachnamen. Ins zentrale Sundbyberg hatten die Migranten noch keinen Einzug gehalten. Er suchte nach dem Namen Olsson und fand ihn in der vierten Etage. Schleichend verließ ihn der Mut. Als er oben angekommen war, nahm er sich ein Herz und klingelte. Nachdem er dreimal geklingelt hatte, war eine Stimme zu hören.
    »Wer ist da?«
    »Hallo, hier ist Ninos. «
    »Was willst du?«
    »Ich will mit dir über eine bestimmte Sache reden.«
    »Geh weg, oder ich rufe die Polizei.«
    »Nein, bitte, warte.«
    Mit einem Mal fühlte Ninos sich aufdringlich, müde und verwirrt. Was machte er hier eigentlich? Er hatte keinerlei Recht, sich aufzudrängen. Am meisten ärgerte er sich über die schwedische Polizei, aber deshalb war es noch lange nicht angemessen, in die Wohnhäuser anderer Menschen einzubrechen wie ein dahergelaufener Detektiv. Außerdem war er allein und besaß keine haso, oder Rückendeckung, wenn etwas schiefging. Er schloss die Augen und bat den Herrn um einen Rat. »Yarab mahwey darbo.«
    »Bitte. Lass uns in Ruhe«, drang es aus der Tür. »Was willst du hier?«
    Es war merkwürdig, durch das Guckloch und die braune Haustür hindurch zu sprechen.
    »Ich möchte über HHH sprechen«, sagte Ninos leise. »Geh jetzt«, flehte Ingrid.
    »Ich will nur ein bisschen reden. Ich habe gehört, dass sie Geld veruntreuen.«
    »Wer hat dir das erzählt?« Jetzt klang sie gleichermaßen wütend und nervös.
    Er hörte, wie sie sich flüsternd mit einer weiteren Person unterhielt.
    »Bitte, geh! Lass uns in Ruhe«, wiederholte Ingrid, und diesmal klang es, als bräche sie gleich in Tränen aus.
    Ninos entschuldigte sich für die Störung und stieg langsam die Treppe hinab. Welch ein Idiot er war. Er war sicher, dass Ingrid etwas mit HHH zu tun hatte, aber was sollte er mit dieser Information anfangen? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als nicht mehr länger über seine Begegnung mit dem Engländer nachzudenken.
     
    Als er auf dem Heimweg war, rief seine Mutter an und sagte dasselbe wie immer: dass sie sich Sorgen mache und wolle, dass er zurück nach Södertälje zog. Warum wohnte er allein, jetzt, wo er so krank war?
    »Nosho g’oyesh bas lruhe. Man kann nicht nur mit seiner eigenen Seele zusammenleben.«
    Ninos antwortete, dass alles in Ordnung sei und er übers Wochenende nach Hause käme. In der Leitung klopfte ein weiterer Anrufer an. Er versprach seiner Mutter, sich am nächsten Tag zu melden, und nahm den anderen Anruf entgegen.
    In seinem Ohr erklang ein wütender Manuel. »Bist du bescheuert! Hast du nicht mehr alle Teller im Schrank? Warum tust du meinen Kunden das an?«
    Manuel hatte es also schneller erfahren, als er vermutet hätte. Ninos unterbrach seinen Bruder. » Skhar fem okh. Halt deinen Mund. Ich bin dein großer Bruder, also senke deine Stimme.«
    Manuel verstummte.
    »Ich verstehe ja, dass es unnötig war ... vielleicht«, sagte Ninos, »aber ich habe an der Bar einen Gast kennengelernt, der mir erzählt hat, dass etwas mit diesen Kleidersammlern nicht stimmtvon denenichgesprochenhabeunddiePolizeiwillnichtsunternehmenaberstell dirvorsiewürdentatsächlich kher stehlenJemandmussetwasunternehmenunddiePolizeikümmertsichnicht!«
    »Du bist bescheuert!« Manuel war furchtbar wütend auf seinen Bruder, der sich immer überall einmischen musste und glaubte, er könnte allen Menschen helfen. »Du hast den Realitätssinn verloren. Du musst rausgehen, unter Menschen, sonst landest du in der Klapse, verstanden!« Jetzt schrie Manuel. »Du musst dich zusammenreißen, sonst weiß ich nicht, was passiert. Willst du unsere ganze Familie zerstören? Ich muss meinen Salon schließen, wenn du meine Kunden weiter schikanierst.

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