Die Wohltaeter
verrührten.
Es sei wichtig für sie, das auszuleben, erklärte er Ninos.
»Müsst ihr denn unbedingt so schicke Möbel haben?«, fragte Ninos vorsichtig, als Emil versuchte, einen Fleck aus Saft und blauer Fingerfarbe auf einem viereckigen Sessel mit blankem Chromrahmen zu bekämpfen.
»Das ist vom Allerfeinsten, aus einem Laden in der Nybrogata«, antwortete Emil müde. »Meine Frau arbeitet in der Werbebranche. Ich mag eher Chesterfield und so was, aber ... « Er verdrehte die Augen.
Soweit Ninos verstanden hatte, war Emils Frau eine moderne Berufstätige, die den größten Anteil am Familieneinkommen hatte. Sie würde mit den Kindern zum Skifahren gehen und die Großmutter besuchen, aber nicht vor Beginn des Osterwochenendes. Deshalb war Emil, wie die meisten anderen Eltern auch, sehr dankbar für den Streik gewesen.
Kurz nachdem Emil vom Außenministerium erfahren hatte, dass sich Sidas Bericht über HHH verzögern würde, weil viele Informationen nicht herausgegeben werden durften, hatten sie beschlossen, den ersten Artikel zu schreiben. Zunächst hatte Emil geglaubt, es wäre ein Fortschritt, dass der Bericht überhaupt existierte. Doch dann war dem verbindlichen Archivar herausgerutscht, dass ihn das Radio bereits um dasselbe Dokument gebeten hatte. Ninos hatte den Artikel unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Dänemark schreiben wollen, und einen weiteren, nachdem er von den Freiwilligen zurückgekehrt war, aber Strömmer hatte deutlich gemacht, dass während des Streiks keine Zeitung erscheinen werde – noch nicht einmal ein Sonderdruck, auf dem nur Ninos’ Name genannt wurde und den seine Cousins in Södertälje auf einem alten Pochoir hätten drucken können. Eigentlich eine ziemlich gute Idee, fand Ninos zu dem Zeitpunkt, als er sie vorlegte.Glücklicherweise hatte der Streik schon nach ein paar Tagen aufgehört.
Danach hatte Strömmer sie mit einem dröhnenden Vortrag ermahnt, dass sie für jede Behauptung, die sie veröffentlichen wollten, auch stichhaltige Beweise aufbringen müssten. Und sie würden gezwungen sein zu erklären, warum das Thema überhaupt jemanden etwas anginge, sagte er.
»HHH wird von Dänen und Schweden betrieben, die in einer sektenähnlichen Organisation sind – aha? Sind nicht alle Vereine und politische Jugendverbände in irgendeiner Form sektiererisch? Es kommen nicht alle Spendengelder an – nein? Doch wie viele Geldmittel verschwinden auch bei jeder anderen Hilfsorganisation in Form von Löhnen und anderem? HHH hat in Unternehmen investiert und Gelder aus dem Land geschleust – ach so? Wie viel Geld hat nicht eine Organisation wie die Save the Children Alliance im Börsencrash verloren? Einige Jugendliche arbeiten sich kaputt, weil sie die Welt verbessern wollen – wirklich? Es ist doch wohl auch an der Zeit, dass die jungen Leute endlich lernen, sich nützlich zu machen. Warum sollte ich also schockiert sein? Inwiefern betrifft mich das?«
Strömmer hatte jede seiner Aussagen zusätzlich mit einem Hochziehen der Augenbrauen und engagierten Handbewegungen betont. Dann sah er Emil und Ninos ernst an. »Außerdem: Wir möchten nicht, dass ein Chefredakteur wegen Verleumdung verklagt wird. Ist das klar?« Ninos und Emil nickten stumm.
»Ja, und wo liegt eigentlich der Sinn, wenn wir nicht beweisen können, dass sie Spenden veruntreuen?«, fragte Ninos in einem Augenblick des Zweifelns, nachdem Strömmer sie verlassen hatte.
»Wir haben jetzt ausreichend Material für eine erste Veröffentlichung«, entgegnete Emil. »Mach dir keine Sorgen. Manchmal ist es besser, nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu legen.«
Ninos war der Meinung, ein einziger, ordentlicher und gut platzierter Schlag mit voller Kraft sei besser, aber Emil war sich seiner Sache sicher. »Du wirst schon sehen«, sagte er beinahe geheimnisvoll. »Verlass dich auf mich. Der investigative Journalismus entwickelt eine ganz eigene Dynamik.«
HHH hatte sich zunächst geweigert, einen Kommentar abzugeben. Ninos hatte in der Sortieranlage angerufen und bei sämtlichen Mitgliedern, die sie ausfindig gemacht hatten. Alle hatten gleich wieder aufgelegt, außer Iversen, der zunächst geschrien hatte: »Verstehen Sie, was wir hier machen? Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon, wie vielen hungerleidenden Kindern in Afrika Sie mit Ihrem Misstrauen und Ihrer Böswilligkeit das Essen aus dem Mund rauben? Können Sie nicht daran glauben, dass es Menschen gibt, die einfach nur Gutes tun wollen?«
Am
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