Die Wohltaeter
Deutsch anschrie: »Raus hier! Dies ist ein Einbruch. Ich rufe die Polizei.«
Dann packte sie Ninos und versuchte, ihn aus der Wohnung zu ziehen. Er schob ihre Hände weg.
»Fassen Sie mich nicht an. Und rufen Sie gern die Polizei. Mehr als gern«, antwortete er ebenfalls auf Deutsch.
»Raus, sage ich!«
»Ich bin doch schon draußen«, protestierte Ninos wütend und trat einen Schritt über die Schwelle. »Sie müssen hineingehen, und lassen Sie meine Jacke los, bevor ich dafür sorge, dass Sie mich nie wieder an der Jacke packen werden.«
»Drohen Sie mir etwa? Sie Abschaum! Solche wie ihr zerstören unsere Welt«, brüllte sie und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
Ninos klingelte und schrie durch die verschlossene Tür zurück. »Wie können Sie wissen, was ich zerstöre oder nicht? Wie können Sie überhaupt wissen, wer ich bin?«
Er nahm sein Telefon und hielt es ans Ohr. Er rief Emil an, während er die Treppe hinunter und durch die Tür hinauslief. »Hast du das eben gehört?«, fragte er atemlos, als Emil ans Telefon ging.
»Nein, was ist denn passiert?«, fragte Emil.
Ich werde verrückt, dachte Ninos. »Warum legst du die ganze Zeit auf?«
»Wir streiken.«
Ninos traute seinen Ohren nicht. Er kniff die Augen zusammenund konzentrierte sich, damit sich alles, was er in der letzten halben Stunde gehört hatte, in seinem Kopf festsetzte.
»Okay«, sagte er dann. »Jetzt haben wir jedenfalls den Hauptsitz der Ausbilder in Schweden gefunden. Und da sitzen Leute, die sagen, dass sie mit HHH zusammenhängen. Die Frau von den Ausbildern kam und hat mich hinausgeworfen.«
»Also wissen sie, dass wir dabei sind«, sagte Emil schnell. »Mach bloß, dass du wegkommst.«
»Nie im Leben. Von einem so hoffnungslos aussehenden deutschen Weib lasse ich mich nicht vertreiben. Schick einen Fotografen hierher. Jetzt legen wir erst richtig los. Man kann durch das Fenster hindurch fotografieren.«
»Meinst du das jetzt etwa ernst? Willst du wirklich nicht von dort weg?« Emil flüsterte. »Ich habe mich in einem Büro der Sonntagsbeilage versteckt, damit niemand merkt, dass ich den Streik breche. Jetzt kann ich nicht einfach hochgehen und mit der Bildabteilung sprechen. Die Fotografen streiken zwar in der Tat nicht, aber es darf ja keiner von uns anderen arbeiten. Es geht einfach nicht«, fügte er noch einmal nachdrücklich hinzu.
»Jetzt drehe ich aber wirklich gleich durch«, brach es aus Ninos heraus. »Wir haben eine Ausbilderin in Rinkeby gefunden und können ein Foto von ihr machen, und du redest vom Streik. Kümmer dich jetzt gefälligst darum.«
Ninos überquerte die Straße und stellte sich hinter einige Bäume auf dem Parkplatz, von wo aus er Irmtraud immer noch in der Wohnung auf und ab laufen sehen konnte. Es schien, als würde sie den Freiwilligen gerade die Leviten lesen.
Zehn Minuten später rief Emil erneut an.
»Wo ist der Fotograf? Niemand hat mich angerufen. Sie führt irgendwas im Schilde. Nein, nein, jetzt hat sie die Rollläden heruntergelassen. Wo ist der Fotograf?«
Ninos klang genauso verzweifelt, wie er sich fühlte.
»Er ist unterwegs«, beschwichtigte Emil ihn. »Strömmer hat es organisiert. Aber das musst du für dich behalten.«
»Sie ist so dumm«, kommentierte Ninos begeistert, ohne zu hören, was Emil sagte. »Sie lässt die Rollläden vor dem Balkonfensterherunter, aber das Küchenfenster offen stehen. Ich kann sie wie eine Irre mit dem Telefon in der Küche hin und her rennen sehen. Jetzt geht jemand zur Wohnungstür. Es ist der Finne. Warte mal.«
Juha kam aus der Tür und ging laut schluchzend zur Bushaltestelle. Ninos drückte Emil von seinem Livebericht weg und rannte Juha hinterher, der eine abweisende Handbewegung machte, als er ihn sah.
»Bitte, lassen Sie mich in Frieden. Sie sagen, alles sei mein Fehler gewesen. Ich möchte nicht involviert werden, ich will nur nach Südamerika. Es interessiert mich nicht, ob sie so was wie eine Sekte sind oder nicht. Ich scheiß darauf.« Er schniefte. »Hauen Sie ab. Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen.«
Ninos gab auf und ging zum Parkplatz zurück. Als er sich wieder hinter dem Baum platziert hatte, tippte ihm jemand auf die Schulter. Er zuckte zusammen und ließ sein Mobiltelefon fallen. Der Fotograf war angekommen. Er hatte zwei Kameras dabei, die auf seinem Bauch hingen, und eine Fotografentasche voller Kabel und Filme. »Ich bin der Knipser«, stellte er sich mit abgehacktem Dalarnaer Dialekt vor. Ninos spürte,
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