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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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Ende hatte Emil Iversen erneut angerufen und ihn gefragt, ob sie ihm einige schriftliche Fragen stellen dürften. Die Zeitung brauchte eine Art Gegendarstellung von dem Unternehmen, das sie kritisieren würden. Darauf war Iversen nach einigem Zögern eingegangen. Ninos und Emil verbrachten einen ganzen Tag damit, akribische Fragen über die Ökonomie, den Kontakt mit den Ausbildern und dem Sektierertum bei der Anwerbung von Freiwilligen zu stellen. Sie legten alle Vorwürfe vor und baten um Antwort auf sämtliche Fragen.
    Als die Antwort dann aus dem Faxgerät des Büros von Emils Frau tuckerte, konnten sich die beiden vor lauter Eifer kaum halten, sie zu lesen. Das dünne Papier rollte sich mehrmals zusammen, bevor Emil es endlich im Griff hatte.
    Er las Ninos vor:
    HHH Schweden ist ein sehr erfolgreiches Projekt, auf das das gesamte schwedische Volk stolz sein sollte. Durch Spenden von Kleidung, Geld und durch ihr Engagement ist es den Schweden gelungen, viele Leben zu retten.
    HHH konnte dank ihnen Brunnen, Brücken, Kranken- und Wohnhäuser bauen, hat den Menschen in den armen Ländern jedoch gleichzeitig beigebracht, dies selbst zu tun. Wir haben den Analphabetismus bekämpft, viele hungrige Mägen gesättigt und die Ausbreitung von Epidemien wie Cholera und anderen ansteckenden Krankheiten in Krisengebieten verhindert. Die Kleidung, die das schwedische Volk in unseren Containern abgeliefert hat, wurde hier verkauft oder in andere Länder verschickt. Der Gewinn ausden Verkäufen wurde ohne Abzüge für wohltätige Zwecke verwendet.
    Aber es verursacht auch Kosten, eine solche Organisation zu betreiben, und genau wie alle anderen Hilfsorganisationen müssen wir Löhne, Mieten und Transportkosten zahlen.
    Allein im vorigen Jahr hat das schwedische Volk der HHH Schweden über tausend Tonnen Kleidung gespendet. In Geld umgewandelt, ergibt das eine phantastische Summe. Diese Arbeit wird fortgesetzt, da das Leiden in der uns umgebenden Welt noch immer groß ist.
    Wir sind bei der Stiftung für Spendensammlung als Spenden sammelnde Organisation registriert, was garantiert, dass wir gemäß ihrer strengen Vorschriften kontrolliert werden. Es betrübt uns sehr, dass es Menschen gibt, die unsere Mission und unseren guten Ruf verunglimpfen wollen. Wir hoffen, dass am Ende das Gewissen jeder einzelnen Person entscheiden wird, ob das Gute weiterhin bestehen darf, oder die dunklen Kräfte, die nicht für eine bessere Welt kämpfen wollen, gewinnen werden. Lassen Sie uns hoffen, dass dieser Tag nie kommen wird.
     
    Ninos starrte Emil an, nachdem er zu Ende gelesen hatte. »Und mehr steht da nicht?«
    Emil zuckte mit den Schultern. »Das war zu erwarten. Dies ist die typische Antwort derjenigen, die keine Antworten haben.«
    Ninos war entsetzt. »Sie beantworten ja nicht eine einzige Frage. Aber lassen ihre Antwort so klingen, als wären wir die Teufel!«
    »In ihren Augen sind wir das wohl auch«, sagte Emil und nickte.
    Ninos fühlte einen kurzen Moment lang Panik in sich aufsteigen. Was, wenn sie den Bedürftigen wirklich Essen, Brunnen und was es sonst noch gab entzogen, indem sie HHH angriffen? Selbst wenn nicht alle Spenden ankamen, so war ein kleiner Teil vielleicht dennoch von Nutzen. Und welche Rolle nahm er selbst ein, wenn er versuchte, dies zu verhindern? Er quälte sich eine ganze Nacht mit diesen Fragen, ohne die perfekte Antwort zu finden.
     
    »Man sollte das Ganze aus der Konsumentenperspektive betrachten«, philosophierte Emil am folgenden Tag über einer Hagebuttensuppe mit Mandelbiskuits, die seine Kinder gerade in den türkisfarbenen Teppich krümelten. »Es ist jedem freigestellt zu spenden, aber man muss ja dabei nicht in Kauf nehmen, betrogen zu werden. Wenn man nun ein guter Mensch ist, der versucht, ein wenig zu helfen, sollte man sich wenigstens darauf verlassen können, dass das Geld, wie behauptet, bei den Bedürftigen ankommt. Nicht bei irgendeinem dänischen Krösus, der untergetaucht ist. Denn dann hat man einen guten Grund, an jemand anderen zu spenden.« Er runzelte ein wenig die Stirn. »Jetzt haben wir ja alles, was wir zu HHH brauchen, aber es geht darum, den Menschen zu vermitteln, auf welche Weise sie davon betroffen sind.«
    »Jetzt hab ich’s«, quakte Ninos. »Ich weiß jetzt, wie wir auf die Frage antworten sollten, was Strömmer das Ganze angeht.«
    Emil blickte ihn interessiert an. »Aha?«
    Einen Tag später, am Ostersonntag, tauchte Ninos erneut bei Emil auf, der sich gerade

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