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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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genug, damit der Engländer sich unwohl fühlte und langsam von seinem Barhocker glitt.
    Ninos wusste nicht, was er glauben sollte, spürte jedoch, dassseine Augenlider kurz davor waren, aufzugeben. Er war dem Engländer für seinen freiwilligen Rückzug dankbar. Mittlerweile war es schon fast halb vier Uhr morgens. Viel länger würde er nicht mehr den Gesunden spielen können, denn sowohl sein Körper als auch sein Gehirn waren erschöpft. Genug Räubergeschichten für den heutigen Abend.
    Ninos schloss dem Engländer die Tür auf und überlegte kurz, ob er anbieten sollte, ihm ein Taxi zu bestellen, ließ ihn dann aber doch einfach in die Dunkelheit entschwinden. Auf dem Weg zur Bar kam ihm der Kellner entgegen.
    »Die hat er vergessen.« Er hielt eine American-Express-Karte in die Luft. »Er hatte sie an der Bar hinterlegt, und ich hab sie vergessen, als ich die Kasse machte. Die Rechnung war den ganzen Abend offen, und kaum hatte er sie bezahlt, fing er wieder von Neuem an, zu bestellen.«
    Ninos seufzte. Wäre er schon wieder ganz er selbst gewesen, dann wäre er dem Gast durch den Schnee hinterhergaloppiert, um ihm die Karte zurückzugeben, aber jetzt hatte er schlichtweg keine Lust mehr. »Wir legen sie in den Kassenschrank. Morgen werde ich versuchen, ihn anzurufen.«
     
    Nur unter großer Anstrengung und mithilfe reiner Willenskraft schaffte Ninos die paar Meter zwischen Taxi und Haustür. Es war früh am Morgen, und er spürte keinen Schmerz mehr, aber sein Körper bewegte sich nur langsam und kantig vorwärts. Er hatte gerade den Code eingegeben und die Tür geöffnet, als der Aufzug hielt. Die Nachbarin aus der Wohnung unter ihm trat mit einer Leine in der Hand hinaus. An deren Ende befand sich ein kleiner, hüpfender Hund mit gespitzten Ohren, der es eiliger hatte als seine Besitzerin.
    »Guten Morgen«, grüßte Ninos artig und hielt die Tür auf, damit die beiden vorbeigehen konnten, bevor er das Haus betrat.
    Die Nachbarin blieb abrupt stehen und sah ihn ausdruckslos an. Es war eine Dame in den Siebzigern, mit graublau schimmernder und Haarspray-betonierter Frisur, die Ninos ziemlich kess fand. Sie trug einen einreihigen Wollmantel und kleine Handschuhe ausWildschweinleder. Ordentliche Spazierschuhe an den Füßen. Der erste Hundespaziergang im Kronobergspark stand auf dem Programm, erkannte Ninos. Er machte eine einladende Geste mit der Hand, um sie durch die Tür zu bitten. Seine Nachbarin reagierte, indem sie an der Hundeleine zerrte und den Hund zu sich heranzog. Offenbar hatte sie nicht die Absicht, sich vor- oder zurückzubewegen. Jedenfalls nicht auf seine Aufforderung hin. Ninos wartete noch ein paar Sekunden, dann senkte er den Blick und ging hinein. Genau in dem Moment, als er die Dame passierte, summte er leicht vor sich hin, vor allem, um sich selbst zu beruhigen.
    Süße Träume, ein richtiger Schwede zu werden – groß und stark und stumm und vaterländisch ...
    Mit Monica Zetterlunds nachdenklichem Gesang über das Zigeunermädchen im Kopf schloss Ninos die Aufzugtür und drückte den Knopf zu seiner Etage. Nach dieser langen Nacht würde er vielleicht sogar ohne Medikamente schlafen können.

5
     
     
    »Edman! «
    Göran Flintberg trat über die Schwelle des Büros im Rundfunkhaus und setzte sich vor ihren Schreibtisch, einen winzigen Notizblock und einen kurzen, zerkauten Bleistift in der Hand. Karin riss sich das Headset vom Kopf. Die Hörer mit den gelben Schaumstoffpolstern ließ sie um den Hals baumeln. Wenn der Nachrichtenchef zu Besuch kam, sollte man besser zuhören.
    »Uns liegt ein Fax vom Hotel- und Gaststättenangestelltenverband vor. Sie verdächtigen die Gaststättenbesitzer, sich nicht um Tarifverträge zu scheren, weil die meisten ihrer Angestellten Ausländer sind, die ihre Rechte nicht kennen.«
    »Die Gewerkschaft also?«
    Flintberg nickte. »Wenn es stimmt, dass die Gaststättenbesitzer die Ausländer daran hindern, der Gewerkschaft beizutreten, könnte das ein Thema sein.«
    »Was ist mit der Wirtschaftsredaktion?«, fragte Karin und ließ die Frage in der Luft hängen. Eine Gewerkschaftsgeschichte, die noch dazu als Pressemitteilung verbreitet wurde, war nicht gerade ihr Traumthema.
    »Die haben zu viel zu tun«, entgegnete Flintberg. »Ist nur eine kurze Recherche.«
    Karin verzog keine Miene, stieß jedoch innerlich einen verärgerten Seufzer aus. Ihre Kollegen bezeichneten sie als »Streikbrecherin«, da sie sich geweigert hatte, der knallharten

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