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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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ein einziges Papier, nie führte er Gespräche per Telefon. Er ist vollkommen geschützt.«
    Ingrid verstummte.
    Ninos saß wie versteinert da. War das alles? Keine Fortsetzung? Keine Lösung, nach dieser langen Rede?
    »Und was unternehmen wir jetzt?«, war das Einzige, was er her ausbekam.
    »Weißt du, wenn eine Bewegung derart groß wird, kann man wohl nichts anderes tun, als der Hydra den Kopf abschlagen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Und dazu sind weder ich noch du in der Lage.«
    Ingrid wandte sich Anna zu. »Ich wollte, dass du dir das anhörst. Es passiert selten, dass jemand so wie Ninos reagiert und Interesse zeigt, also dachte ich, es täte uns beiden gut, darüber zu reden. Wie du wohl weißt, habe ich die letzten Jahrzehnte darauf verwendet, endlich zur Ruhe zu kommen. Ich wollte nie mehr etwas damit zu tun haben. Es tut mir leid, dass ich nie ganz offen zu dir sein konnte. Aber jetzt verstehst du vielleicht, warum ich mich so aufgeregt habe, als du anfingst, über die Menschen in den Entwicklungsländern zu reden, und dass du dich engagieren wolltest.«
    Anna nickte, noch immer stumm.
    Ninos hatte sich inzwischen erholt. »Das ist ja krank. Dass jemand dabei ist, die ganze Welt zu hintergehen. Warum werden die Menschen nicht gewarnt?«
    Ingrid antwortete nachdenklich. »Weil viele es bereits versucht haben. Ich glaube, du verstehst nicht, welche Kraft die Ausbilder besitzen. Nachts schlafen sie nicht, sie essen kaum etwas und haben viele normale menschliche Bedürfnisse verdrängt. Sie widmen ihr ganzes Leben dieser Sache. Man kann nicht einfach zu ihnen hineinmarschieren und ihnen sagen, sie sollen aufhören, oder ihnen mitteilen, sie seien entlarvt. Sie sind vollkommen ergeben. Die Bewegung wird um jeden Preis und mit allen Mitteln verteidigt. Und du musst mir glauben, wenn ich sage, dass sie sowohl ausreichend Mittel als auch Kontakte haben.«
    Sie holte tief Luft. »Und sie geben niemals auf.«
    »Aber irgendwas müssen wir doch tun«, begann Ninos und schaltete den Suchmechanismus in seinem Kopf ein. Einige seiner zahlreichen Erfindungen aus den letzten Jahren könnte man vielleicht wiederverwenden.
    »Vergiss es«, unterbrach Ingrid ihn. »Ein paar der weltbesten Journalisten haben sich daran versucht. Und sind gescheitert. Die dänische Polizei und der dänische Staat haben sie sich vorgeknöpft. Aber sie leben und wachsen mit jedem Tag. In vielen Ländern der Welt werden sie geliebt und verehrt. HHH hat offiziell keine Verbindungen zu den Ausbildern. Jedes Mal, wenn jemand innerhalb der Organisation einem Journalisten als Quelle gedient hat, hat man diese Person auf eine Art und Weise bestraft, die man sichkaum vorstellen mag. Ich habe dir das alles nicht erzählt, weil ich dich zu einem Kreuzzug auffordern will. Ganz im Gegenteil. Aber jetzt weißt du, worum es geht.«
    Ninos wollte etwas Scharfsinniges entgegnen, blieb aber still. »Was, glaubst du, ist dem Engländer widerfahren?«, fragte er am Ende.
    Anna warf Ninos einen unsicheren Blick zu und sah dann wieder ihre Mutter an.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ingrid leise. »Aber bisher ist es niemandem gelungen, sie aufzuhalten. Also hoffe ich nicht, dass er genau das tun wollte.«
    Ninos wusste nicht, was er sagen sollte. Was konnten sie unternehmen?
    Mal schauen, ob er anbeißt, dachte Ingrid im selben Moment und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel.

15
     
     
    »Hallo, Ninos.« Ingrids Stimme klang aufgeregt und etwas schrill.
    »Ja, hallo!«, sagte Ninos. »Danke noch mal für das Essen. Ich wollte mich eigentlich melden, aber ich wusste nicht ...« Ihm war ganz einfach nichts eingefallen, das er hätte sagen können. Er wollte etwas gegen HHH unternehmen. Von Ingrids Geschichte inspiriert, hatte er in den letzten zwei Tagen viele Ideen gehabt und sie wieder verworfen.
    »Egal«, unterbrach sie ihn. »Du, mir ist ein Gedanke gekommen. Wir beide werden uns gegenseitig im Fall Møller helfen.«
    Ninos stutzte. Wie meinte sie das?
    »Wir werden es auf meine Weise angehen.« Ingrid sprach schnell und ungeduldig.
    »Ach ja?«
    »Es könnte einen Weg geben, sie zu entlarven. Ich kenne eine Person, die uns helfen kann. Und ich helfe dir«, fügte sie hinzu.
    »Aha ...« Ingrid wollte ihm helfen? Ninos wäre weniger verwundert gewesen, wenn sie ihm aus heiterem Himmel eine Tracht Prügel angedroht hätte.
    »Ja. Eigentlich hatte ich vor, selbst aktiv zu werden. Aber ich bin keine Reporterin, und ich hatte Angst, wegen Anna. Sie

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