Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
alle tückischen Fallen kaschierte. Soni konnte über Felsen, Löcher und andere Hindernisse stolpern, wenn sie auf dem Boden aufkam. Aber sie musste landen. Die Membranen ihrer Flügel glänzten vor Wasser, und zwischen den Rippen der Flügel hatte sich weißer tödlicher Schnee gesammelt.
Philippa mied den Blick auf die heimtückische Fläche unter ihr. Es war Sonis Aufgabe, und es gab nichts, was sie tun konnte, um ihr dabei zu helfen. Ihr Schicksal war an das ihres Pferdes gebunden.
Soni hörte auf, mit den Flügeln zu schlagen, und streckte die Vorderbeine aus. Sie machte den Hals lang, legte wegen des herabfallenden Schnees die Ohren an und zog die Hinterläufe dicht an den Körper. »Mach es einfach so gut du kannst«, rief Philippa ihr zu. Sie setzte sich tief in den Sattel, verlagerte das Gewicht ein Stück nach hinten und
drückte die Hacken nach unten. Mit den Waden umklammerte sie Sonis Körper, zog das Kinn ein und ließ die Zügel locker.
Sie spürte, wie Sonis Hufe auf dem Schnee aufsetzten, wie sie schlitterte, als sie die Hinterläufe aufsetzte und keinen Halt fand. Soni hob noch einmal vielleicht eine halbe Länge vom Boden ab. Philippa spürte, wie sie kurz, aber heftig mit den Flügeln schlug, sich emporhob und dann ein zweites Mal aufsetzte. Ihre Hufe rutschten zur Seite weg, und Philippa arbeitete dagegen, bis Soni die Flügel kippte, um auf dem glitschigen Boden ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Sofort verlangsamte sie ihr Tempo.
Soni galoppierte, dann trabte sie und ließ dabei die Flügel hängen. Schließlich blieb sie taumelnd stehen, ließ den Kopf und die Flügel sinken und atmete schwer.
Philippa sprang aus dem Sattel und rieb mit den behandschuhten Händen Schnee und Wasser von Sonis Flügeln. Sie zog den Mantel aus und nahm den Wollstoff, um die Membranen zu trocknen, dann berührte sie Sonis Schulter. Als Soni die Flügel zusammengefaltet hatte, lehnte Philippa den Kopf gegen den erhitzten Hals des Tieres und erschauderte vor Angst bei dem Gedanken, was alles hätte geschehen können.
»Gut gemacht«, murmelte sie in Sonis Mähne und schlang fest die Arme um sie. »Gut gemacht, mein Mädchen.«
Sie hatte sie nicht kommen hören. Erst, als Soni auf einmal den Kopf nach oben warf und vor dem verhassten Geruch zurückwich, bemerkte sie, dass sie da waren. Philippa wirbelte herum und sah, was Soni erschreckt hatte: Die stumpfe Spitze eines langen, hässlichen Messers war direkt auf ihren Hals gerichtet.
Sie konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Als ein riesiger, furchteinflößender Hund bedrohlich bellte, wieherte Soni laut, zog sich noch weiter zurück und riss Philippa hastig die Zügel aus der Hand. Philippa zog sich ebenfalls zurück und versuchte in ihrer Nähe zu bleiben.
Die Barbaren hatten sie aufgespürt. Ihre Schritte waren im Schnee nicht zu hören gewesen. Es waren sechs dunkelhäutige, bärtige Männer, die in dicke Felle gehüllt waren und speckige Lederhelme trugen. Einer führte einen riesigen schwarzen Hund an der Leine, der ununterbrochen die Zähne fletschte, so dass ihm der Geifer aus dem Maul troff. Ein anderer schwenkte einen Speer mit einer doppelten Spitze. Sie versuchten einen Kreis um Philippa und Soni zu bilden, doch Soni wieherte, bäumte sich auf und wollte weg von ihnen. Die Männer wichen ihren schlagenden Hufen aus, doch sobald sie weit genug entfernt war, schlossen sie den Kreis um Philippa. Es waren grässlicher Männer, erschreckende Wesen mit flachen Gesichtern und schmalen, brutalen Augen.
Der Mann mit dem Messer sagte etwas in einer kehligen Sprache. Er ließ von Philippas Kinn ab, um mit dem Messer auf etwas zu zeigen und zielte dann auf ihre Brust. Der Hund winselte, als sein Herr an ihm zerrte.
Philippa spürte deutlich die Anspannung in ihrem Bauch, weil sie von Soni getrennt war, und starrte hinunter auf das wettergegerbte Gesicht des Mannes mit dem Messer. »Das werden Sie noch bereuen!«, fuhr sie ihn an.
Er schien sie nicht zu verstehen. Er schrie etwas, klopfte sich auf die Brust und fuchtelte mit dem Messer wild in der Luft herum. Bei einer der Bewegungen erwischte er mit der Klinge Philippas Hals. Sie spürte, wie ein warmes blutiges Rinnsal in ihr Wams lief. Soni wieherte wieder, tänzelte wie
verrückt um den Kreis der Männer und versuchte zu ihrer Reiterin zu gelangen.
Philippa berührte ihren Hals und fluchte, als sie das Blut auf ihrer Hand sah. Der Mann mit dem Messer gab noch mehr abgehackte Worte in der gutturalen
Weitere Kostenlose Bücher