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Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toby Bishop
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zurückfielen. Hatte am Vortag noch die Sonne auf dem Schnee geglitzert, so hatte sich heute eine graue Wolkenschicht davorgeschoben, deren Schatten unter ihnen über das glanzlose Wasser jagten. Sie hatte das Gefühl, bereits seit Wochen über Schnee, Eis und Wasser hinwegzufliegen und nicht erst seit Tagen. Ihre Gelenke schmerzten, weil sie eine weitere Nacht auf dem Boden geschlafen hatte, und ihr Gesicht fühlte sich starr und ausgetrocknet an. Auch Soni wirkte müde. Ihr Start war schwerfälliger als sonst gewesen, und wenn sie auch gleichmäßig mit den Flügeln schlug, waren es lange nicht so mühelose Bewegungen wie zu Beginn ihrer Reise, als sie an der Akademie losgeflogen waren.
    »Nur noch ein Tag, Soni«, murmelte Philippa gegen das Pfeifen des Windes an. »Nur noch ein Tag, dann können wir nach Hause.« Nach diesem Auftrag wird es mir wie Urlaub vorkommen, die Drittklässlerinnen zu unterrichten, dachte sie. In ihrem eigenen Bett mit ihrer eigenen Decke und auf ihrem Kopfkissen zu schlafen, erschien ihr wie der Himmel auf Erden. Und sie war sich sicher, dass auch Soni sich nach ihrem warmen Stall mit dem Stroh sehnte und nach dem Haferbrei mit Melasse, den Herbert manchmal bei kaltem Wetter für die Pferde kochte.

    Sie flogen an der zerklüfteten Küste entlang und behielten die Schiffe des Barons im Auge. Philippa beobachtete sorgenvoll die tief hängenden Wolken und den dunklen Himmel im Norden. Es lag Schnee in der Luft. Außerdem musste sie feststellen, dass der Landstrich, den sie ausfindig gemacht hatte, nicht so leicht wieder aufzuspüren war. Es gab Dutzende solcher Seesäulen, Monolithen, die von den Wellen glattgewaschen waren und aus dem Wasser ragten. Auf der Suche nach dem richtigen Ort flogen sie ein halbes Dutzend Mal ins Landesinnere und fanden nur leere, schneebedeckte Flächen vor. Sie folgten schmalen Landzungen und Flussmündungen sowie ein oder zwei Küsten, die breiter waren als die, an die sie in Erinnerung hatte – ohne Erfolg. Philippa begann an ihrem Gedächtnis zu zweifeln und hatte Angst, dass sie die richtige Stelle irgendwie verpasst hatte.
    Als sie endlich den Orientierungspunkt erblickte, war sie schon eine ganze Weile in der Luft. Die zinnenartige Form kam ihr bekannt vor, doch in dem diesigen Licht war sie zunächst nicht sicher. Die Bucht dahinter war oval und hatte einen schmalen, geschwungenen Strand mit schwarzem Sand, der zum Land hin steilen Felswänden Platz machte. Sie seufzte vor Erleichterung, als sie jenseits des Strandes eine Rauchsäule aufsteigen sah. Sie und Soni würden kurz ins Landesinnere fliegen, um sicherzugehen, dass es sich um die richtige Stelle handelte, und sich dann endlich auf den Heimweg machen. Sie würden noch eine Nacht in Onmarin verbringen, und schon morgen konnten sie wieder an der Akademie sein, warm und geborgen und umgeben von dem beruhigenden Klang weiblicher Stimmen.
    Sie zog am linken Zügel. Sie musste nur gerade so nah heranfliegen, dass sie erkennen konnte, ob es sich um das
Lager der Wildländler handelte, dann konnte sie umdrehen und hoffen, dass sie und Soni wie die großen Seevögel aussahen, die über der Küste kreisten und ab und an im Sturzflug herabschnellten.
    Als Soni die Richtung änderte, blickte Philippa nach Norden und erschrak. Der ganze nördliche Horizont war hinter einer grauen Wolkendecke verschwunden, und der drohende Schneesturm hatte bereits das Hochplateau erreicht. Jetzt, wo sie weit genug im Osten war, konnte sie sehen, dass der Sturm mit enormer Geschwindigkeit von den Gletschern herunterfegte.
    Sie beugte sich nach vorn, als die Stute einer schwarzen Seesäule auswich. »Wir sollten uns lieber beeilen, mein Mädchen!«, rief sie. Soni reagierte mit kräftigeren Flügelschlägen. Philippa legte schützend die Hand über die Brauen und blickte starr nach vorn.
    Jetzt, wo sie so nah dran war, sah sie, dass das Lager der Wildländler erheblich weiter im Inland lag, als sie zunächst geglaubt hatte. Sie flog tief über ein Geröllfeld hinweg, das von einem Abbruch am Kliff stammte. Das Geröll war genauso schwarz wie der Sand und wirkte stumpf in dem diesigen Licht. Sie flog über eine felsige Erhebung, dann öffnete sich vor ihnen das flache Tal. Auf der rechten Seite erhob sich das Plateau mit einer Wand aus undurchdringlichem grauem Stein. Im Osten erstreckte sich ein spärlicher Wald bis zum Horizont. Und dort sah Philippa endlich die Gebäude, die sie am Vortag entdeckt hatte.
    Es waren acht lange

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