Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
sie traurig zu. »Ich kann nicht wissen, wie du dich fühlst. Aber ich weiß, dass du einen schweren Weg vor dir hast, Philippa. Wintersonne kann immer noch sterben.«
»Das kann sein, aber ich werde dem nicht auch noch nachhelfen.«
»Bitte, Philippa, ich kann Eduard davon abhalten, Soni einzuschläfern, aber ich kann ihn nicht zwingen, in den Stallungen Platz für dich zu schaffen, wenn er es nicht will.«
»Ich gehe zu Frans«, sagte Philippa dickköpfig.
»Ich glaube, der neue Fürst hat im Augenblick alle Hände voll zu tun«, erwiderte Susanna. »Und so viel Zeit hast du nicht.«
Philippa versuchte nachzudenken, aber es kostete sie so viel Kraft, sich zusammenzureißen, dass ihr Kopf schmerzte und sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Wo konnte sie hingehen? Zu Hause in Inseehl war sie niemals willkommen. Mersin würde ihr die Schuld dafür geben, dass er seine Privilegien am Fürstenpalast verloren hatte. »Ich könnte ins Beeht-Haus gehen«, überlegte sie leise. »Dort könnte man Platz für Wintersonne schaffen.«
»Vielleicht«, sagte Susanna. »Aber wäre Soni dort glücklich? Und was genauso wichtig ist: Wärst du es?«
Jetzt hob Philippa das Gesicht und starrte Susanna an. »Könntest du es?«, fragte sie heiser. »Wenn es Sternschnuppe wäre?«
In Susannas Gesicht spiegelte sich Philippas ganzes Elend. Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht.«
»Komm und sieh sie dir an«, forderte Philippa sie plötzlich
auf. »Komm mit zu Soni und sage mir, was du tun würdest.«
Susanna trat einen Schritt zurück. »Das kann ich nicht«, erklärte sie. »Ich kann nicht nur an ein einzelnes Pferd oder an eine Pferdemeisterin denken, ich muss das Wohl der ganzen Akademie im Auge behalten.«
»Und ich muss an Soni denken.«
»Wenn du dich Eduards Anweisung verweigerst, musst du sie hier wegbringen«, sagte Susanna mit Nachdruck, doch ihre Lippen bebten.
»Einverstanden«, antwortete Philippa. Ihr fehlte die Kraft, Mitleid mit Susannas schwieriger Lage aufzubringen. Sie wandte sich von ihr ab und schritt auf die Stallungen zu. Im Vorbeigehen stieß sie mit der Schulter gegen den Türrahmen, dann rannte sie fast den Gang hinunter, weil sie fürchtete, dass Eduard irgendwie zu Soni gelangt sein könnte, um ihr das tödliche Mittel zu verabreichen. Das war natürlich vollkommen undenkbar, aber ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie stolperte zu Soni in den Stall, die mit gesenktem Kopf an der Wand lehnte. Der Verband über ihrem Flügel war blutdurchtränkt, und sie hatte die Augen fast geschlossen. Philippa sank in das Stroh, ohne auf ihren frischen Rock zu achten. Sie setzte sich mit dem Rücken an die Wand und streckte die Beine vor sich aus. Sie würde Soni so lange wie möglich schlafen lassen, und dann … dann was? Sie hatte keine Ahnung, was als Nächstes kam.
Sie stützte den Kopf in die Hände und stellte verblüfft fest, dass sie offenbar immer noch Tränen übrig hatte.
Der Vormittag war schon fast verstrichen, als sie von Larkyn geweckt wurde.
»Meisterin Winter«, sagte das Mädchen vom Gang aus. »Meisterin Winter. Broh ist hier, und er hat einen Karren dabei.«
»Einen Karren?« Philippa schreckte hoch. Sie war eingeschlafen. Die Tränen auf ihren Wangen waren getrocknet, und ihr Gesicht fühlte sich steif und verkrustet an.
»Ja!« Lark öffnete das Tor und trat herein. Sie hielt in der einen Hand ein Halfter und unter den anderen Arm hatte sie einen Stapel frischer Laken geklemmt. »Ja, er sagt, dass es derselbe Karren ist, mit dem Sie vom Hafen hergekommen sind. Kommen Sie. Er steht direkt vor der Tür, und der Ochse ist schon angespannt. Er hat eine gute Rampe gebaut, und ich habe die Hausdame gebeten, Ihre Sachen zu packen.«
Philippa rappelte sich auf und zuckte bei dem Schmerz in ihrer geprellten Schulter zusammen. »Larkyn, was ist passiert? Was ist los?«
»Ich habe Ihnen zugehört«, erklärte Larkyn schlicht. »Ich kam vom Frühstück und habe Sie und Meisterin Stern im Hof reden hören. Broh wollte sich von mir verabschieden, und da habe ich ihm alles erzählt.« Sie ging zu Soni, streichelte sie mit ihren kleinen, sicheren Händen und schob das Halfter über ihren Kopf. »Komm jetzt, Wintersonne«, sagte sie. »Du und Meisterin Winter, ihr fahrt jetzt nach Hause ins Hochland.«
»Ins Hochland?«, wiederholte Philippa. Sie kam sich irgendwie begriffsstutzig vor. »Wieso ins Hochland?«
Larkyn lockte Soni Stück für
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