Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
das Stroh auf dem Boden sauber und trocken war. Larkyn war fort und hatte sie mit ihrem Tier allein gelassen.
Als Philippa es schließlich ertragen konnte, Soni für ein paar Stunden allein zu lassen, ging sie ins Wohnhaus, um zu baden, was dringend nötig war, und ihre Kleidung zu wechseln. Es war noch früh, und die Mädchen saßen beim Frühstück. Über Nacht hatte es ein wenig geschneit, und der Hof wie auch der Weg waren von einer weißen Schneeschicht überzogen.
Die Hausdame lief geschäftig umher und gab heißes Wasser sowie etwas duftende Seife in die Wanne mit den Löwentatzen, in der Philippa badete. Den Kopf hatte sie auf
ein zusammengerolltes Handtuch gelegt und lauschte mit geschlossenen Augen dem Geplapper der Hausdame.
»Jetzt wird Frans der nächste Fürst«, sagte sie und goss noch mehr heißes Wasser in die Wanne. »Er sollte ja eigentlich nie regieren und wurde nicht darauf vorbereitet, aber so ist es nun einmal! Sein älterer Bruder ist tot, und jemand anderen gibt es ja wohl nicht. Prinz Frans wird morgen im Turm der Zeiten vereidigt, aber es heißt, dass er heute bereits an der Sitzung des Rates in der Rotunde teilnimmt. Die Fürstin, das arme Ding, zieht aus dem Palast aus und geht zurück zu ihrer Familie. Meine Cousine arbeitet im Palast. Sie meint, sie hätte die Fürstin noch nie so glücklich gesehen. Können Sie sich das vorstellen? Nun, ich weiß nicht, ob sie immer noch Fürstin ist, aber ich denke schon. Es gibt ja keine andere. Und Meister Krisp ist wieder als Zuchtmeister eingestellt worden, weil Meister Jinson ja auch tot ist.«
Philippa schlug die Augen auf. »Jinson ist tot?« »Ja«, erwiderte die Hausdame finster. »Der arme Kerl. Er wollte diesen Posten eigentlich gar nicht. Der passte doch auch nicht zu ihm, hab ich Recht?«
»Ja«, erwiderte Philippa schwach. »Aber was ist ihm denn zugestoßen?«
Die Hausdame blickte zur Tür des Badezimmers, um sicherzugehen, dass sie immer noch geschlossen war. »Ich habe gehört, dass darüber gerade in der Rotunde gesprochen wird, aber man erzählt sich, dieser Diener des seligen Fürsten hätte den armen Jinson erschossen. Ich konnte den Kerl noch nie ausstehen, hab ihm nicht über den Weg getraut.«
»Slathan? Bei Kallas Zähnen«, stieß Philippa hervor. Sie schloss die Augen und ließ den Kopf wieder auf das Handtuch
am Wannenrand sinken. »Slathan«, wiederholte Philippa. »Und wo ist er jetzt, nachdem sein Herr tot ist?«
Die Hausdame nahm auf einem Stuhl neben der Badewanne Platz und hob ein dickes Badetuch auf den Schoß. »Das weiß niemand«, verkündete sie voller Genugtuung. »Der wagt es bestimmt nicht, sich noch einmal in Oscham blicken zu lassen; so viel ist jedenfalls sicher!«
»Und …« Philippa rieb sich mit den nassen Händen über das Gesicht. Sie konnte das alles kaum verarbeiten. »Deshalb also hat Eduard Krisp seinen Posten zurückerhalten?«
»Ja«, bestätigte die Hausdame. »Ich glaube, er ist gerade mit Meisterin Stern im Stall.«
Philippa setzte sich auf, die Müdigkeit fiel auf einmal von ihr ab wie die Wassertropfen, die von ihrem nassen Gesicht auf ihre Schultern rannen. »Warum?«, fragte sie.
Die Hausdame strich über das Handtuch. »Um alles wieder in Ordnung zu bringen, nehme ich an. Um diese alberne Fleckham-Schule zu schließen und die Jünglinge nach Hause zu schicken. Und um dafür zu sorgen, dass die arme Amelia Riehs und ihr Junghengst wieder dorthin kommen, wo sie hingehören, nachdem ihr Vater zugestimmt hat, dass sie an der Akademie bleiben dürfen. Fürst Frans hat keine Zeit verloren und sogleich Frieden mit Kleeh geschlossen!«
Philippa stand in der Wanne auf. Das Wasser troff von ihrem Körper, und die Hausdame reichte ihr das Badetuch. Sie rieb sich die Haare trocken, streckte dann die Hand nach einem weiteren Handtuch aus und stieg aus der Wanne. »Danke!« Sie konnte ihre Nervosität kaum beherrschen und trocknete sich mit fahrigen Bewegungen ab. »Bitte reichen Sie mir meine Kleidung.«
Im Hof traf sie auf Susanna und Eduard. Susannas Gesicht sprach Bände, aber sie sagten kein Wort, bis sie im Büro der Leiterin waren und die Tür hinter sich geschlossen hatten. Das Feuer im Kamin prasselte und wirkte fast unangemessen heiter auf Philippa, die sich müde an die Tür lehnte.
Eduard wandte ihr sein zerfurchtes finsteres Gesicht zu. »Sie müssen Wintersonne einschläfern, Philippa«, erklärte Eduard voller Mitgefühl. »Es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Wie
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