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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa van Allen
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zumindest nichts dagegen, wenn du bleiben würdest.«
    »Klingt ja sehr begeistert.« Er kicherte. »Wie lange müsste ich abwarten?«
    Ihr schnürte sich der Hals zu. »Keine Ahnung. Ich habe noch nie einen Pullover für einen Freund gestrickt.«
    »Noch nie?«, platzte es aus ihm heraus, dann fing er sich. »Oh, tut mir leid. Das sagtest du ja gerade. Es hat mich nur überrascht.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte sie und behielt den Rest ihrer Gedanken für sich.
    »Warst du schon einmal ernsthaft mit jemandem zusammen?«
    Sie ließ die Kellnerin ihr Wasser neu auffüllen. Das Eis darin klirrte. »Ich bin mir nicht sicher, was ernsthaft bedeutet.«
    »Mit jemandem, den du geliebt hast«, erklärte er.
    Sie zwang sich zu lächeln und hoffte, dabei geheimnisvoll und verführerisch zu wirken. »Wieso ist das wichtig?«
    Er rückte von ihr ab und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Vielleicht möchte ich gern erfahren, worauf ich mich einlasse. Ob es jemanden gibt, über den ich mir Sorgen machen müsste.«
    »Es gibt niemanden.«
    »Nein?«
    »Nein.« Und beinahe hätte sie hinzugefügt: Wie sollte es denn jemanden geben? Wie sollte es irgendjemanden außer dir geben?
    Er betrachtete sie. Sie hatte ihre Sonnenbrille abgenommen, als sie sich hingesetzt hatten – nicht aus freien Stücken, sondern weil sie im schummrigen Wechsel von Kerzenschein und Schatten im Restaurant weder die Speisekarte lesen noch ihr Wasserglas sehen konnte. Dennoch sah Vic ihr fest und direkt ins Gesicht, ohne die Augen zusammenzukneifen oder auf irgendeine andere Weise zu zeigen, dass es ihm unangenehm war.
    In diesem Augenblick erkannte Aubrey, dass seine Gefühle für sie ernst sein mussten. Er gab ihr etwas, das ihr die meiste Zeit ihres Lebens gefehlt hatte: Er sah ihr in die Augen, ohne zu urteilen. Und von all den Männern, die sie je getroffen hatte, bestätigte nur er, was sie manchmal, trotz der Dinge, die in Tarrytown über sie erzählt wurden, insgeheim vermutet hatte: dass sie auf ihre eigene Art schön war, trotz ihrer Augen.
    Dankbarkeit machte sich in ihrem Herzen breit und, so merkwürdig es schien, auch eine Hoffnung, auf die sie niemals Anspruch erhoben hätte: Geschah dies gerade wirklich, war da die Möglichkeit von Liebe? Konnte es sein, dass ihre trüben Prognosen über ihre lange, einsame Zukunft in der Strickerei falsch waren?
    Sie nahm eine Veränderung in Vics Gesicht wahr, seine Pupillen verdunkelten sich, sein Atem strömte aus geöffneten Lippen.
    »O Gott … dieser Tisch«, murmelte er. Er ergriff die Kanten mit den Händen, und das Tischtuch bauschte sich. »Meinst du, es fällt irgendjemandem auf, wenn ich ihn umwerfe, damit er aus dem Weg ist?«
    Aubrey hatte das Gefühl, als würden tausend kleine Schmetterlinge auf ihrer Haut landen. Sie sehnte sichnach Vics Mund, nach seinen Händen. Ihre Stimme war ein Krächzen: »Was hält dich zurück?«
    Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, dass das Summen und Läuten im Hintergrund nicht ihrer überreizten Vorstellungskraft entsprangen, sondern dass es ihr Handy war, das in der Tasche neben ihr klingelte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie den Stiel ihres Sektglases fest umklammert hielt. Sie stellte es ab. »Sorry.« Sie wühlte mit zitternden Fingern in ihrer Handtasche, bis sie das Handy gefunden hatte.
    Die Strickerei. Sie antwortete sofort. »Was ist los?«
    Sie vernahm Meggies Stimme: »Ich glaube, wir brauchen dich. Schnell.«
    »Was ist passiert?«
    »Craig ist passiert. Er ist hier.«
    »Weshalb?«
    Meggie flüsterte: »Er sagt, er geht nicht ohne die Kinder.«
    »Gib uns zehn Minuten«, erwiderte Aubrey. Sie klappte das Handy zu. »Es tut mir leid«, sagte sie mutlos zu Vic. Sie hatte den Eindruck, dass etwas Unvermeidliches geschah und die Strickerei sie brutal in den Mikrokosmos ihres Lebens zurückzerrte. Sie dachte, wie schön es gewesen war, ihr eine Weile entkommen zu sein.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Es tut mir so leid. Aber du musst mich nach Hause bringen.«
    Aus dem Großen Buch im Flur
    Manchmal ist es entscheidend, schnell stricken zu können. Auf den Britischen Inseln entwickelten die Strickerinnen schon früh Methoden, um mit so wenig Aufwand wie möglich zu stricken; je kleiner die Bewegung, desto schneller war die Masche fertig. Sie fädelten die Wolle auf ihrer linken Hand auf, um im winterlichen Licht eines Kaminfeuers schnell arbeiten zu können. Ihr Stricken diente dem Zweck, Geld einzubringen: Mit dem Gestrickten

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