Die Wuensche meiner Schwestern
Oberhand gewinnst, indem du dich von mir scheiden lässt, dann hast du dich geschnitten! Ich werde bessere Anwälte haben als du. Viel bessere. Du bekommst irgendeinen vom Staat zugewiesenen Tölpel und einen Eintrag ins Vorstrafenregister für Kindesentführung.«
Bitty lachte, als hätte er gerade einen Witz erzählt. Doch die Angst kroch ihr vom Magen in die Brust, legte sich eng um sie und stieg ihr in den Hals hinauf, wo sie sich festsetzte. Sie suchte am Verandapfosten Halt und hoffte, die Geste wirke eher fröhlich als verzweifelt.
»Und was willst du mit unseren Kindern vierundzwanzig Stunden am Tag tun, während du im Büro oder auf einer Cocktailparty bist oder wo du sonst immer hingehst? Ich glaube nicht, dass du eine Vorstellung davon hast, wie es ist, Kinder großzuziehen. Und ich glaube nicht, dass du das überhaupt allein tun wolltest.«
»Wer sagt denn, dass ich es allein tun würde?«, fragte Craig.
Bitty musste sich vor Schmerzen fast krümmen. Ihre Fingernägel bohrten sich in das Holz. »Was willst du?«
»Dieses lächerliche Machtspielchen endet jetzt. Ich nehme die Kinder wieder mit zurück. Es sind meine Kinder. Und wenn du weißt, was gut für dich ist, dann schickst du sie jetzt sofort raus. Ich gebe dir fünf Minuten. Warum bist du noch hier? Geh!«
»Okay, ich habe dich gehört. Wie die gesamte Nachbarschaft«, erwiderte Bitty. Das Hämmern ihres Herzens dröhnte so laut in ihren Ohren, dass sie sich selbst kaum hören konnte. »Aber … warte einen Moment.« Sie drehte sich um. Die Haustür stand offen, der Flur schloss sie in seine Arme, und sie war froh, dass sie drinnen und Craig draußen im Garten war, und fühlte sich tatsächlich ein wenig erleichtert, sich hinter den Mauern der Strickerei zu befinden.
Seit ihre Erwachsenenpersönlichkeit begonnen hatte, sich herauszubilden, hatte Bitty stets versucht, die Dinge unter Kontrolle zu halten. Und sie war damit auf bewundernswerte Weise erfolgreich gewesen – ohne auf das unzuverlässige und jämmerliche Hilfsmittel der Magie zurückgreifen zu müssen. Sie hatte sich beigebracht, Männer in sie verliebt zu machen, und dann hatte sie sich Craig geangelt. Sie hatte sich mit ihm zusammengetan, weil sie wusste, dass er ihr ein stabiles, anständiges Leben bieten würde; genau wie sie strebte er ein perfekt geordnetes Dasein an. Problematisch wurde es, als Craigs Vorstellung von einem guten Leben anfing, mit Bittys Vorstellung zu kollidieren und diese sogar zu beschneiden. Und nun standen sie hier.
Sie steuerte auf die Küche zu, wo ihre Familie Zuflucht gesucht hatte. Aubrey, die über den Garten eines Nachbarn durch die Hintertür ins Haus geschlüpft war, trug immer noch, was sie für ihr unterbrochenes Date ausgewählt hatten. Neben ihr saß Meggie, ihr kleines Koboldgesicht zerknittert vor Sorge. Bittys Kinder standen so eng beieinander, dass ihre Schultern sich berührten.
»Mom?«, fragte Carson.
»Es ist alles in Ordnung«, erwiderte Bitty. Sie ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf den Kopf, auf sein babyweiches Haar. Sie tat dasselbe bei ihrer Tochter, die nach Erdbeershampoo roch.
»Lass mich raten«, meinte Nessa. Sie ahmte die Stimme ihrer Mutter nach: »Das ist etwas zwischen mir und eurem Vater.«
»Das hilft uns jetzt auch nicht«, erklärte Bitty. In der Strickerei war es plötzlich fürchterlich heiß, und sie schwitzte. »Ich möchte, dass du deinen Bruder sofort nach oben bringst.«
Nessa seufzte. »O Mann. Komm, Carson.«
Sie führte ihren Bruder an der Hand davon. Die Küche veränderte sich bei ihrem Weggang, als wäre ein Teil der Luft mit ihnen verschwunden. Bitty sah ihre Schwestern an, die wiederum sie ansahen. Sie war mit den Nerven zu sehr am Ende, um sich dafür zu schämen, dass die Wahrheit über ihr Leben, diese stillose, vulgäre Geschmacklosigkeit, ans Licht gekommen war. Sie war, wer sie war, wer sie tief in ihrem Herzen immer geblieben war – Bitty, die die Strickerei niemals verlassen hatte. Und ihre Schwestern wussten es.
»Ist er betrunken?«, fragte Meggie. »Ist er ein Trinker?«
»Nein«, erwiderte Bitty. Sie spürte die Feuchtigkeit an ihrem Haaransatz. »Er bekommt nur manchmal Wutanfälle. Er unterdrückt Dinge so lange, bis er mit einem lauten Knall explodiert. Aber das hier … das ist unglaublich.«
»Was sollen wir tun?«, fragte Meggie.
Bitty seufzte und sprach dann aus, was seit dem Tag in ihrem Kopf herumgeisterte, an dem sie verstanden hatte, dass ihr Mann sie nicht mehr
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