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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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würden die Strahlen aufeinander richten.
    Der Professor hob den Kopf und lauschte aufmerksam. Er wäre vielleicht nicht in der Lage, den Riss in der Raumzeit zu hören, aber er würde schon bald wissen, ob das Experiment geklappt hatte.
     
    David lag mit dem Rücken auf dem Boden des Strahlentunnels. Simon ragte über ihm auf und stellte ihm einen Fuß auf die Brust, was das Atmen für ihn schwierig und das Aufstehen unmöglich machte. Halb benommen und keuchend packte David den Lederstiefel und versuchte, ihn von seinem Brustkorb wegzuschieben, aber der Mann verlagerte nur noch mehr von seinem Gewicht auf David und erhöhte den Druck. Außerdem richtete er auch noch seine Maschinenpistole auf Davids Stirn, schien jedoch keine große Lust zu haben, damit zu schießen. Vielleicht befürchtete er, dass ein Querschläger das Strahlrohr treffen könne. Oder er wollte sich einfach an Davids Niederlage weiden. Als er den Absatz seines Stiefels in Davids Brustbein bohrte, wurde das Summen der supraleitenden Magneten lauter, und der Boden des Tunnels begann zu vibrieren.
    »Hören Sie das?«, fragte Simon und verzog sein schweißbedecktes Gesicht zu einem Grinsen. »Das ist die letzte Beschleunigung. Nur noch zwei Minuten.«
    David wand sich, strampelte mit den Füßen und schlug mit den Fäusten gegen Simons Bein, aber dem Mistkerl war dadurch nicht beizukommen – er blieb einfach stehen. Wie er sein Opfer, das er am Boden festgenagelt hatte, mit offenem Mund anstarrte, sah er aus wie ein Mann, den die Leidenschaft gepackt hatte. Nach einer Weile ließ Davids Kraft nach. Sein Kopf pochte, und aus den Wunden in seinem Gesicht sickerte Blut. Inzwischen weinte er, weinte vor Schmerzen
und aus Verzweiflung. Es war seine Schuld, die ganze verdammte Geschichte, vom Anfang bis zum Ende. Er hatte gedacht, er könnte einen flüchtigen Blick auf die Theorie von Allem werfen, ohne unter irgendwelchen Konsequenzen zu leiden, und jetzt wurde er für diese Sünde bestraft, für seinen Stolz, sein voreiliges Unterfangen, Gottes Gedanken lesen zu wollen.
    Simon nickte. »Das tut weh, nicht wahr? Und Sie haben es erst ein paar Sekunden gefühlt. Stellen Sie sich vor, wie es ist, mehrere Jahre damit zu leben.«
    Trotz des Drucks auf seiner Brust brachte David es fertig, etwas Luft in die Lunge zu saugen. Auch wenn es völlig hoffnungslos war, würde er den Kampf gegen diesen Dreckskerl nicht aufgeben. »Arschloch!«, keuchte er. »Verdammter Feigling.«
    Der Söldner lachte leise. »Sie können mir die Laune nicht verderben, Dr. Swift. Ich bin jetzt glücklich, zum ersten Mal seit fünf Jahren. Ich hab getan, was meine Kinder sich von mir gewünscht haben.« Er warf einen Blick auf das Strahlrohr. »Ja, was sie sich gewünscht haben.«
    David schüttelte den Kopf. »Sie sind ja völlig verrückt!«
    »Vielleicht bin ich das, vielleicht bin ich das.« Sein Mund stand offen, und seine Zunge hing regelrecht obszön über der Unterlippe. »Aber ich hab’s trotzdem gemacht. Wie Samson bei den Philistern. Ich werde die Säulen ihres Hauses zum Einsturz bringen und es über ihren Köpfen zusammenbrechen lassen.«
    Simon ballte die freie Hand zu einer Faust. Er wandte sich einen Moment von David ab und starrte die Tunnelwand an. »Niemand wird an meinem Grab lachen«, murmelte er. »Kein Gelächter, kein Mitleid. Nichts als …« Ihm versagte die Stimme. Er blinzelte ein paarmal und kniff sich in den Nasenrücken. Dann fiel ihm wieder ein, was er hatte sagen wollen, und er funkelte David böse an, verstärkte den
Druck seines Absatzes. »Nichts als Schweigen! Der Rest ist Schweigen!«
    David spürte einen Ruck in seiner Brust, aber es lag nicht an Simons Stiefel. Er musterte das Gesicht seines Widersachers. Der Mann sah schläfrig aus. Sein Unterkiefer war schlaff, und seine Lider hingen auf Halbmast. Dann schaute David auf das Rohr mit dem flüssigen Helium, das er aufzuschlagen versucht hatte. Der verbeulte Abschnitt war noch intakt, aber an einem Anschlussstück mehrere Fuß weiter links war das Rohr leicht verbogen. Es machte den Eindruck, als könnte dort eine kleine undichte Stelle entstanden sein – nicht genug, um die Magneten zu überhitzen, aber vielleicht genug, um etwas von dem Sauerstoff im Tunnel zu verdrängen. Und weil Helium das zweitleichteste Element war, würde es sich schneller im oberen Teil des Tunnels ausbreiten als unten in Bodennähe.
    Simon blinzelte abermals. »Was machen Sie da? Wo starren Sie hin?« Er streckte den

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