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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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rechten Arm aus, senkte die Uzi, bis ihre Mündung nur noch ein kleines Stück von Davids Stirn entfernt war. »Ich sollte Sie jetzt erschießen! Ich sollte Sie in die Hölle schicken!«
    Der Söldner atmete schnell. Das war eines der Symptome von Sauerstoffentzug. Ein anderes war der Verlust der Muskelkoordination. David hielt die Hände hoch, als wolle er sich ergeben. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance. »Nein, nicht schießen!«, schrie er. »Bitte nicht!«
    Simon verzog verächtlich die Lippen. »Du erbärmlicher Wurm! Du …«
    David wartete, bis Simon erneut blinzelte. Dann schlug er ihm mit dem rechten Arm die Maschinenpistole aus der Hand. Als die Uzi über den Boden rutschte, verlagerte Simon sein Gewicht von dem Fuß, mit dem er David die Brust zusammendrückte, auf den anderen. David packte den Stiefel mit beiden Händen und zog daran wie an einem Korkenzieher,
sodass Simon das Gleichgewicht verlor und zu Boden krachte.
    Die Maschinenpistole, dachte David. Ich muss die Waffe in die Hand bekommen. Er hatte nur noch wenige Sekunden. Er stand auf, blieb aber gebückt, damit er nicht zu viel Helium einatmete. Er brauchte einen Augenblick, bis er die Uzi entdeckt hatte, die ungefähr zwanzig Fuß weiter unter das Strahlrohr gerutscht war. Er wollte zu ihr laufen, aber er hatte zu lange gewartet. Bevor er drei Schritte machen konnte, hatte Simon ihn eingeholt und an der Taille gepackt. Der Söldner warf ihn gegen die Wand und eilte zu der Uzi.
    Einen Moment starrte David ihm nur entsetzt hinterher. Dann drehte er sich um und rannte in die entgegengesetzte Richtung, zurück zum Tunneleingang. Es war eine instinktive Reaktion, da ihn nur noch der Gedanke an Flucht beherrschte, aber er durfte nicht fliehen, solange er den Beschleuniger nicht stillgelegt hatte. Während Simon sich hinkniete und nach seiner Uzi griff, schaute David sich hektisch im Abfall am Tor nach etwas Schwerem um, das er auf das Strahlrohr werfen könnte. Dann fiel sein Blick auf den Elektrowagen. Er war halbwegs durch die Bresche gedrungen, und sein Chassis befand sich in einem unsicheren Gleichgewicht auf dem zusammengedrückten Tor, während die Hinterräder immer noch von dem Motor angetrieben wurden.
    Als David nach dem Wagen griff, hörte er Schritte hinter sich. Simon kam mit seiner Uzi durch den Tunnel gerannt. Er zog allerdings den Abzug nicht durch – aus der Entfernung zu schießen war wegen der Gefahr von Querschlägern zu riskant. Damit schenkte er David kostbare Sekunden. Er packte das Vorderteil des gelben Gefährts und zog mit aller Kraft daran. Aber es rührte sich nicht. Der Wagen war schwer, mindestens zweihundert Kilo, und sein Fahrgestell ruhte auf einem Haufen verdrehten Metalls. David zog noch
einmal daran, aber es half nichts. Das verdammte Ding steckte fest.
    Als Simon nur noch wenige Schritte entfernt war, hob er die Uzi und zielte. David stieß ein animalisches Brüllen aus, einen Schrei voller Empörung. Der Söldner schoss, aber David bückte sich, um noch ein letztes Mal an dem Ding zu ziehen, und die Kugeln zischten über seinen Kopf. Und im gleichen Moment fügte sich der Wagen endlich seinem Willen und rutschte in den Tunnel.
    Sobald seine Hinterräder den Boden berührten, bockte das Fahrzeug wie ein Hengst. Simon senkte seine Waffe abrupt und stürzte auf den Wagen zu, um das Lenkrad zu ergreifen, aber im letzten Moment rutschte er mit einem Stiefel auf einer Glasscherbe aus. Er fiel direkt vor das Gefährt, das auf das Strahlrohr zuschoss.
    David sprang über die Trümmer des Tors und rollte sich zur Seite hinter eine Betonmauer. Dann gab es einen weißen Lichtblitz und einen ohrenbetäubenden Knall.
     
    Professor Gupta vernahm ein gedämpftes »Popp«. Einen Augenblick später legte sich das Summen der supraleitenden Magneten. Innerhalb weniger Sekunden machte sich Stille über Collision Hall breit. Das Tevatron war abgeschaltet.
    Gupta hockte in der Ecke des Lagerraums und konnte sein Herz pochen hören. Er schloss die Augen und sah eine zerknitterte, sich wellende Platte, die gleiche Platte, die in der von ihm geschaffenen Computersimulation erschienen war. Er sah, wie sich ein Schwarm steriler Neutrinos von der Platte löste und zwischen ihren Falten hindurchschoss wie eine Billion weiß glühender Kohlestückchen. Und dann brach er zusammen und sah nichts als Schwärze.
    Geweckt wurde er von den schrillen Schreien seiner Studenten. Sie waren ziemlich nahe und riefen mit angstvollen Stimmen:

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