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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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entschuldigen Sie bitte, Agent Parker. Der Chef der Feuerwehr versucht mich über Funk zu erreichen.«
    Lucille rief: »Moment mal!«, aber er hatte sie bereits auf Wartestellung geschaltet. Fast eine Minute lang trommelte sie mit den Fingernägeln auf ihrer Schreibtischplatte und starrte auf die Unterlagen für George Osmonds Mobiltelefon. Das Fermilab war kein geeignetes Terroristenziel – es wurden keine Waffen in dem Labor entwickelt, und es gab sehr wenig radioaktives Material. Aber vielleicht war Mr. Osmond an etwas anderem interessiert.
    Endlich kam Ronca wieder an den Apparat. »Tut mir leid, Ma’am. Der Feuerwehrchef brauchte meine Hilfe in einer anderen Sache. Was war noch mal Ihr …«

    »Warum brauchte er Ihre Hilfe?«
    »Ach, er hat zwei Leute auf dem Gelände entdeckt, die dort nichts zu suchen hatten. Eine verrückte Frau mit ihrem Jungen. Das passiert häufiger, als man denkt.«
    Lucille packte den Telefonhörer fester. Sie dachte an Swifts Exfrau und ihren Sohn, die vor zwei Tagen verschwunden waren. »Ist die Frau Mitte dreißig, blond, ungefähr eins zweiundsiebzig? Mit einem sieben Jahre alten Jungen?«
    »Hey, woher wissen Sie …«
    »Hören Sie gut zu, Ronca. Bei Ihnen ist vielleicht ein Angriff von Terroristen im Gange. Sie müssen das Laborgelände absperren.«
    »Wow, Moment mal. Ich kann nicht …«
    »Hören Sie, ich kenne den FBI-Direktor vom Büro in Chicago. Ich sage ihm Bescheid, dass er ein paar Agenten rüberschickt. Sorgen Sie nur dafür, dass niemand das Gelände verlässt!«
     
    Professor Gupta wusste genau, wo er war. Der kleine Lagerraum, in den Simon ihn eingesperrt hatte, lag nicht sehr weit von dem Beschleuniger-Detektor entfernt, dem Kronjuwel des Fermilab. Wie er da mit dem Rücken an der Wand saß, konnte er das tiefe Summen der Anlage hören und die Vibrationen im Boden fühlen.
    Der Detektor war wie ein riesiges Rad geformt, mehr als zehn Meter hoch, und das Strahlrohr befand sich in der Position, in der bei einem Rad die Achse säße. Die Protonen und Antiprotonen würden genau in der Mitte des Rads miteinander zusammenstoßen, an einem Punkt, der von Instrumenten in konzentrischen Ringen umgeben war – Driftkammern, Kalorimeter, Teilchenzähler. Während des normalen Betriebs des Tevatron verfolgten diese Instrumente die Flugbahnen der verschiedenen Quarks, Mesonen und Photonen, die bei den Kollisionen unter hoher Energie herausgeschleudert
wurden. Aber heute würden keine Teilchen vom Mittelpunkt des Rads nach außen fliegen. Stattdessen würden die Kollisionen ein Loch in unser Universum reißen und es den sterilen Neutrinos gestatten, in die Extra-Dimensionen jenseits des Universums zu entkommen, und kein Instrument auf dem ganzen Planeten würde ihr Vorhandensein registrieren, bis sie plötzlich wieder in unsere Raumzeit hineinbrächen. Gupta hatte mitgehört, welche neuen Zielkoordinaten Simon seinen Studenten angegeben hatte, sodass er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wo sich die Wiedereintrittsstelle befand. Das war annähernd tausend Kilometer weiter östlich. Irgendwo an der Ostküste.
    Der Professor senkte den Kopf und starrte auf den Boden. Es war nicht seine Schuld. Er hatte nicht beabsichtigt, irgendjemandem wehzutun. Natürlich hatte er von Anfang an gewusst, dass das Unternehmen möglicherweise einige Opfer fordern würde. Es war ihm klar gewesen, dass Simon vielleicht ein bisschen Druck auf Kleinman, Bouchet und MacDonald ausüben müsste, um ihnen die Einheitliche Feldtheorie zu entlocken. Aber das war unvermeidlich gewesen. Sobald die Gleichungen in seiner Hand gewesen waren, hatte Gupta versucht, alle gewalttätigen Aktionen zu vermeiden, die ein schlechtes Licht auf seine Demonstration geworfen hätten. Ihm konnte nicht zum Vorwurf gemacht werden, dass seine Anweisungen nicht richtig ausgeführt wurden. Das Problem war einfach menschliche Perversität. Der russische Söldner hatte ihn die ganze Zeit hinters Licht geführt.
    Während Gupta in der Dunkelheit saß, hörte er ein neues Geräusch, ein entferntes Brummen. Das war der Ton des RF-Systems, das jetzt ein oszillierendes Radiofrequenz-Feld erzeugte, um die Protonen und Antiprotonen zu beschleunigen. Jedes Mal, wenn die Teilchen ihre Runde durch den Ring zogen, fünfzigtausendmal pro Sekunde, gab ihnen das RF-Feld einen neuen Schub. In weniger als zwei Minuten würden
die Protonen- und Antiprotonenschwärme ihre höchste Energie erreichen, und die supraleitenden Magneten

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