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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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wiederholen. Diese Art Gespräch führte er liebend gern mit seinem Sohn. »Du siehst doch das rote Ding da, den Pumpengriff? Wenn du den bewegst, schiebst du das Wasser von dem großen Behälter in den kleineren.«
    »Moment mal, wo ist der kleinere?«
    David zeigte auf den hinteren Teil der Pistole. »Genau
hier. In dem kleineren Behälter ist etwas Luft, und wenn man Wasser in den Tank hineinpumpt, hat die Luft weniger Platz. Die Luftmoleküle werden zusammengequetscht und fangen an, gegen das Wasser zu drücken.«
    »Das kapier ich nicht. Warum drücken sie gegen das Wasser?«
    »Weil Luftmoleküle immer herumspringen, verstehst du? Und wenn du sie zusammenquetschst, springen sie stärker gegen das Wasser.«
    »Kann ich die Pistole für den Anschauungsunterricht mit in die Schule nehmen?«
    »Äh, ich weiß nicht recht …«
    »Warum denn nicht? Es hat doch mit Naturwissenschaft zu tun, stimmt’s?«
    »Ich glaube, Wasserpistolen sind in der Schule nicht erlaubt. Aber du hast recht, in diesem Ding stecken eindeutig naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Der Mann, der den Super Soaker erfunden hat, war Naturwissenschaftler. Ein Kernphysiker, der für die NASA gearbeitet hat.«
    Ein Bus fuhr über die Columbus Avenue, und Jonah verfolgte ihn mit seiner Wasserpistole. Er schien das Interesse an den physikalischen Aspekten der Super Soaker zu verlieren. »Warum bist du kein Naturwissenschaftler geworden, Dad?«
    David überlegte einen Moment, bevor er antwortete. »Na ja, nicht jeder kann Naturwissenschaftler sein. Aber ich schreibe Bücher über die Geschichte der Naturwissenschaft, und das macht auch Spaß. Ich erfahre einiges über berühmte Leute wie Isaac Newton und Albert Einstein und gebe Seminare über sie.«
    »Dazu habe ich keine Lust. Ich will ein richtiger Wissenschaftler werden. Ich werde ein Raumschiff erfinden, das in fünf Sekunden zum Pluto fliegen kann.«
    Es hätte bestimmt Spaß gemacht, über das Pluto-Raumschiff
zu sprechen, doch jetzt fühlte David sich unwohl. Er empfand das starke Bedürfnis, sein Ansehen in den Augen seines Sohnes zu verbessern. »Vor langer Zeit habe ich nach meinem ersten Examen an der Universität richtige Wissenschaft gemacht. Und dabei ging es nur um den Weltraum.«
    Jonah wandte sich von der Straße ab und starrte ihn an. »Du meinst Raumschiffe?«, fragte er voller Hoffnung. »Raumschiffe, die Milliarden Meilen pro Sekunde zurücklegen können?«
    »Nein, es ging um die Form des Weltraums. Wie der Weltraum aussehen würde, wenn es nur zwei Dimensionen gäbe anstatt drei.«
    »Das kapier ich nicht. Was ist eine Dimension?«
    »Ein Universum mit zwei Dimensionen hat Länge und Breite, aber keine Tiefe. Wie ein riesiges Blatt Papier.« David streckte seine Hände mit den Handflächen nach unten aus, als wolle er ein großes Blatt glätten. »Ich hatte diesen Lehrer, Professor Kleinman hieß er. Er ist einer der klügsten Wissenschaftler der Welt. Und wir haben zusammen ein Referat über zweidimensionale Universen geschrieben.«
    »Ein Referat?« Das Interesse verschwand aus Jonahs Gesicht.
    »Ja, das tun Wissenschaftler nun mal, sie schreiben Referate über das, was sie entdeckt haben. Damit ihre Kollegen sehen können, was sie gemacht haben.«
    Jonah drehte sich um und beobachtete den Verkehr. Er war derart gelangweilt, dass er sich nicht mal die Mühe machte zu fragen, was das Wort Kollegen bedeutete. »Ich werde Mom fragen, ob ich den Super Soaker zum Anschauungsunterricht mitnehmen kann.«
    Eine Minute später betraten sie das Apartmentgebäude, in dem Jonah und seine Mutter wohnten. Bis vor zwei Jahren, als er und Karen sich trennten, hatte David auch hier
gewohnt. Jetzt hatte er eine eigene kleine Wohnung, etwas näher bei seinem Job an der Columbia University. Er holte Jonah an jedem Wochentag um drei an der Schule ab und brachte ihn vier Stunden später zu seiner Mutter. Diese Regelung erlaubte es ihnen, die beträchtlichen Kosten für die Einstellung einer Kinderfrau einzusparen. Aber David wurde immer das Herz schwer, wenn er durch die Eingangshalle seines alten Wohnhauses schritt und in den langsamen Aufzug einstieg. Er kam sich vor wie ein Verbannter.
    Als sie schließlich im vierzehnten Stock ankamen, sah David Karen im Eingang des Apartments stehen. Sie hatte sich noch nicht umgezogen und trug schwarze Pumps und ein graues Kostüm, die klassische Uniform einer Unternehmensanwältin. Mit vor der Brust verschränkten Armen inspizierte sie ihren Exmann und nahm

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