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Die Wundärztin

Die Wundärztin

Titel: Die Wundärztin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Rehn
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sie unmöglich die Patienten im Planwagen behandeln.
    »Warte.« Elsbeth hielt sie am Handgelenk zurück. »Bist du wirklich sicher, mir diese gute Partie überlassen zu wollen? Wir können auch zu zweit zu ihm gehen. Vielleicht macht ihm das noch mehr Spaß.«
    »Geh nur.« Magdalena befreite sich sanft. »Du weißt genau, dass ich für so was nicht geschaffen bin.«
    »Du kannst aber doch nicht zeit deines Lebens Trauer um Eric tragen!« Fragend sah Elsbeth sie an. Fast schien es, als musterte sie jede einzelne Sommersprosse, bevor sie auch das Grün der Augen prüfte und ihren Blick über das lockige, rote Haar wandern ließ. »Dazu bist du viel zu schön, glaub mir. Was ist eigentlich mit diesem geheimnisvollen Gefangenen, zu dem du ständig rennst? Ist der es wert, dass du dafür alles um dich herum liegenlässt? Vergiss nicht: Seume will ihn bald am Galgen zappeln sehen.«
    Darauf erwiderte Magdalena nichts, sondern nahm Carlotta und ging. Der Feldscher erwartete sie bereits ungeduldig.
    »Gut, dass du kommst. Oben im Wagen habe ich einen kleinen Jungen, der gestern Abend in einen rostigen Nagel getreten ist. Inzwischen hat er hohes Fieber. Wir müssen ihm den Fußballen aufschneiden, sonst übersteht er das nicht.« Damit wollte er sie mit sich ziehen, als er Carlotta bemerkte. »Warum hast du das Kind dabei? Kann Elsbeth sie nicht nehmen?«
    »Heute nicht. Wo steckt Rupprecht? Er kann dir zur Hand gehen, während ich mit der Kleinen bei unserem Patienten bleibe.«
    »Nein.«
    Überrascht über seinen barschen Ton, starrte Magdalena ihn an. Meister Johanns Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass es zwecklos war, ihm zu widersprechen. »Gut, dann bringe ich Carlotta ins Zelt und warte, bis sie eingeschlafen ist. Es wird nicht lange dauern, ich komme dann in den Wagen nach.«
    Der Eingriff an dem Fuß des Jungen erwies sich als weniger schwierig als befürchtet. Vielleicht lag es auch daran, dass Meister Johann zu dieser frühen Stunde noch nicht so viel Branntwein getrunken hatte wie sonst. Seine Finger zitterten kaum, als er den Schnitt setzte. Geschickt entfernte er den rostigen Nagel und säuberte anschließend die Wunde, während Magdalena ihm leuchtete und gleichzeitig den wimmernden Jungen in Schach hielt. Bald war die Naht fertig, die heilende Paste darauf verteilt und der Verband angelegt.
    »Danke, Meister.« Mit Tränen in den Augen drückte die Mutter des Kindes ihm die Hand. »Auf Euch ist doch immer Verlass!«
    »Hier, für Eure Mühen.« Der Vater reichte ihm eine dicke Scheibe Speck. Für ein solches Stück wurde inzwischen gut ein Dutzend Gulden geboten. Gerüchte kursierten, dass gestern ein Söldner sein Gewehr für eine Schwarte Speck hatte eintauschen wollen.
    »Behalt deinen Speck und sorg lieber dafür, dass der Junge künftig besser achtgibt, wo er hintritt.« Mit diesen Worten drängte Meister Johann den Vater aus dem Planwagen. Anschließend half er der Mutter, mit dem etwa fünfjährigen Buben auf den Armen hinunterzuklettern. Magdalena nickte zufrieden. Sie hätte es nicht anders gehalten. Noch waren sie nicht darauf angewiesen, sich derart ungebührlich für die selbstverständliche Rettung eines Kindes belohnen zu lassen.
    »Das war es wohl für heute«, sagte der Feldscher. »Von mir aus kannst du dich also zu Carlotta ins Zelt hocken. Rupprecht kommt mit mir. Tut ihm sicher gut, mit an die Ohm zu gehen. Wir werden uns dort ein wenig erfrischen.«
    Magdalena war dankbar für diesen Vorschlag, auch wenn sie genau wusste, was das hieß: dass sie mit den Offizieren würfeln und Karten spielen würden und dabei viel Branntwein tranken. »Geht nur, ich komme schon zurecht. Scheint ein ruhiger Tag zu werden.«
    Die Krankenwache an Erics Seite verlief wie all die Tage zuvor. Sein Zustand schien unverändert. Solange Carlotta in einer Ecke ruhig mit einer Lehmkugel spielte, wechselte Magdalena die Verbände und erneuerte die Salbenpflaster. Erleichtert stellte sie fest, dass die Wunden nicht mehr nässten. Als ihr Spielzeug sie zu langweilen begann, krabbelte Carlotta auf Magdalenas Schoß und zupfte an ihren offenen Haaren. Der Mann auf der Matte interessierte sie nicht im geringsten. Auch als Magdalena ihr erzählte, dass es sich um ihren Vater handele, zeigte die Kleine überhaupt keine Reaktion. Schließlich hielt sie Carlotta dicht an sein Gesicht, ließ sie das rotblonde Haar und die Nase berühren. Als sie auch das nicht beeindruckte, pustete Magdalena sich enttäuscht

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