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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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und schauten eine Weile zu; aber dann konnten sie es nicht lassen, sich an der Arbeit zu beteiligen. Denn es mochte wohl sehr vergnüglich sein, wenn der Bauer im Frühjahr seinen Acker bestellt unddabei an das Getreide denkt, das aus der Erde herauswachsen soll, aber dies war doch noch verlockender.
    Hier sollten nicht nur schwache Halme aus dieser Saat aufgehen, sondern starke Bäume mit hohen Stämmen und mächtigen Zweigen. Hier handelte es sich nicht nur darum, die Ernte eines Sommers hervorzurufen, sondern Wachstum für viele Jahre. Das hier bedeutete so viel, wie Insektensummen, Drosselschlag und Auerhahnbalzen hervorzurufen und ungezähltes Leben auf dem Brandplatz zu wecken. Und dann war es auch wie ein Denkmal, das man für die kommenden Geschlechter errichtete. Bisher hätte man ihnen einen kahlen, nackten Berg als Erbe hinterlassen, jetzt aber sollten sie einen stolzen Wald dafür bekommen; und wenn die Nachkommen dies erkannten, dann verstanden sie sicher auch, daß ihre Vorfahren gute und kluge Leute gewesen waren, und darum würden sie mit Ehrerbietung und Dankbarkeit der Vorfahren gedenken.
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40
Ein Tag in Hälsingeland
Ein großes grünes Blatt
    Donnerstag, 16. Juni
    Am nächsten Morgen ritt der Junge auf Gorgos Rücken über Hälsingeland hin. Hellschimmernd lag es unter ihm; die Nadelholzbäume hatten hellgrüne Triebe, die Birkengehölze frisches Laub, die Wiesen neues saftiges Gras, und auf den Äckern wogte die junge, grüne Saat. Es war ein hochgelegenes, bergiges Land, aber mitten hindurch zog sich ein offenes, lachendes Tal, und von diesem erstreckten sich bald kurze und enge, bald lange und breite Täler nach beiden Seiten ins Land hinein.
    „Dieses Land werde ich wohl mit dem Blatt eines Baumes vergleichen müssen,“ dachte Nils Holgersson, „denn es ist so grün wie ein Blatt, und die Täler verzweigen sich ungefähr in derselben Weise, wie die Rippen auf einem ausgebreiteten Blatte.“
    Von dem großen Haupttal zweigten sich zuerst gewaltige Seitentäler ab, eins nach Osten, eins nach Westen. Dann schickte es nur noch kleine Täler aus, bis es ziemlich weit nach Norden gekommen war. Da streckte es wieder zwei starke Arme aus, lief alsdann noch eine Strecke weiter, wurde hierauf immer schmäler und verlor sich schließlich in der Wildnis.
    Mitten durch das große Tal floß ein breiter, prächtiger Fluß, der sich an vielen Stellen zu Seen erweiterte. Ganz dicht am Flusse lagen Wiesen, die mit kleinen grauen Scheunen wie übersät waren; nach diesen Wiesen kamen die Äcker, und an der Talgrenze, wo der Wald einsetzte, standen die Höfe. Diese waren stattlich und schön gebaut, einer lag neben dem andern in einer fast ununterbrochenen Reihe. Die Kirchen ragten am Flußufer hoch empor, und rings um diese sammelten sich die Höfe zu großen Dörfern. Andre Häusergruppen drängten sich um die Bahnhöfe zusammen, sowie um die Sägewerke, die da und dort an den Seen und Flüssen lagen und leicht zu erkennen waren an den großen Bretterstapeln, die sich ringsherum auftürmten.

    Die Seitentäler waren ebenso wie das mittlere Tal voller Seen und Wiesen, Dörfern und Gehöften. Lachend und freundlich glitten sie zwischen die dunklen Berge hinein, von denen sie allmählich so zusammengepreßt wurden, daß sie schließlich ganz schmal waren und nur noch für einen kleinen Bach Platz hatten.
    Auf den Bergkuppen zwischen den Tälern ragte der Nadelwald auf. Er hatte keinen ebenen Boden, und eine Menge Felsblöcke lagen da droben wild durcheinander, aber der Wald verdeckte alles wie eine Pelzdecke, die über einen eckigen Körper gebreitet ist.
    Ja, es war ein schönes Land, und der Junge sah auch ein gut Teil davon, denn der Adler suchte ja den alten Spielmann Klement Larsson; und so flog er, immerfort nach dem alten Manne ausspähend, unermüdlich von Tal zu Tal.
    Als der Morgen anbrach, entstand Leben und Bewegung auf den Höfen. An den Kuhställen, die in diesem Lande sehr groß und hoch sind und sowohl Schornsteine als auch breite Fenster haben, wurden die Türen sperrangelweit aufgemacht und die Kühe herausgelassen; es waren schöne weiße feingebaute und geschmeidige Tiere, überaus sicher auf den Füßen und so munter, daß sie die lächerlichsten Sprünge machten. Die Kälber und Schafe wurden auch herausgelassen, und auch diese waren unverkennbar in der allerbesten Laune.
    Und mit jedem Augenblick wurde es lebendiger auf den Höfen. Ein paar junge Dirnen mit Ranzen auf dem Rücken

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