Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe
es nachher ganz und gar nicht, denn es war eine wunderbar schöne Fußreise.
Noch ehe sie Småland hinter sich hatten, gingen sie eines Tages in einen Bauernhof hinein, etwas zu essen zu kaufen. Die Hausfrau war fröhlich und redselig, sie fragte die Kinder, wer sie seien und woher sie kämen, und die Kinder erzählten ihr ihre ganze Geschichte. „Ach du lieber Gott! Ach du lieber Gott!“ rief die Frau ein Mal ums andere, während die Kinder erzählten. Dann tischte sie ihnen viel Gutes zu essen auf, und sie durften durchaus nichts dafür bezahlen. Als sie sich bedankten und zum Weitergehen anschickten, fragte die Bäuerin, ob sie nicht im nächsten Dorfe bei ihrem Bruder einkehren wollten, und sie sagte ihnen auch, wie er hieß und wo er wohnte. Ja, das wollten die Kinder natürlich sehr gerne.
„Ihr sollt ihn von mir grüßen und ihm erzählen, was ihr alles erlebt habt,“ trug ihnen die Bäuerin zuletzt noch auf.
Die Kinder taten es, und der Bruder der Bäuerin nahm sie auch sehr freundlich auf. Er fuhr sie auf einen Hof im nächsten Dorfe, und da wurde ihnen auch eine gute Aufnahme zuteil. So oft sie nun von einem Hofe weggingen, hieß es immer: „Wenn ihr da oder dorthin kommt, dann geht nur hinein und erzählt, was ihr erlebt habt!“
In den Höfen, wohin die Kinder gewiesen wurden, war immer irgend jemand brustkrank. Und ohne daß sie es wußten, wanderten nun diese beiden Kinder durchs Land und belehrten die Menschen darüber, welche gefährliche Krankheit das war, die sich in den Heimstätten eingeschlichen hatte, und wie sie am besten bekämpft werden könnte.
In den alten Zeiten, wo die Pest, die der schwarze Tod genannt wurde, das Land verheerte, sollen der Sage nach ein Junge und ein Mädchen von Hof zu Hof gewandert sein. Der Junge trug eine Harke in der Hand, und wenn er vor einem Hause anhielt und mit seiner Harke vor der Tür rechte, so bedeutete das, daß darinnen viele, aber doch nicht alle sterben würden, denn die Zähne einer Harke stehen weit voneinander ab und nehmen nicht alles mit. Das Mädchen aber trug einen Besen in der Hand, und wenn sie vor einer Tür kehrte, dann bedeutete es, daß alle, die darinnen wohnten, sterben müßten; denn der Besen ist ein Gerät, das vollständig rein fegt.
Ist es nun nicht merkwürdig, daß in unseren Tagen zwei Kinder einer schweren und gefährlichen Krankheit wegen durchs Land ziehen mußten? Aber diese Kinder schreckten die Leute nicht mit Harke und Besen, sie sagten im Gegenteil: „Wir dürfen uns nicht daran genügen lassen, nur den Hof zu rechen und den Boden zu scheuern. Wir müssen auch Schrubber und Bürste und Seife gebrauchen. Vor unserer Tür soll rein gefegt sein, sowohl innerhalb als außerhalb, und wir selbst sollen uns auch rein halten. Auf diese Weise werden wir schließlich Herr über die Krankheit werden.“
Klein-Mats Begräbnis
Klein-Mats war tot. Allen, die ihn noch vor ein paar Stunden frisch und froh gesehen hatten, erschien es unglaublich; aber leider war es doch so. Klein-Mats war tot und mußte begraben werden.
Klein-Mats starb eines Morgens in aller Frühe, und außer seiner Schwester Åsa war niemand beim Sterben anwesend.
„Rufe niemand herbei,“ sagte Klein-Mats, als es dem Ende zuging. Und die Schwester tat nach seiner Bitte. „Ich bin so froh, daß ich nicht an der Krankheit sterbe, Åsa,“ sagte Klein-Mats. „Du nicht auch?“ Und als die Schwester nichts erwiderte, fuhr er fort: „Ich mache mir gar nichts aus dem Sterben, wenn ich nur nicht auf dieselbe Weise sterben muß wie die Mutter und unsere Geschwister. Wenn das geschehen wäre, hättest du den Vater wohl kaum überzeugen können, daß die anderen nur von einer gewöhnlichen Krankheit hinweggerafft worden sind; aber du wirst sehen, jetzt gelingt es dir.“
Als alles vorüber war, blieb Åsa noch lange neben dem toten Bruder sitzen und dachte darüber nach, was der kleine Bruder während seines Lebens hatte durchmachen müssen. Und dabei dachte sie, er habe in der Tat alles Unglück und Ungemach mit dem Mut eines erwachsenen Menschen getragen. Seine letzten Worte fielen ihr ein. Wie tapfer war er doch immer gewesen! Sie war sich vollständig klar darüber, daß Klein-Mats, wenn er nun begraben wurde, mitganz denselben Ehren in die Erde versenkt werden müsse, wie ein erwachsener Mensch.
Sie unterschätzte zwar die Schwierigkeit, das durchzusetzen, durchaus nicht; aber sie wünschte es eben von ganzem Herzen, und für Klein-Mats wollte sie das
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