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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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lebt, wie ein Adler seiner Natur nach leben muß. Aber eben jetzt hab ich gehört, daß es nicht so ist. Nun will ich nachsehen, ob der Gänserich Martin noch nicht erwacht ist, und wenn Ihr indessen dem ein Wort des Dankes sagen wollt, der mich zu Euch zurückgebracht hat, dann trefft Ihr ihn wahrscheinlich droben auf dem Felsenabsatz, wo Ihr einstmals ein hilfloses Adlerjunges gefunden habt.“
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Das Gänsemädchen Åsa und Klein-Mats
Die Krankheit
    In dem Jahre, wo Nils Holgersson mit den Wildgänsen umherzog, wurde viel von zwei Kindern gesprochen, die durch das Land wanderten. Sie waren von Småland aus dem Bezirke Sunnerbo, und sie hatten einst mit ihren Eltern in einem Häuschen draußen auf der großen Ljungheide gewohnt. Als die Kinder noch ganz klein waren, klopfte eines Abends eine arme Frau bei den Leuten an und bat um ein Obdach. Obgleich die Hütte knapp Raum für die eigenen Bewohner hatte, wurde die arme Frau doch eingelassen, und die Mutter machte ihr ein Lager auf dem Boden zurecht. Die ganze Nacht hindurch hustete das arme Weib so fürchterlich, daß es den Kindern war, als sollte ihnen das Haus über dem Kopfe einstürzen, und am Morgen war sie so krank, daß sie nicht mehr weiter konnte.
    Der Mann und die Frau waren so gut gegen sie wie nur möglich. Sie ließen sie in ihrem eigenen Bette liegen und schliefen selbst auf dem Fußboden, und der Mann ging zum Doktor und holte Tropfen für sie. Während der ersten Tage war die Frau auch wie gar nicht recht bei sich gewesen, sie hatte nur immerfort gefordert und verlangt, aber nie ein Wort des Dankes gesagt; allmählich jedoch wurde sie milder, sie taute auf und wurde demütig und dankbar. Schließlich bat sie nur immer, man möge sie vors Haus und auf die Heide hinaustragen, damit sie da draußen sterbe. Und als die Leute ihr Begehren nicht erfüllen wollten, erzählte sie ihnen, sie sei in den letzten Jahren mit einer Schar Zigeuner umhergezogen, obgleich sie nicht von Zigeunern abstamme; sie sei die Tochter eines Hofbauern, aber von Hause davongelaufen und dann bei den Zigeunern geblieben. Und jetzt glaube sie, eine Zigeunerin, die einen Haß auf sie gehabt habe, die habe ihr die Krankheit angewünscht. Aber nicht genug damit, das Zigeunerweib habe ihr auch gedroht und gesagt, ebenso schlimm, wie es ihr selbst gehen werde, solle es auch allen denen gehen, die sie unter ihrem Dach aufnähmen und gut gegen sie seien. Und an diese Drohung glaube sie, sagte die Kranke, und deshalb bitte sie so inständig, daßman sie zum Hause hinauswerfe und sich gar nicht mehr um sie kümmere, denn über so gute Leute wolle sie kein Unglück bringen. Aber die Eltern hatten nicht nach dem Willen der Kranken getan. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, daß sie ein wenig Angst bekamen, aber sie hatten eben doch nicht das Herz, so eine arme todkranke Frau vor die Tür zu setzen.
    Bald darauf starb das Weib, und dann war das Unglück über die armen Leute hereingebrochen. Früher hatte eitel Freude in ihrem Hause geherrscht; arm waren sie allerdings immer gewesen, aber ganz verarmt waren sie doch nicht. Der Vater verfertigte Webkämme, und die Mutter und die Kinder halfen bei der Arbeit. Der Vater schnitzte die Kämme, die Mutter und die große Schwester fügten sie zusammen. Die kleinern Kinder hobelten die Zapfen und schnitzten sie zurecht. Die ganze Familie arbeitete vom Morgen bis zum Abend; aber sie waren immer fröhlich und guter Dinge, besonders wenn der Vater von der Zeit erzählte, wo er durch ferne Länder gewandert war und Webkämme verkauft hatte. Der Vater hatte einen glücklichen Humor und erzählte oft so lustig, daß die Mutter und alle Kinder sich beinahe krank lachten.
    Die Zeit nach dem Tode der armen Frau stand vor den Kindern immer wie ein böser Traum; sie wußten nicht mehr, ob sie kurz oder lang gewesen war, sie erinnerten sich nur, daß daheim ein Begräbnis nach dem andern stattfand. Ihre Geschwister starben und wurden zu Grabe getragen, eines nach dem andern. Sie hatten zwar nicht mehr als vier Geschwister gehabt, aber den Kindern kam es vor, als seien es viel mehr gewesen. Schließlich war es außerordentlich still und drückend daheim in ihrer Hütte geworden. Es war, als fände jeden Tag ein Begräbnis statt.
    Die Mutter hielt den Mut einigermaßen aufrecht, aber der Vater wurde ein ganz andrer Mensch. Er konnte nicht mehr arbeiten und auch nicht mehr scherzen, sondern saß nur vom Morgen bis zum Abend da, den Kopf in den Händen

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