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Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe

Titel: Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgaensen - Vollstaendige Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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ihrem Spiel vollständig in Anspruch genommen, sie jagten einander von Baum zu Baum und nahmen sich keine Zeit, den Jungen anzuhören, sondern zogen sich im Gegenteil immer tiefer ins Gebüsch hinein. Der Junge lief ihnen eilig nach und war bald aus dem Gesichtskreis des Gänserichs verschwunden, der ruhig am Strande liegen geblieben war.
    Der Junge watete durch einige Wiesen, wo die Anemonen so hoch standen, daß sie ihm beinahe bis zum Kinn reichten, da fühlte er sich plötzlich hinten angefaßt, und es wurde der Versuch gemacht, ihn aufzuheben. Rasch wendete er sich um; da sah er, daß ihn eine Krähe am Halskragen gepackt hatte. Er versuchte sich loszureißen; aber ehe ihm dies gelang, eilte noch eine Krähe herbei, biß sich in einem von seinen Strümpfen fest und riß ihn zu Boden.
    Wenn der Junge sogleich um Hilfe geschrieen hätte, wäre es dem Gänserich wohl gelungen, ihn zu befreien, aber der Junge dachte wahrscheinlich, mit ein paar Krähen müsse er es allein aufnehmen können. Er schlug und stieß um sich; aber die Krähen ließen nicht los, und es gelang ihnen auch wirklich, ihre Beute mit sich in die Luft hinaufzunehmen. Sie gingen aber dabei so unvorsichtig zu Werke, daß der Kopf des Jungen gegen einen Baum stieß. Er bekam einen starken Schlag auf den Wirbel; es wurde ihm schwarz vor den Augen, und er verlor das Bewußtsein.
    Als der Junge die Augen wieder aufschlug, befand er sich hoch über der Erde. Nur langsam kehrte ihm das Gedächtnis zurück, und im Anfang wußte er weder, wo er war, noch was er sah. Als er unter sich schaute, glaubte er, da unten sei ein ungeheuer großer wolliger Teppich ausgebreitet, der in den unregelmäßigsten Mustern von grün und blau gewebt war. Es war ein sehr dicker, prachtvoller Teppich, aber der Junge dachte: „Wie schade, daß er so verdorben ist!“ Denn der Teppich sah geradezu zerfetzt aus, lange Risse liefen mitten hindurch, und an einigen Stellen waren große Stücke weggerissen. Das merkwürdigste aber war, daß der Teppich über einen Spiegel ausgebreitet zusein schien, denn da, wo die Löcher und Risse waren, schimmerte helles, glänzendes Spiegelglas hervor.
    Das nächste, was der Junge sah, war die aufgehende Sonne, die sich jetzt über dem Horizont zeigte, und siehe da, der Spiegel unter den Löchern und Rissen in dem Teppich begann plötzlich in rotem und goldnem Glanze zu schimmern. Das sah prachtvoll aus, und der Junge freute sich über das schöne Farbenspiel, obgleich er nicht recht begriff, was er eigentlich sah. Aber jetzt begannen die Krähen abwärts zu fliegen, und auf einmal entdeckte er, daß der große Teppich unter ihm die mit grünen Nadelholzwäldern und braunen, kahlen Laubwäldern bedeckte Erde war, die Löcher und Risse aber lauter glänzende Fjorde und kleine Seen waren.
    Und nun fiel ihm ein, daß er, als er das erstemal auf dem Gänserücken durch die Luft geflogen war, geglaubt hatte, der Erdboden in Schonen sei ein gewürfeltes Tuch. Doch dieses Land hier, das wie ein zerrissener Teppich aussah, wie mochte es wohl heißen?
    Eine Menge Fragen gingen ihm durch den Kopf. Warum saß er nicht auf dem Rücken des weißen Gänserichs? Warum flog ein großer Schwarm um ihn her? Und warum wurde er hierher und dorthin gezerrt und geschleudert, so daß er fast hinunterfiel?
    Doch plötzlich wurde ihm alles klar. Er war von ein paar Krähen geraubt worden. Der weiße Gänserich lag noch am Strand und wartete auf ihn, und die Wildgänse wollten heute noch nach Ostgötland weiterreisen; ihn selbst aber brachte man fort. Südwestwärts ging es; das erkannte er daran, daß er die Sonnenscheibe hinter sich hatte. Ja, und der große Wälderteppich dort drunten mußte Småland sein.
    „Wie wird es dem weißen Gänserich nun gehen, wenn ich nicht mehr für ihn sorgen kann?“ dachte der Junge. Er begann den Krähen zuzurufen, sie sollten ihn sogleich zu den Wildgänsen zurückbringen. Seiner selbst wegen war er jedoch nicht im geringsten beunruhigt, er glaubte, die Krähen hätten ihn aus reinem Mutwillen mitgenommen.
    Die Krähen aber richteten sich ganz und gar nicht nach seinen Befehlen, sondern flogen so schnell als möglich weiter. Aber nach einer Weile schlug eine mit den Flügeln auf eine Art, die bei den Krähen bedeutet: „Seht euch vor! Gefahr!“ Sogleich tauchten alle in einen Fichtenwald unter und drangen zwischen riesigen Zweigen hindurch bis hinunter auf den Waldboden. Hier angekommen, setzten sie den Jungen unter einer dichten

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