Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
da inspiriert mich einfach alles . Sogar schlimmster Kitsch, den jeder, der auch nur einen halbwegs guten Geschmack hat, absolut gruselig fände. Ich versuche immer, mir für jedes Ambiente die passenden Blumen vorzustellen – eine nette kleine Übung, die mich oft auf neue Ideen bringt und so etwas wie eine Frischzellenkur für meine Fantasie ist.
Ehe sie Literaturagentin wurde, war Mimi Sutton selbst eine sehr erfolgreiche Autorin gewesen, die etliche Bestseller geschrieben hat, von denen die meisten wiederum sehr erfolgreich verfilmt worden waren. Noch immer wird sie von Hollywood hofiert. Die Filmrechte ihres letzten Buches waren verkauft, ehe sie überhaupt ein Wort geschrieben hatte, und ein Team von Drehbuchautoren wich ihr während des gesamten Schreibprozesses nicht von der Seite. Als ich Celia fragte, warum die erfolgreiche Autorin Mimi denn nun anderen Autoren zum Erfolg verhelfen wolle, hatte Celia nur leise gelächelt.
»Es geht um Macht , Rosie. Und in Manhattan Macht zu haben, ist für Mimi unverzichtbar.«
Ungefähr eine Viertelstunde nachdem ich gekommen war, gingen die Fahrstuhltüren auf, und ich blickte in ein mir irgendwie bekanntes Gesicht, wenngleich ich mich weder an den dazugehörigen Namen erinnern konnte noch daran, woher es mir so bekannt vorkam. Raschen Schrittes kam der Mann auf mich zu. Glücklicherweise schien er nicht dasselbe Problem mit mir zu haben.
»Ms Duncan!«, rief er erfreut, nahm meine Hand zwischen die seinen und strahlte mich an. »Sie erinnern sich nicht an mich, was? Brent Jacobs – vom Autorentreffen. Wie schön, Sie so bald wiederzusehen. Sind Sie hier, um mit Mimi zu sprechen?«
»Ganz genau.«
Er lächelte. »Hervorragend. Und nicht vergessen: Sie haben mir versprochen, mir bei den Blumen für meine Frau zu helfen! Würde Ihnen der letzte Donnerstag diesen Monats passen?«
Ich schaute kurz in meinen Kalender. »Ja, kein Problem. Um elf?«
»Wunderbar. Schön, Sie gesehen zu haben, Rosie.« Er schüttelte mir kurz die Hand und eilte davon. Gerade wollte ich mich wieder setzen, als die Assistentin hinter dem blassgrün-gläsernen Empfangstresen mich ansprach. »Ms Sutton wird Sie jetzt empfangen, Ms Duncan.«
Ich nahm den (ebenfalls gläsernen) Fahrstuhl und fuhr elf Stockwerke hinauf zu Mimis Büro. Eine weitere effiziente und elegant in Armani gekleidete Assistentin nahm mich in Empfang und führte mich durch zwei riesige Türen aus hellem Holz in ein weitläufiges Büro. Ganz am Ende des Raums saß Mimi an ihrem Schreibtisch. Hinter ihr erhob sich Manhattans Skyline, was die dramatische Inszenierung ihres Auftritts noch steigerte. Mimi erhob sich anmutig und kam mir entgegen.
»Und?«, fragte sie mit ausladender Geste. »Wie finden Sie es?«
»Sehr beeindruckend«, fand ich. Mimi nickte zufrieden und führte mich zu einer Sitzecke mit drei riesigen cremeweißen Ledersofas, die um einen Tischkubus aus Milchglas gruppiert waren. Der schiere Luxus hätte einen wirklich einschüchtern und erschlagen können, weshalb ich froh war, dass Celia mich heute Morgen noch kurz angerufen hatte, um mich auf meine Gesprächspartnerin vorzubereiten, die – wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahren durfte – »nicht in kleinen Maßstäben denkt«. Und ausnahmsweise hatte Celia mal nicht übertrieben.
»Setzen Sie sich, setzen Sie sich doch!«, meinte Mimi,
nachdem sie sich hoheitsvoll auf einem der Sofas drapiert hatte. Drei matt schimmernde Perlenreihen wogten bei jedem ihrer Worte an ihrem Hals. »Und jetzt zeigen Sie mal Ihre Arbeitsproben.« Ich legte ihr meine Musterbücher vor. »Ich bin ja so froh, dass wir uns begegnet sind, Rosie«, fuhr sie fort, ohne von den Seiten aufzusehen, die sie rasch durchblätterte. »Wissen Sie eigentlich, dass Sie auf dem Autorentreffen ganz schön für Aufregung gesorgt haben?«
»Ich?«
»Aber ja doch, meine Liebe. Nachdem Sie uns verlassen hatten, hat sich das Gespräch nur noch um Sie gedreht. Von wegen, wie es sein könne, dass wir Sie noch nicht früher bemerkt hätten, wo Sie doch schon so lange hier sind? Diese Designs sind gut … Wissen Sie, Philippe ist ja so überholt. Oh, ich liebe das hier.« Sie hielt eine Seite hoch, auf der Raumdekorationen zu sehen waren, die ich vor ein paar Jahren für einen Architektenball gemacht hatte. »So etwas möchte ich für meinen Großen Winterball. Er findet kurz vor Weihnachten statt und soll das gesellschaftliche Ereignis der Saison werden. Weshalb alles vom Feinsten sein muss,
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