Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
aber das versteht sich ja von selbst. Ich bräuchte … sagen wir dreißig von diesen großen Blumengestecken sowie Girlanden, um die Treppe im Saal zu schmücken. Würde Kowalski’s sich das zutrauen?«
Ich hatte von dieser nicht in kleinen Maßstäben denkenden Dame durchaus einen großen Auftrag erwartet. Aber das überraschte mich jetzt doch. Der Auftrag war nicht groß – er war riesig. Ich überschlug schnell ein paar Zahlen im Kopf, dann nickte ich.
»Doch, das bekommen wir hin. Ich würde mit meinem Co-Designer ein paar Skizzen anfertigen und ließe Sie Ihnen mit dem Kostenvoranschlag zukommen, wenn Ihnen das recht wäre.«
Mimi ließ das Buch zuschnappen. »Fantastisch, Rosie. Ich werde meinem Planungsteam sagen, sie sollen sich mit Ihnen in Verbindung setzen, und dann sehen wir weiter.« Sie stand auf. »Es war mir ein Vergnügen«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln, geleitete mich jedoch zügig zur Tür. »Wir hören voneinander. Auf Wiedersehen.«
Als ich in dem gläsernen Fahrstuhl wieder nach unten schwebte, stieß ich erst mal einen tiefen Seufzer aus, als mir die Dimension des Auftrags bewusstwurde. Ich wusste, dass Marnie und Ed nach den ersten Schrecksekunden begeistert davon wären, in so großem Maßstab zu arbeiten. Aber noch hatte ich keinen blassen Schimmer, wie ich das Thema am besten zur Sprache bringen sollte.
Ich war noch immer ganz in Gedanken versunken, als ich unten aus dem Fahrstuhl trat – und geradewegs in jemanden hineinrannte. Ich verlor das Gleichgewicht und stürzte, meine Musterbücher flogen mir in hohem Bogen aus den Händen und fielen krachend zu Boden. Fotos und Visitenkarten rutschten zwischen den Seiten heraus und flatterten umher. In sehr uneleganter Haltung landete ich auf dem eleganten Marmorboden, umgeben von meinen Habseligkeiten, die in alle Richtungen verstreut lagen.
Wer kennt sie nicht, diese Momente, in denen einem etwas Peinliches passiert, und plötzlich scheint jemand die Stopptaste zu drücken, so dass die Welt zum Stillstand kommt, und alle starren einen an? Jetzt war einer dieser Momente.
Wer eben noch in effizienter Eile durch die Lobby gelaufen war, fand nun einen Grund stehen zu bleiben. Hunderte dezent verborgene Lichtspots beleuchteten mein Missgeschick. Warum hatte ich ausgerechnet heute einen kürzeren Rock als sonst und keine Strumpfhose angezogen?
Noch ganz benommen von dem Sturz, doch geistesgegenwärtig genug, um zu merken, dass ich Gefahr lief, allen
Anwesenden zu offenbaren, für welche Unterhose ich mich heute Morgen entschieden hatte, mühte ich mich in einer letzten würdevollen Anstrengung auf die Knie. Als ich wieder halbwegs auf den Beinen war, unternahm ich mit rotglühenden Wangen einen kläglichen Versuch, die Menge der Schaulustigen mit einem Lächeln zu zerstreuen. Erst als ich es wieder ganz in die Senkrechte geschafft hatte, merkte ich, dass der Jemand, mit dem ich zusammengestoßen war, noch immer da war. Und er lachte. Sehr laut.
Er krümmte sich geradezu vor Lachen, wischte sich mit einer Hand Tränen aus den Augen und half mir mit der anderen, meine Sachen zusammenzusuchen. Sein Heiterkeitsausbruch hallte von jeder blankpolierten makellosen Oberfläche wider und erfüllte den Raum mit schallendem Gelächter. Ich drückte meine Bücher an mich und war mir voll bewusst, dass ich noch immer ungewollt im Zentrum der Aufmerksamkeit stand.
»Es … tut mir leid«, japste der Mann. »Ich weiß, dass ich … nicht lachen sollte, aber … aber das war einfach köstlich !«
»Aha. Na, danke.« Ich hätte schwören können, dass ich hinter dem grün gläsernen Empfangstisch ein in Armani ersticktes Kichern hörte.
Toll , sagte die kleine Stimme in meinem Kopf, gut gemacht, Duncan . Dieser Jemand lachte noch immer. Die schönen Menschen, die sich in diskretem Abstand um mich geschart hatten, lachten jetzt auch. Aber ich nicht. Als er endlich merkte, wie peinlich mir das alles war, riss der Mann sich zusammen und richtete sich auf. Gerade wollte ich ihm gehörig die Meinung sagen, als unsere Blicke sich trafen. Seine belustigte Miene wich ehrlicher Bestürzung, als er mich erkannte – und ich ihn.
»Rosie Duncan? Ach du Schreck … es tut mir wirklich
leid. Alles in Ordnung mit Ihnen?«, stammelte er und klang so ehrlich besorgt, dass mein Ärger sofort verflog.
»Alles in Ordnung … ähm, Nathaniel?«
Er lächelte, sichtlich erleichtert. »Ähm, ja … Nate. Nennen Sie mich einfach Nate. Bitte. Sind Sie sicher,
Weitere Kostenlose Bücher