Die wunderbare Welt der Rosie Duncan
hatte einfach das Gefühl, dass sich der ganze Aufwand nicht lohnt. Komisch, was?«
»Nein, finde ich überhaupt nicht.«
»Ich schon. Was ist mit mir los? Ich date andauernd – völlig akzeptable Frauen in Serie. Aber irgendwie ist nie eine dabei, die … die passt .«
»Wie passt? Zu deinen Vorstellungen? In dein Leben? In deine Wohnung?«
»Sehr witzig. Du hast deine wahre Berufung verfehlt – als Floristin verschwendest du dein komisches Talent. Nein, ich meine, sie passen nicht zu mir .«
»Okay, schon verstanden. Aber genau deshalb datet man ja – um die Person zu finden, die zu einem passt.«
»Du musst es ja wissen«, entgegnete Ed sarkastisch.
Natürlich, ich hätte wissen müssen, dass das eine Vorlage war, und besser den Mund gehalten, aber es war schon zu spät.
»Im Gegensatz zu dir glaube ich nicht, dass man einen anderen Menschen braucht, um ein glückliches und erfülltes Leben zu führen«, giftete ich zurück.
»Glaubst du das wirklich , Rosie?«, fragte er und warf mir den Strauß zu.
Ich fing ihn auf, als Ed kopfschüttelnd an mir vorbeiging und in der Werkstatt verschwand. Seine Frage hing noch immer wie eine Anschuldigung in der Luft – eine Frage, die ich unmöglich beantworten konnte. Oder wollte.
Noch nicht.
Mittwochabend traf ich mich mit Celia im Bistro Découverte, das nicht weit von ihrer Wohnung am Riverside Park liegt. Es ist eins meiner Lieblingsrestaurants. Im Sommer ist
es toll, um draußen zu essen. Warmes Licht fällt auf die Terrasse, die Luft ist erfüllt von lauschiger französischer Musik und leisem Stimmengewirr. Celia und ich sind oft hier. Es ist ruhig, unaufgeregt und gemütlich – und die meisten Touristen wissen nicht mal, dass es existiert, was ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Es wird hauptsächlich von Schriftstellern und Künstlern frequentiert, manchmal verirren sich auch Journalisten und Schauspieler hierher.
Heute jedoch trieb uns die kühle Herbstluft nach drinnen. Kaum hatten wir mit dem Hauptgericht begonnen, klatschten die ersten Regentropfen ans Fenster.
Celia schüttelte sich. »Kaum zu glauben, dass schon wieder Herbst ist«, jammerte sie. »Wo ist nur der Sommer geblieben? Ehe wir es uns versehen, ist Thanksgiving, und dann steht auch schon Weihnachten vor der Tür. Habe ich dir übrigens schon erzählt, dass Jerry mich heute angerufen hat?«
Die Frage kam so beiläufig daher, dass ich sie fast überhört hätte. »Jerry? Er hat dich angerufen ?«
Celia zuckte resigniert mit den Schultern und schob sich einen Bissen in Wein gedünsteten Lachs in den Mund. »Elf Monate kein Lebenszeichen, und heute ruft er an.«
Celia und Jerry waren vierzehn Jahre lang zusammen gewesen und hatten – zumindest dem Anschein nach – in dieser Zeit auf sehr einvernehmliche Weise aneinander vorbeigelebt. Celia nahm ihre zahlreichen Termine wahr, Jerry ging auf Geschäftsreisen. Jeden Sommer verbrachten sie drei Wochen gemeinsam in ihrem Strandhaus auf Martha’s Vineyard und den Jahreswechsel bei seiner Familie in Wisconsin. Sie waren ein typisches New Yorker Power-Pärchen. Bis vor elf Monaten. Da hatte Jerry plötzlich verkündet, dass er »aussteigen und sich finden« wolle, einen Koffer gepackt und war verschwunden. Seine Firma hatte keine
Ahnung, wo er abgeblieben war. Seine Freunde wussten auch nicht, wo er steckte. Selbst seine Mutter wusste es nicht, und das war wirklich besorgniserregend, denn Jerrys Mutter ist das familiäre Äquivalent zum FBI. Ihr investigatives Talent ist einzigartig und könnte dem Staat eines Tages sehr nützlich sein, sollte je Bedarf bestehen, jedes noch so kleine Detail über eine suspekte Person in Erfahrung zu bringen (Essgewohnheiten, Schlafgewohnheiten, Freunde, Bekannte, Feinde, Gerüchte, Vorlieben, Abneigungen, Verdauungstätigkeit). Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass sie über ein geheimes Netzwerk von Spionen verfügt, mit denen sie sich an vermeintlich harmlosen Orten zum Datenabgleich trifft. Dazu würde auch passen, dass sie auffällig viele Dinnerpartys gibt und andauernd am Telefon hängt. »Aber ja, werter Rabbi, es bleibt dabei – Sie sind Mittwochabend um acht zum Essen eingeladen« bedeutet vielleicht tatsächlich : »Besten Dank, Agent 482, Ihre Informationen sind bei uns eingegangen und werden angemessen entlohnt werden.«
Es war nicht ganz klar, ob Jerrys Verschwinden für Celia ein traumatisches, einschneidendes Ereignis war oder einfach nur ein Ärgernis. Sie erwähnte ihn
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