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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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das ist ja das Schöne an unserem Beruf«, schwärmte ich. »Eben plant man noch Hochzeitsdekorationen im vierstelligen Bereich, und kurz darauf kommt Betty Myers in den Laden, die seit über
zwanzig Jahren Kundin bei Kowalski’s ist und früher als Kellnerin in Bucks’s Diner gearbeitet hat, das hier gleich um die Ecke ist. Und Mrs Myers will nur ein bisschen plaudern und einen kleinen Präsentkorb für ihre Nichte, der aber bitte nicht mehr als zwanzig Dollar kosten soll. Diese Mischung macht den Charme unserer Arbeit aus.«
    »Ganz anders als beispielsweise bei Devereau Design …«, versuchte Josh es erneut.
    Ich musste schmunzeln. Philippe ist genau die Sorte Florist, auf die meine Mutter allergisch reagiert. »Viel Getue und Gedöns«, würde sie voller Verachtung sagen. »So ein Chichi kann wahres Talent nicht ersetzen. In Designerklamotten herumstolzieren und Bananenblätter zusammentackern – überteuertes Grünzeug , ich bitte dich. So was kann doch jeder Anfänger!«
    »Devereau Design hat eine andere Klientel«, versuchte ich es ganz diplomatisch. »Philippes Kunden erwarten etwas …«
    »Wer ist denn dieser junge Mann?« Delores war so plötzlich neben uns aufgetaucht, dass Josh erschrocken zusammenfuhr.
    »Das ist Josh Mercer von der New York Times . Josh, wenn ich Ihnen Delores Schuster vorstellen dürfte – eine unserer am meisten geschätzten Kundinnen.«
    Josh sprang auf und reichte Delores respektvoll die Hand. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mrs …«
    »Bitte nennen Sie mich Delores«, unterbrach sie ihn, und ihre Wangen röteten sich vor Aufregung. »Sind Sie hier, um Rosie zu interviewen?«
    »So ist es.«
    »Ja, wenn das so ist …«, meinte Delores, drängte sich zwischen uns und ließ sich, auf unsere Arme gestützt, vorsichtig auf dem Sofa nieder, »… dann will ich Ihnen jetzt
mal erzählen, junger Mann, warum Kowalski’s der beste Blumenladen in ganz New York ist.«
    Während der nächsten fünfunddreißig Minuten erfreute Delores Josh mit langen, ausufernden Erzählungen über ihre zahlreichen Besuche bei Kowalski’s und streute dabei großzügig Familienanekdoten der Schusters ein.
    »… oder einmal, als mein lieber Henry, Gott hab ihn selig, die Goldene Hochzeit von Tante Bertha vergessen hatte. Also, Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was für eine heillose Aufregung in der Familie herrschte – fast wie an dem Tag, als Nixon gewählt wurde und meine Großmutter verkündete, das Haus erst dann wieder zu verlassen, wenn er nicht mehr im Amt wäre. Tante Bertha gehörte zu den Frauen, die man nicht so schnell vergisst, da können Sie Gift drauf nehmen, junger Mann – ihre Stimme hätte einen Werwolf in die Flucht geschlagen –, und so kam sie an jenem Tag in unsere Wohnung gestürmt, puterrot im Gesicht und mit aufgebauschten Röcken. ›Fünfzig Jahre bin ich jetzt mit diesem Dussel verheiratet‹, schrie sie, ›und erwarte kein größeres Glück mehr im Leben, als dass mein einziger Neffe sich einmal an mich erinnert!‹ Aber mein Henry hatte einen flinken Verstand, und auf den Mund gefallen war er auch nicht, das muss man ihm lassen. Er nahm Tante Bertha bei der Hand und ging mit ihr zu Kowalski’s – ganze drei Blocks waren das, mit der wutschnaubenden Bertha im Schlepptau, wohlgemerkt –, geradewegs zu Mr Kowalski ist er mit ihr gegangen und hat gesagt: ›Franz, würden Sie meiner lieben Tante Bertha bitte von der kleinen Überraschung erzählen, die wir für ihre Goldene Hochzeit geplant haben, von der sie unerklärlicherweise glaubt, ich hätte sie vergessen?‹ Und, jetzt halten Sie sich fest: Ohne mit der Wimper zu zucken, steht Mr Kowalski da und beschreibt ihr den schönsten Blumenstrauß, den Sie sich nur vorstellen können. Tante Bertha
war wahrlich nicht um Worte verlegen – Sie müssen wissen, dass sie ihrem Charlie erst mal einen zehnminütigen Vortrag darüber gehalten hat, was sie von der Ehe erwartet, als er um ihre Hand angehalten hatte –, aber jetzt war sie kaum wiederzuerkennen. Fast andächtig lauschte sie Mr Kowalski. Und dann – jetzt kommt es! – erklärte ihr Mr Kowalski, dass es nur deshalb zu dieser bedauerlichen Verzögerung gekommen sei, weil der Großhändler keinen lila Flieder mehr gehabt hätte, welcher doch ihre Lieblingsblume sei. Und das stimmte, es waren wirklich ihre Lieblingsblumen – aber das konnte Mr Kowalski gar nicht gewusst haben, denn bis zu dem Augenblick, in dem mein Henry mit ihr in den

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