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Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Die wunderbare Welt der Rosie Duncan

Titel: Die wunderbare Welt der Rosie Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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checken?«
    »Er scheint pathologisch anglophil zu sein und konnte nicht verstehen, wie man England freiwillig für New York verlassen kann.«
    »Mmmh, verregnete Sommer und warmes Bier gegen unser herrliches New York und Delores Schuster mit ihrem unerschöpflichen Fundus an Familienanekdoten«, sinnierte Ed. »Keine schwere Entscheidung, oder?«
     
    Ein paar Stunden später – Marnie und ich dekorierten gerade das Schaufenster um – flog die Werkstatttür auf. Ed warf sich seine Lederjacke über die Schulter und eilte durch den Laden.
    »Einen wunderschönen Abend, ihr einsamen Herzen«, rief er uns mit einem unverschämten Grinsen zu.
    Marnie und ich schauten uns vielsagend an.
    »Wo willst du hin?«, fragte Marnie.
    »Ich habe ein Date. Ein ziemlich scharfes.«
    »Aber es ist Dienstag ! Wer hat denn dienstags ein Date?«
    »Ich«, erwiderte Ed selbstgefällig. »Okay, ich gebe es zu, das gab es sogar bei mir schon eine Weile nicht mehr, aber – um die reizende junge Dame zu zitieren, in deren Gesellschaft ich diesen außergewöhnlichen Abend verbringen werde: ›Ich kann unmöglich bis Freitag warten, Ed.‹ Und welcher Gentleman würde eine Dame warten lassen?«
    Ich zwinkerte Marnie zu. »Wahrscheinlich muss sie Freitag vor Gericht erscheinen.«

    Marnie grinste. »Oder ihr Bewährungshelfer kommt am Freitag vorbei.«
    »Oder sie will am Freitag außer Landes fliehen, nachdem sie am Donnerstag den größten Bankraub aller Zeiten …«
    »… für den sie am Mittwoch letzte Vorbereitungen treffen musste …«
    »… weshalb sie nur am Dienstag Zeit für ein Date hat!«
    Entgeistert schaute Ed uns an. Dann schüttelte er den Kopf. »Danke für eure herzliche Anteilnahme, meine Damen.«
    »Ach Ed, hör einfach nicht auf uns und mach dir einen schönen Abend.«
    »Danke, Rosie.«
    »… mit deiner superscharfen Schwerverbrecherin!«, rief Marnie, worauf wir beide einen hysterischen Lachanfall bekamen.
    Ed stöhnte genervt und ging zur Tür. »Lacht nur. Wenigstens werde ich heute Abend meinen Spaß haben.« Er drehte sich kurz um. »Im Gegensatz zu euch.«
    Autsch.
    Ich lachte noch immer und konnte gar nicht aufhören. Das hatten wir so oder so ähnlich schon so oft von Ed gehört.
    »Ich bin jung und habe es nicht eilig damit, die Richtige zu finden. Was soll das schon heißen – die Richtige? Ich date gern, mir macht das Spaß. Euer Problem, wenn ihr das nicht versteht.«
    Und Ed war ziemlich gut darin, Leute kennenzulernen. Die Geschichte mit der Anwältin seines Cousins war da noch vergleichsweise harmlos. Es war, als würde Ed auf Schritt und Tritt über Frauen stolpern, die nur auf ein Date mit ihm zu warten schienen: »Letzte Woche war ich kurz am Kiosk eine Zeitung kaufen, und da stand plötzlich diese Frau neben mir … Ganz ehrlich, ich lief einfach nur die
Amsterdam Avenue runter, als mich dieses hübsche Mädchen anspricht … Als ich meine Wäsche zu Mrs Ling in die Reinigung gebracht habe, bin ich mit dieser scharfen …« Und so weiter. Ich habe keine der besagten Damen je kennengelernt, was daran liegen könnte, dass Eds sogenannte Beziehungen eine derart kurze Halbwertszeit hatten, dass es sich bisher kaum gelohnt haben dürfte, sie der Kowalski-Familie vorzustellen.
    Als Ed am nächsten Tag im Laden aufkreuzte, war er allerdings längst nicht so gut gelaunt wie am Abend zuvor.
    »Und, wie war dein Dienstags-Date?«, fragte ich schließlich, nachdem er, zerzaust und unrasiert wie immer, über eine halbe Stunde geschwiegen hatte, was ich von ihm überhaupt nicht kannte.
    »Gut«, meinte Ed, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.
    »Ah ja.«
    Ich beobachtete ihn, wie er zwischen den Blumeneimern auf und ab ging, auswählte, Stiele von Blättern befreite, arrangierte. Nachdem er den Strauß prüfend von allen Seiten betrachtet hatte, ließ er den Kopf hängen und schlich kleinlaut zurück an den Ladentisch. »Nein, es war schrecklich.«
    »Ach ja?«
    »Ja. Und es gibt überhaupt keinen Grund, so selbstgefällig zu grinsen.«
    »Tue ich nicht. Ehrlich nicht.«
    »Ich meine, ich versuche es wenigstens. Im Gegensatz zu dir.«
    Das überhörte ich. »Natürlich. Und was war gestern?«
    Gereizt griff er nach dem Blumenbast und band den Strauß fertig. »Na ja, so schrecklich war es eigentlich gar nicht. Sarah war nett, attraktiv, angenehme Gesellschaft, aber …«
    »Aber was?«

    Er nahm eine Blumenzange, ging hinüber zum Abfalleimer und stutzte die Stiele auf eine Länge. »Keine Ahnung, Rosie. Ich

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