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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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drei geschickte Körpertäuschungen in eine Ecke der mit dicken Holzbohlen umstandenen Arena und versetzte ihm einen so gewaltigen Schlag, daß alle Zuschauer glaubten, das letzte Stündlein des Hindus habe geschlagen.
    Doch der wendige Inder war dem Säbelhieb entgangen, der krachend das Holz der Einfriedung traf. Mit der Geschmeidigkeit und Schnelligkeit eines Affen hatte Baber den dicken Stamm umklammert, war an ihm emporgeklettert und betrachtete nun von dessen Spitze seelenruhig seinen Gegner.
    Alle Zuschauer zollten seiner beherzten Rettungstat Beifall. Doubleface war irritiert. Andererseits war er entschlossen, dem Kampf jetzt ein Ende zu machen, und versuchte Baber zu folgen. Er nahm also seinen Säbel zwischen die Zähne und begann seinerseits, den Holzstamm zu erklettern.
    Diese Idee wurde ihm zum Verhängnis.
    Baber, der ihn aufmerksam beobachtet hatte, warf mit einemmal blitzschnell seine Schlinge um den Hals des unglücklichen Doubleface, zog an der Schnur, was dem Engländer einen solchen Schmerz bereitete, daß er vom Stamm rutschte, einen Augenblick in der Luft hing und sich so selbst erdrosselte.
    Das war das Ende des Kampfes. Der triumphierende Baber zog den Körper des Engländers über die Einfriedung, wie Achill den Leichnam Hektors über die Mauern von Troja geschleift hatte.
    „Es ist gut“, sagte Corcoran. „Du hast dein Leben gerettet, Baber. Sugriva, laß diesen armen Doubleface beerdigen. Zu Lebzeiten war er ein elender Verräter, ein Spion, der Abfall der Menschheit. Jetzt ist er tot. Friede seiner Asche.“
    Dann begab er sich in seinen Palast.
    Im Palast angekommen, setzte er sich an sein Schreibpult und verfaßte folgende Depesche:
     
    „An Lord Henry Braddock, Generalgouverneur von Hindustan in Kalkutta
     
    Bhagavapur, den 16. Februar 1860
     
    Mylord,
    die Beziehungen guter Nachbarschaft und Freundschaft, die zwischen meiner Regierung und der Ihren immer bestanden haben und, so hoffe ich, immer bestehen bleiben mögen, machen es mir zur Pflicht, Sie von einem unliebsamen Vorfall zu unterrichten, der diese guten gegenseitigen Beziehungen hätte trüben können.
    Ein gewisser Scipio Rückert, nach eigenen Aussagen preußischer Staatsbürger und unter englischem Schutz reisend, mit einem Empfehlungsbrief von Sir William Barrowlinson (ohne Zweifel eine Fälschung) versehen, hat mich unter dem Vorwand, im Vindhyagebirge wissenschaftliche Studien über die dortige Flora und Fauna treiben zu wollen, um Schutz und Unterstützung gebeten.
    Auf Empfehlung von Sir William Barrowlinson, dem die gelehrte Welt so viel verdankt, habe ich diesen Rückert auf das freundlichste und zuvorkommendste empfangen, er allerdings hat es mir mit schwärzestem Undank vergolten.
    Mylord wird bei der Lektüre beiliegender Kopie eines Briefes, den Rückert, dessen richtiger Name Doubleface zu sein scheint, an Sie schreiben wollte, zweifellos entrüstet sein von dem Mißbrauch, den solch ein Bürger von Ihrem Namen machte, wie auch von den entehrenden Nachrichten, die er Mylord anzubieten die Stirn hatte. Ich beeile mich hinzuzufügen, daß meine Entrüstung über eine so schnöde Verleumdung die Verachtung Mylords vorausgesehen hat und daß dieser Doubleface, der übrigens auch nicht leugnete, der Chef der Geheimpolizei von Kalkutta (gewesen) zu sein, die Sühne erhalten hat, die ein solches Verbrechen und der Mißbrauch des Namens von Mylord verdient. Mit anderen Worten, er wurde gehängt.
    Mylord kann im Bhagavapurer Anzeiger , den ihm zu schicken ich veranlassen werde, alle Details dieser Urteilsvollstreckung nachlesen. Der Verrat Doublefaces war so niederträchtig – und übrigens durch sein eigenes Geständnis zweifelsfrei bewiesen –, daß ich es nicht für nötig erachtete, in dieser Angelegenheit die üblichen Regeln eines langwierigen Gerichtsverfahrens einzuhalten.
    Ich muß Mylord davon in Kenntnis setzen, daß man in den Papieren Doublefaces eine sehr genaue und gewissenhaft angefertigte Liste aller ökonomischen und militärischen Mittel meines Reiches gefunden hat.
    Natürlich habe ich es als nicht erforderlich erachtet, diesen so sorgfältig ausgearbeiteten Plan meiner Depesche beizulegen, und ich glaube, daß Mylord meine Zurückhaltung und Diskretion in diesem Punkt billigen wird.
    Möge Sie Gott, Mylord, in seiner heiligen Garde aufnehmen.
     
    Corcoran I. Maharadscha“
     
    „Das ist eine Kriegserklärung“, sagte Quaterquem, nachdem er den Brief gelesen hatte, „und deine

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