Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
Vorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen.“
„Wie auch immer, der Krieg wäre unvermeidlich gewesen“, erwiderte Corcoran. „Du hast es ja selbst gesehen, ihre Armee marschiert schon. Was kommen muß, kommt. Diesem Halunken verzeihen, hieße zurückweichen. Bis jetzt habe ich mich hier nur durch meine Kampfentschlossenheit halten können; nun wohl, ich werde damit weitermachen.“
„Hast du Verbündete?“
„In zwei oder drei Jahren hätte ich ganz Indien hinter mir. Aber gegenwärtig ist niemand dazu bereit. Die letzte Sepoyrevolte hat die energischsten und entschlossensten Kämpfer das Leben gekostet. Man muß auf eine neue Generation bauen, die die schrecklichen Massaker vergessen haben wird.“ Quaterquem schlug sich an die Stirn.
„Ich habe eine Idee“, sagte er, „wer dir in drei Monaten ein mächtiger Verbündeter sein kann. In diesem Fall wärst du nicht nur gerettet, sondern Herr über ganz Indien.“
„Wer ist dieser Verbündete?“
„Sprich leise!“ sagte Quaterquem. „Sprich leise, man könnte uns belauschen.“
Und er flüsterte einen Namen in Corcorans Ohr.
„Ich hatte schon daran gedacht“, erwiderte der Maharadscha nach einem Augenblick des Schweigens. „Aber es ist so weit weg. Die Überfahrt, hin und zurück, wird mindestens vier Monate dauern. Und wen sollte ich wohl schicken?“
„Du vergißt mein Luftschiff“, sagte Quaterquem, „das dreihundert Meilen in der Stunde macht und wie ein Pfeil dahinfliegt, ohne auf Meere, Flüsse oder Berge Rücksicht nehmen zu müssen. Wir könnten auch ostwärts fliegen, das wäre kürzer. Noch heute abend könnten wir uns eine Aufführung des Wilhelm Tell ansehen. Morgen wirst du eine Audienz haben. Übermorgen sind wir zurück. Sugriva und Louison werden während deiner Abwesenheit regieren.“
„Es ist zu spät“, sagte Corcoran, „aber du kannst mir trotzdem einen Gefallen tun. Laß uns in deinem Flugapparat das englische Feldlager und mein eigenes besuchen. Vielleicht können wir schon in einer Stunde fliegen? Man soll Acajou rufen.“
„Einverstanden“, erwiderte Quaterquem.
Der große Neger erschien vor den beiden.
„Acajou, bereite das Luftschiff vor, wir fliegen ab“, sagte Quaterquem. Der Neger machte vor Freude einen Sprung.
„Oh, ich sehe Nini und Zozo. Fein, Mister Quaterquem.“
„Acajou, mein Freund, wir werden Nini und Zozo erst Ende der Woche sehen; heute haben wir noch etwas anderes zu erledigen.“
15.
Ein Scherz Acajous
Die Vorbereitungen der langen Reise, die Corcoran mit seinem Freund Quaterquem unternehmen wollte, dauerten den ganzen Tag. Es ging nicht darum, wie man sich leicht denken kann, Kleider oder Nahrungsmittel an Bord zu nehmen, sondern den Marathen den Abflug des Maharadschas geheimzuhalten. Es wurde also beschlossen, erst in der Nacht abzureisen. Nur Sugriva sollte informiert werden. Auch Sita wollte Corcoran nicht benachrichtigen, aus Angst, sie zu beunruhigen. Glücklicherweise war die Nacht sehr dunkel, und die beiden Freunde konnten sich, unterstützt von Acajou, in die Lüfte erheben, ohne von jemandem bemerkt zu werden.
Hier möchte sicher gern der eine oder andere Leser etwas über die Form und den Antrieb dieses wunderbaren Flugapparates erfahren.
Ich muß gestehen (und welche Frage man mir auch stellen möge, ich werde nicht die Indiskretion begehen, auch nur eine zu beantworten), daß es mir nicht gestattet ist, das Geheimnis dieser bewundernswerten Maschine zu enthüllen. Ich darf hier nur soviel verraten, daß der Erfinder, nachdem er gewissenhaft den Flug der Vögel studierte, die Richtigkeit des Prinzips erkannt hat: schwerer als Luft, das später auch der berühmte Monsieur Nadar beherzigt hat. Er verzichtete völlig auf die Anwendung von Wasserstoffgas und eine riesige ballonartige Hülle, die dem Wind so viel Angriffsfläche bietet. Kurz gesagt, die Form meines (man verzeihe mir dieses unbescheidene Wort) Flugapparates war nicht anders als die des Fregattvogels, des schnellsten aller Vögel, der in wenigen Stunden tausendfünfhundert Seemeilen zurücklegt. Was den Motor anbetrifft, so habe ich mich meinem Freund Quaterquem gegenüber verpflichtet, das Geheimnis so lange zu wahren, bis er selbst die Zeit für gekommen hält, es zu lüften. {3}
Der wolkenlose Himmel und die klare Atmosphäre gestatteten, auch die kleinsten Details der Landschaft zu bewundern. Quaterquem, der neben seinem Freund in der Steuerkabine saß, richtete sich genauso sicher nach
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