Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
hatte.
„Hier sind Kerzen“, sagte er, „und Bücher, wenn du lesen möchtest. Hier steht Limonade, dort Tinte, da ist Papier, falls du ein Gedicht verfassen willst. Gute Nacht, vergiß deine Pläne, deine Feinde, deine Projekte, deine Diplomatie und alles, was dir zu schaffen macht. Du bist unter dem Dach eines Freundes. Schlafe in Frieden.“
Und er verließ ihn, ohne die Tür zu schließen. Wozu auch? Welchen Feind hatte er zu fürchten?
Dann begab sich Quaterquem ebenfalls zur Ruhe und fiel in einen tiefen, erquickenden Schlaf.
Acajou, Nini und Zozo schnarchten herzhaft. Auf dieser glücklichen Insel hatte jeder ein ruhiges Gewissen.
19.
Traum des Maharadschas
Gegen drei Uhr morgens wurde Corcoran von einem entsetzlichen Traum aus dem Schlaf gerissen.
Da er jedoch niemandem diesen Traum erzählte, nicht einmal Quaterquem, seinem intimsten Freund, ist es uns leider unmöglich, hier den Inhalt besagten Traumes wiederzugeben; auf jeden Fall jedoch muß es in diesem Traum von dunklen Vorahnungen gewimmelt haben, denn gleich bei Tagesanbruch erhob sich der Maharadscha und weckte seinen Freund.
Quaterquem öffnete ein Auge, reckte gähnend die Arme in die Höhe und fragte:
„Was gibt es?“
„Wir reisen ab.“
„Wie! Abreisen! Alle Welt schläft. Acajou schnarcht, und was mich betrifft…“
„Gut, dann werde ich allein abfliegen.“
„Ohne zu frühstücken? Nini würde es dir nie verzeihen.“
„Dann frühstücken wir eben, um Nini nicht zu verärgern; aber denk daran, daß ich am Nachmittag unbedingt in Bhagavapur sein muß. Ich habe ein Gefühl, daß uns eine schreckliche Gefahr bedroht. Schön wäre es, wenn das Frühstück in fünf Minuten bereit ist und die Fregatte in einer Viertelstunde.“ Was tatsächlich gelang.
Nini war sehr erfreut über die Geschenke, die ihr der Maharadscha gemacht hatte (zwei außerordentlich schöne Kaschmirschals, die einstmals der Lieblingsfrau von Tipu Sahib gehört hatten), warf sich in die Arme von Acajou, der brummelnd die Fregatte bestieg, nicht ohne vorher noch Zozo an seine Brust gedrückt zu haben, der sich mit seinen Fäustchen die Augen rieb und schrie, als würde er seinen Vater nie wiedersehen.
20.
Ausführliche Unterhaltung Louisons und Garamagrifs mit dem mächtigen Scindiah
In der Zwischenzeit tat Sita ihr Bestes, um der schönen Alice den Aufenthalt in ihrem Palast so angenehm wie möglich zu machen.
In ihren Tragsesseln, unter Alis Schutz und von einer Schar Berittener begleitet, begaben sie sich zur Jagd oder ritten durch die Gegend. Da Sita glücklicherweise braun war, Alice dagegen blond, da außerdem niemand zugegen war, der sie hätte betrachten können (abgesehen von den Eingeborenen), gab es zwischen ihrer Schönheit keine Rivalität, und so ergänzte die Schönheit der einen die Schönheit der anderen auf das wunderbarste. So entstand zwischen beiden eine innige Freundschaft.
Sugriva, der während der Abwesenheit des Maharadschas mit den Regierungsgeschäften, betraut worden war, nahm sich seiner schwierigen Pflichten gewissenhaft an. Gemäß Corcorans Weisung hatte er alle Zemindars und Deputierten aufgefordert, sich in Bhagavapur einzufinden. Da er glaubte, jeden Tag die Nachricht von einem erneuten Überfall der Engländer zu erhalten, hatte Corcoran sein Marathenparlament einberufen wollen, um von ihm die Unterstützung im Kampf gegen die Engländer zu erhalten.
Offen gesagt rechnete Corcoran nicht allzusehr mit dem Mut seines Parlaments und seiner Soldaten; aber er hielt das Parlament für nützlich, um Verräter einzuschüchtern, denn er erinnerte sich noch gut der Bemerkungen, die er in dem Brief von Doubleface an Lord Henry Braddock gelesen hatte.
Dank Louisons Mithilfe schien er übrigens davon überzeugt, daß der Kampf mit etwa gleichen Mitteln geführt würde. Louison ersetzte eine Armee. Leider war Louison mit Monsieur Garamagrif liiert, dazu kam ein Sohn, der junge Moustache. Die Mutter gewordene Louison hatte andere Lebensinteressen, andere Freunde und andere Feinde als Corcoran. Ein besorgniserregender Umstand.
Zwischen Louison und Garamagrif einerseits und Scindiah andererseits gab es ständig Spannungen. Sie rührten von dem Tag her, an dem Louison mit Garamagrif geflohen war.
Die Abwesenheit des Maharadschas schien den beiden Tigern die Gelegenheit zu bieten, dem Elefanten eins auszuwischen. Garamagrif beschloß, seine Rache auszuführen, während ihr Herr mit seiner Peitsche nicht
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