Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
hat.“
„Herr Corcoran“, sagte da die schöne Sita, „ich verdanke Ihnen mein Leben und meine Ehre. Ich werde das niemals vergessen.“
Und sie ergriff die Hand des Kapitäns und küßte sie dankbar.
„Ich weiß, Kapitän“, sagte Holkar, „daß Sie einer großzügigen Nation entstammen und daß Sie sich Ihren Verdienst nicht bezahlen lassen; aber kann ich Ihnen nicht meinerseits irgendwie nützlich sein?“
„Nützlich sein! Mein lieber Fürst!“ rief Corcoran aus. „Eure Nützlichkeit ist sogar mehr als notwendig für mich… Ihr müßt wissen, daß ich hierhergekommen bin, um ein altes Schriftstück zu suchen, dessen geringster Geistesblitz schon alle Doktoren (phil.) Frankreichs und Englands vor Freude zittern läßt! Ihr müßt wissen, daß die Akademie der Wissenschaften zu Lyon die Kosten meiner Reise trägt, und so reisen Louison und ich im Interesse der Wissenschaft und unter dem Schutz der französischen Regierung; wir haben Empfehlungsschreiben jeder Art und für jedermann bei der englischen Verwaltung in Indien, und für Euch selbst habe ich einen Brief von dem berühmten Sir William Barrowlinson, Präsident der Geographical, Colonial, Statistical, Geological, Orographical, Hydrographical and Photographical Society , die ihren Sitz in London, hundertdreiundachtzig Oxford Street, hat. Hier ist er.“
Dabei zog er aus seinem Portefeuille einen mit rotem Siegellack verschlossenen Brief hervor, auf dem das Wappen des gelehrten Barons und sein Wahlspruch prangte, der (so behauptete Sir William wenigstens) von einem seiner Vorfahren stammte, der ein Waffengefährte Wilhelm des Eroberers gewesen sein wollte: Regi meo fidus .
(In der Tat hatte Sir William Barrowlinson tausend Gründe, seinem König treu zu sein, wie die Devise besagte, denn besagter König hatte besagten Barrowlinson im Alter von zwanzig Jahren zu einem der einflußreichsten Teilhaber der Ostindischen Handelskompanie gemacht, und ihn mit solchen Ehren überhäuft und derart wichtigen Funktionen betraut, daß man ihn, hätte nicht eine bejammernswerte Gastritis der Karriere von Sir William eine Grenze gesetzt, mit zweiunddreißig oder dreiunddreißig Jahren als Generalgouverneur von Indien gesehen hätte, das heißt als absoluten Herrscher über hundert Millionen Menschen. Aber die Gastritis zwang ihn, nach England zurückzukehren und sich mit einer jährlichen Leibrente von zehntausend Pfund zu bescheiden. Vermittels dessen wurde er Mitglied des Parlaments, übersetzte mehr schlecht als recht fünfzehn bis achtzehn Seiten der Veda, ließ die unter seinem Namen laufende weitere Übersetzung von einem Sekretär besorgen, wurde für würdig erachtet, bei der Geographical, Colonial, Statistical, Geological, Orographical, Hydrographical and Photographical Society zu präsidieren, und kam so in den Genuß, korrespondierendes Mitglied des Institut de France zu werden.)
Von dem mächtigen Herrn kam also das Empfehlungsschreiben, das Kapitän Corcoran Fürst Holkar überreichte. Es hatte folgenden Wortlaut:
„London,… 1857
Der Unterzeichner, Sir William Barrowlinson, hat die Ehre, Seiner Königlichen Hoheit, Fürst Holkar, die Ankunft eines jungen französischen Gelehrten, Monsieur Corcorans, anzukündigen, der sich im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Lyon und in unserem eigenen bemüht, das Original des Ramabagavattana zu finden, das man an den Quellen des Narbada vermutet, an einer Stätte, die Seine Hoheit, Fürst Holkar (das wenigstens ist die Meinung des Unterzeichners), besser kennen muß als irgendwer sonst. Der Unterzeichner wagt zu hoffen, daß die engen Beziehungen guter Freundschaft und Nachbarschaft zwischen Seiner Königlichen Hoheit, Fürst Holkar, und der ehrenwerten, allmächtigen und unbesiegbaren Ostindischen Kompanie, die seit langem schon bestehen und die fortzubestehen nie aufhören mögen (das jedenfalls ist die feste Hoffnung des Unterzeichners), Seine Hoheit bewegen mögen, die wissenschaftlichen Forschungen, deren sich Kapitän Corcoran im Namen der Akademie der Wissenschaften zu Lyon und getragen von der Autorität Ihrer Allergnädigsten und Allerhöchsten Majestät, Königin Victoria, der ersten ihres Namens, Herrscherin der drei vereinigten Königreiche England, Schottland und Irland, befleißigt, mit allen möglichen Mitteln zu unterstützen.
Hinsichtlich obengenannter Tatsache macht es sich der Unterzeichner, Sir William Barrowlinson, Präsident der Geographical, Colonial, Statistical,
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