Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
gefolgt.
Bei ihrem Anblick hielten Corcoran und Sita ihre Pferde an, Louison ließ sich gemächlich auf ihren Pfoten hinter ihnen nieder, bereit, sofort einzugreifen, wenn man ihren Rat, vor allem jedoch ihre Hilfe brauchte.
Der Kapitän hätte nicht gezögert, wenn er allein gewesen wäre; er hätte kühn versucht, mit Louison durch diese kleine Truppe zu brechen; aber er fürchtete, bei einem solchen Streich leichtfertig Sitas Leben oder ihre Freiheit unnötigerweise aufs Spiel zu setzen.
Vielleicht dachte Corcoran in diesem Augenblick aber auch daran, daß es für ihn weitaus besser gewesen wäre, das Schriftstück der Gesetze Manus zu suchen, wie man es ihm aufgetragen hatte, als dem armen Holkar seine Dienste anzubieten. Denn um die Angelegenheiten des Fürsten schien es wahrscheinlich nicht zum besten zu stehen. Aber er verwarf diese Überlegungen bald wieder als seiner unwürdig.
In der Zwischenzeit hatte ihn Sita ängstlich beobachtet.
„Was sollen wir nur tun, Kapitän?“ fragte sie.
„Sind Sie zu allem entschlossen?“ fragte sie Corcoran.
„Ich bin es.“
„Es geht darum, wie Sie wohl selbst verstehen werden, entweder mit Gewalt oder mit List an ihnen vorbeizukommen. Ich würde es mit List versuchen, aber wenn die Engländer nicht darauf hereinfallen, kann es sein, daß wir drei oder vier töten müßten. Sind Sie bereit? Fürchten Sie auch nichts?“
„Kapitän“, antwortete Sita, wobei sie die Augen zum Himmel hob, „ich fürchte nur, meinen Vater nicht mehr lebend wiederzusehen und erneut in die Hände dieses widerlichen Verräters Rao zu fallen.“
„Na also“, erwiderte der Bretone, „dann sind wir ja gerettet. Lassen Sie Ihr Pferd in leichten Trab fallen, ohne es anzutreiben. Das wird ihm Zeit geben, Atem zu holen, und halten Sie sich bereit. Wenn ich sage: Brahma und Wischnu!, dann preschen Sie im Galopp los. Louison und ich werden die Nachhut bilden.“ Die drei Flüchtenden befanden sich in einem weit ausladenden Tal, das vom Hanuveri durchflossen wurde, einem Nebenfluß des Narbada. Die beiden Talabhänge waren mit Gestrüpp und dicken Palmen bedeckt; in den Wäldern hielt sich alles in Indien vorkommende Wild versteckt – Tiger Inbegriffen. Deshalb war es nicht ratsam, den Hauptpfad zu verlassen und sich auf einem der schmalen Pfade in die Büsche zu schlagen, denn man konnte jeden Augenblick auf eines der schrecklichen fleischfressenden Tiere stoßen, ganz zu schweigen von den furchtbaren Schlangen, deren Gift so blitzartig tötet wie Kurare oder Blausäure.
Währenddessen kamen die englischen Offiziere in leichtem Trab näher. Sie hatten das nonchalante Aussehen von Leuten, die keinerlei Feinde zu fürchten haben. Sie hatten gut gegessen, rauchten dicke Havannazigarren und kommentierten ruhig und weitschweifig die Neuigkeiten aus der Times .
Sie schienen sich nicht weiter um Corcoran zu kümmern, der der Kleidung und dem phlegmatischen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ein Zivilangestellter der Kompanie sein mußte; aber sie waren außerordentlich entzückt von der überwältigenden Schönheit Sitas.
Nun, und was Louison anbetraf, so waren sie zwar beim ersten Anblick des Tieres verwundert, aber da sie Engländer und sportsmen waren, verstanden sie sehr wohl diese exzentrische Marotte; einer versuchte gar, sie Corcoran abzukaufen, während zwei andere schon darum wetteten, ob sie gegen die Windhunde auf der Rennbahn von Ascot eine Chance hätte.
„Kommen Sie aus dem Lager, Sir?“ fragte einer der Engländer den Kapitän.
„Ja.“
„Und – gibt es schon Neuigkeiten aus England. Die Briefe aus London sollten gegen Mittag eintreffen.“
„Sie sind in der Tat angekommen“, antwortete Corcoran.
„Was sagt man in Westend?“ fuhr der Engländer fort. „Ist Lady Suzan Carpeth noch immer die Firstlady vom Belgrave Square? Oder mußte sie etwa diesen Rang an Lady Suzan Cranmoth abgeben?“
„Um ganz ehrlich zu sein“, erwiderte der Bretone, der, aus Angst, daß eine schroffe Antwort den Verdacht der Engländer erregen könnte, nicht zeigen wollte, wie wenig ihn Lady Suzan oder Lady Suzan kümmerten, „ich fürchte, daß Miß Belinda Charters sehr bald die beiden Damen kaltgestellt haben wird.“
„Oh, oh, wie interessant!“ verwunderte sich der Gentleman. „Miß Belinda Charters? Wer, zum Teufel, ist diese neue Schönheit, von der ich noch nie etwas gehört habe?“
„Sir“, meinte Corcoran, „so erstaunlich ist das auch wieder nicht, wenn man weiß,
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