Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran
Bretone, „aber wenn Sie schreien, werde ich getötet, und in diesem Fall bin ich es, der ermordet würde, aber Sie wären für den Mord verantwortlich. Gleichsam zwei mißliche Rollen. Ich habe etwas anderes vor. Ich möchte Ihnen einen Vertrag anbieten.“
„Einen Vertrag!“ empörte sich Barclay. „Ich schließe keinen Vertrag mit einem Mann, den ich als Gentleman empfangen habe, fast als Freund, und der mir dafür dankt, indem er mir droht, mich zu ermorden.“
„Wieder dieses Wort, Colonel! Nun gut, schließen wir also keinen Vertrag, ich habe ihn nicht nötig. Auf, Louison!“
Bei diesen Worten sprang die Tigerin auf und zeigte sich zum erstenmal dem erschrockenen Barclay. Man wird sich unschwer vorstellen können, daß seine Verwunderung nur noch von dem Entsetzen übertroffen wurde, das alsbald von ihm Besitz ergriff.
„Louison“, sagte der Kapitän, „du siehst hier Colonel Barclay vor dir. Wenn er einen Schritt aus dem Zelt tut, ehe die Prinzessin und ich im Sattel sitzen, gehört er dir.“
Corcoran war es mit seiner Drohung ernst, das merkte Colonel Barclay wohl. Deshalb entschloß er sich, den gesunden Menschenverstand über seine Soldatenehre zu stellen und zu kapitulieren.
„Also, was wollen Sie?“
„Ich möchte, daß man Ihre beiden besten Pferde hierherbringt. Wir werden die Pferde besteigen, die Prinzessin und ich. Wenn wir den äußersten Ring des Lagers erreicht haben, werde ich pfeifen. Bei diesem Signal wird die Tigerin zu mir kommen, und Sie werden danach wieder die Freiheit haben, uns Ihre ganze Kavallerie auf den Hals zu hetzen, einschließlich Leutnant John Robarts von den fünfundzwanziger Husaren, mit dem ich noch eine kleine Rechnung zu begleichen habe. Ist das unter den gegebenen Umständen nicht ein faires Angebot?“
„Einverstanden“, sagte Barclay.
„Und rechnen Sie nicht damit, Ihr Wort ungestraft zurücknehmen zu können“, fügte Corcoran hinzu, „denn Louison ist intelligenter als viele Christen, und wenn sie das geringste Anzeichen einer Täuschung bemerken sollte, wird sie Ihnen in Sekundenschnelle den Garaus machen.“
„Sir“, sagte Barclay mit einem Anflug von Empörung in der Stimme, „Sie können dem Wort eines englischen Gentlemans Vertrauen schenken.“
Und tatsächlich befahl er Robarts, ohne das Zelt zu verlassen, daß man zwei ausgezeichnete Pferde satteln und herbeischaffen sollte; er sah zu, wie Sita und Corcoran sie bestiegen, registrierte mit unbeweglichem Gesichtsausdruck den Gruß, den ihm beide entboten, und wartete ungeduldig auf das Pfeifsignal.
In dem Moment, da der Pfiff ertönte und Louison mit gewaltigen Sätzen das Lager durchquerte und denselben Weg wie ihr Herr einschlug, schrie er:
„Zehntausend Pfund Sterling für den, der mir diesen Mann und diese Frau lebend wiederbringt!“
Bei diesen Worten geriet das ganze Lager in Aufruhr. Alle Kavalleristen hasteten zu ihren Pferden und schwangen sich hinauf, ohne sich die Mühe zu machen, sie zu satteln, aus Angst, Zeit zu verlieren. Und die Infanteristen machten sich ebenfalls an die Verfolgung der Flüchtenden. Sie liefen, als ob sie plötzlich Flügel hätten, und das alles nur wegen lumpiger zehntausend Pfund.
Allein Leutnant Robarts sattelte wie alle Männer seiner Abteilung sein Pferd in aller Ruhe und sprengte erst dann den Flüchtenden hinterher, wobei er sich die Frage im Kopf herumgehen ließ, warum wohl Colonel Barclay die beiden wieder laufen ließ, nachdem er sie gefangen hatte.
9.
Im Galopp! Im Galopp! Hurra!
Während ein Teil der englischen Kavallerie davongaloppierte, um Corcoran und die schöne Sita zu verfolgen, ritt der Kapitän ebenfalls nach Bhagavapur, neben sich Holkars Tochter und Louison. Die beiden ersteren auf den besten Pferden des Colonels, Louison auf ihren eigenen vier Pfoten, durcheilten sie die Hügel, die Täler, die Ebene wie ein Expreßzug und begannen schon zu hoffen, ihren Feinden entkommen zu sein, als sich vor ihnen auf dem schmalen Pfad plötzlich ein schrecklich breites, nicht zu umgehendes oder zu überquerendes Felsmassiv erhob. Zu allem Unglück bemerkte Corcoran eine Gruppe von fünf oder sechs rotberockten Gestalten, die auf einem Serpentinenpfad über ihnen zu Pferde auftauchten. Es war eine Gruppe englischer Offiziere, die das Lager verlassen hatten, um zu jagen, und die jetzt gemächlich ins Lager zurückkehren wollten, von etwa dreißig indischen Bediensteten und mehreren mit Wild und Proviant beladenen Wagen
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