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Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran

Titel: Die wunderbaren, aber wahrhaftigen Abenteuer des Kapitäns Corcoran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Assolant
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daß William Charters in Australien im Woll- und Goldstaubhandel gut und gern seine sechs bis acht Millionen Pfund Sterling gemacht hat und…“
    „Sechs oder acht Millionen!“ rief der geschwätzige und neugierige Offizier verblüfft. „Das nenne ich eine verteufelt anständige Summe, sehr anständig!“
    „Ja“, fügte der Bretone hinzu, „und Sie werden verstehen, daß es Miß Belinda, die übrigens die Schönheit in Person ist, nicht an Verehrern mangelt. Ich habe die Ehre, Gentlemen…“ Mit diesen Worten wollte er sich entfernen, als ihn der Offizier zurückrief.
    „Sir, ich bitte Sie, meine Indiskretion zu entschuldigen, aber ich halte es für meine Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, daß Sie sich auf feindlichem Gebiet befinden und eine Menge riskieren, wenn Sie diesem Weg weiter folgen sollten.“
    „Ich danke Ihnen für den Rat, Sir.“
    „Holkars Kundschafter streifen durch das Tal, und Sie könnten von ihnen entführt werden.“
    „So? Tatsächlich. Na schön, ich werde vorsichtig sein.“
    Und Corcoran machte wiederum alle Anstalten, seinen Weg fortzusetzen; aber der Engländer, der fest entschlossen schien, ihn nicht mehr vor Sonnenuntergang ziehen zu lassen, unternahm erneut den Versuch, ihn zurückzuhalten.
    „Sie sind zweifellos Angestellter der Kompanie, Sir?“
    „Nein, ich bin nicht zweifellos Angestellter der Kompanie“, entgegnete Corcoran leicht gereizt, „ich reise nur zu meinem Vergnügen.“
    Der Offizier verbeugte sich ehrerbietig auf seinem Sattel, überzeugt, daß ein Mann, der nur zu seinem Vergnügen von Europa nach Indien kommt, ein höchst wichtiger und reicher Grandseigneur sein müsse, zumindest ein Lord oder ein einflußreiches Mitglied des Oberhauses. Er wollte gerade zu einem neuen Wortschwall ansetzen, aber Corcoran kam ihm zuvor, denn er hatte – zwar noch weit entfernt, aber doch spürbar – hinter sich das Hufgetrappel der ihn verfolgenden Reiter vernommen, und er schätzte, daß diese ihn bald erreicht haben würden.
    „Entschuldigen Sie mich, aber ich bin in Eile.“
    „Aber Sie werden mir doch wenigstens eine Zigarre nicht abschlagen“, versuchte es der Engländer noch einmal.
    „Ich rauche nicht in Gegenwart von Damen“, erwiderte Corcoran ungeduldig.
    Die Unterhaltung war bis jetzt in englischer Sprache geführt worden, und der Bretone beherrschte sie ausgezeichnet; leider war er durch den Unmut, von einem Schwätzer hier festgehalten zu werden und kostbare Minuten dabei zu vergeuden, so verärgert, daß er seine Rolle vergaß und die letzten Worte französisch gesprochen hatte.
    „Oh, zum Teufel!“ schrie der Offizier. „Sie sind Franzose, Sir, und kein Engländer. Was machen Sie um diese Zeit auf diesem Pfad?“
    Der entscheidende Augenblick war gekommen. Corcoran warf einen Blick auf Sita, um ihr anzudeuten, daß sie sich bereithalten sollte.
    Diese hatte den Blick auf einen der Inder gerichtet, die der Eskorte folgten und die Wagen der Engländer lenkten. Der Kapitän betrachtete sie von der Seite und bemerkte verwundert, daß der Inder und Holkars Tochter sich mit den Augen Zeichen des Einverständnisses gaben.
    Indem er den Inder genauer in Augenschein nahm, erkannte er in ihm Sugriva, den Brahmanen, der von Tantia Topee zu Holkar geschickt worden war.
    Übrigens hatte er keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn die sechs englischen Offiziere umringten ihn, und derjenige, mit dem er bisher gesprochen hatte, herrschte ihn an:
    „Sir, in Erwartung dessen, daß Ihre Anwesenheit im Lande Holkars geklärt werde, sind Sie unser Gefangener, zum Teufel.“
    „Gefangener!“ sagte Corcoran. „Sie scherzen, Gentlemen. Platz da, oder ich schieße Sie über den Haufen!“
    Gleichzeitig zog er aus seinem Gürtel einen Revolver und richtete ihn auf den Engländer.
    Genauso prompt wie er zog aber auch der Engländer seinen Revolver und richtete ihn auf Corcoran. Alle beide hätten wahrscheinlich im selben Moment aufeinander gefeuert, als ein unerwarteter Vorgang das Ganze entschied.
    Beim trockenen Knacken, den das Spannen der beiden Revolver verursachte, begriff Louison, daß es um Tod oder Leben ging. Urplötzlich sprang sie dem Pferd des englischen Offiziers auf die Kruppe, das nach oben stieg und seinen Reiter abwarf; welch großes Glück für ihn, aber auch für unseren Freund Corcoran, denn bei der Distanz, mit der sich beide Gegner gegenüberstanden, hätten sie riskiert, daß bei einem Schußwechsel beider Schädeldecken wie

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