Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
nach dir gefragt. Niemand kannte dich. Weder der Besitzer noch sein Angestellter hatten von dir gehört.«
Er hatte sie mit Tom im Boatman gesehen, und dann war er gegangen. Er hatte ihr das Taschenbuch schenken wollen, aber dann hatte er es weggeworfen. Wer hätte ahnen können, dass sie es doch noch fand?
Sie ging in die Knie und setzte sich neben der Gerümpelkiste auf den Boden. Der Hurrikan draußen konnte unmöglich so stark sein wie der tosende Hurrikan in ihrem Innern.
Aber wie konnte das sein?
Denk nach, denk nach!
Das war nicht möglich.
Ist es doch!
Sie hatte Alex Hobdon nicht gekannt, damals, vor vier Jahren. Das war ganz und gar unmöglich. Und trotzdem saß sie hier, auf dem Dachboden des Hauses in der Montague Street, und hielt das Buch in den Händen. Die gleiche Ausgabe, die Alex vier Jahre später erneut erstanden hatte. Sie rief sich die erste Begegnung ins Gedächtnis zurück. Seine Stimme, die sagte: »Manche Geschichten sind wie Melodien.« Es hatte traurig geklungen, und sie hatte das Gefühl gehabt, dass der Satz eigentlich ihr gehörte. Sie hatte ihm diesen Satz geschrieben, und wenn er diese Mails schon vor vier Jahren gelesen hatte, dann hatte dieser Satz auch ihr gehört, zumindest an dieser Stelle des Kreises, und … Nein, nein, nein, das war einfach nicht möglich.
Sie schnappte nach Luft.
Ihr schwindelte, so richtig.
Wo, in aller Welt, hatte es begonnen? Warum hatte sie Alex ausgerechnet am 14. September im Boatman treffen wollen?
Plötzlich sprang sie auf und rannte ungeachtet der Dunkelheit nach unten und fuhr den Laptop hoch, um etwas zu überprüfen, aber es gab keine Netzverbindung. Totalausfall. Sie kramte einen alten Kalender heraus – unter dem Klavier lag noch einer, sie hatte Entwürfe für Songtexte hineingekritzelt. Der 14. September 2012 war ein Freitag gewesen, der 14. September 2008 also ein Sonntag. Konnte das Zufall sein? Bei allem, was hier vor sich ging … War es ein Zufall, dass sie sich an genau diesem Abend mit Alex im Boatman verabredet hatte?
»Es gibt keine Zufälle«, hatte Mica einmal gesagt, »alles ist Karma.«
Tu einfach so, als würdest du an Science Fiction glauben. Denk einfach nach, sieh über den Tellerrand!
»Geht ins Boatman«, hatte Dana ihr geraten. Alex hatte sie im Sugar & Cinnamon treffen wollen, aber Faye hatte, angestachelt von Dana, die Bestimmerin sein wollen, und Dana hatte das Boatman vorgeschlagen. Ja, genau so war es gewesen.
Faye atmete schwer.
Dana Carter.
Ihre beste Freundin.
Dana Carter war diejenige gewesen, die ihr Tom Daniels vorgestellt hatte. Dana hatte gewusst, wann sie mit Tom zusammengekommen war. Sie hatte das Datum und den Ort gekannt. Sie hatte sich an alles erinnert, viel besser als Faye.
Okay, okay.
Und das bedeutete nun … was?
»Dana«, flüsterte Faye.
Sie hatte Dana alles erzählt. Und Dana hatte ihr wissbegierig zugehört. Sie wusste von Alex, den Mails, dem Logbuch, seinem Job. Durch sie hatte Dana alle Informationen bekommen, die wichtig waren.
Faye seufzte. Sie entsann sich des Logbuchs.
»Weißt du, eigentlich arbeite ich bei einer kleinen Werbeagentur drüben in Manhattan. Bei Sunset & Mindstorm an der West 8 th , nur ein paar Schritte vom Waverly Place entfernt. Wir machen alles Mögliche. Hey, du wirst jetzt lachen, aber gewöhnlich entwerfe ich Plakate und Anzeigen für Küchengeräte. Schicke Toaster, die aussehen wie ein alter Fury Plymouth, und so was. Neuerdings tüfteln wir an der Kampagne für den neuen Cruiser von GM. Nicht sehr interessant. Aber ganz okay. Geschichten zu zeichnen ist da schon spannender.«
Dana hatte das alles gewusst. Meine Güte, sie hatte es ihr selbst erzählt. Beste Freundinnen!
Faye rannte wie aufgedreht in der Wohnung herum. Viel zu viele Gedanken bestürmten sie.
Wenn es stimmte, was Alex ihr gesagt hatte, wenn er wirklich damals seinen Job verloren hatte … Wie hätte Dana wissen können, dass er eigentlich im Jahr 2008 lebte? Welche Anhaltspunkte hätte sie gehabt? Was hatte Dana gewusst, was sie, Faye Archer, nicht hatte wissen können?
»Weißt du, eigentlich arbeite ich bei einer kleinen Werbeagentur drüben in Manhattan. Bei Sunset & Mindstorm an der West 8 th , nur ein paar Schritte vom Waverly Place entfernt. Wir machen alles Mögliche.«
Dana kannte sich in der Branche aus. Sie war diejenige, die überall Golden Key Solutions verkaufte. Sie hatte bestimmt von Sunset & Mindstorm gehört, ganz sicher. Konnte es sein, dass sie von
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