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Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)

Titel: Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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nur?« Sie kramte lautstark herum, durchforstete die Wohnung, fand eine Menge Dinge, die sie schon seit geraumer Zeit gesucht hatte, aber leider keine Taschenlampe.
    Dabei hatte sie das Ding erst kürzlich benutzt. Kein Jahr mochte es her sein. Sie hatte etwas gesucht, oben auf dem Dachboden, und dann …
    Genau!
    »Die Gerümpelkiste!«
    Ja, exakt, das war’s, da war die Taschenlampe. Dort musste sie sein!
    Die Gerümpelkiste aber befand sich auf dem Dachboden, und auch dort wäre eine Suche ohne Licht beschwerlich, aber immerhin besser als im Keller.
    »Dann mal los.«
    Sie ging ins Treppenhaus. Niemand da! Weiter nach oben also. Sie öffnete die Tür zum Dachboden.
    Ein Tosen erfüllte die Dunkelheit.
    Lautes Regenprasseln.
    Über ihr tobte der Sturm. Hier oben, gleich unter der hölzernen Dachkonstruktion, hatte sie das Gefühl, jeden Moment vom Sturm gepackt und davongetragen zu werden. Es gab nur Schatten, aus allen Ecken krochen sie einem entgegen. Die Bewohner des Hauses, und es wohnten etwa zwanzig Parteien unter diesem Dach, hatten hier oben ihren nicht mehr benötigten Krimskrams deponiert. Jeder Wohnung war eine Ecke zugewiesen. Sie sah Fahrradgerippe, Möbelstücke, Wäschekisten, dies und das.
    Fayes alte Sachen befanden sich unter einem der schmalen Fenster, in einem Schrankkoffer, den sie liebevoll die Gerümpelkiste nannte und der noch aus Redwood Falls stammte und mit einer Reihe von Aufklebern, die etwas mit Sportmannschaften und Tanzgruppen zu tun hatten, übersät war. Überbleibsel aus einer fernen, vergessenen Welt.
    Faye ertastete sich durch die Finsternis den Weg zu ihrer Gerümpelkiste, stolperte ein paarmal, ging vorsichtig weiter. Sie öffnete die Kiste und begann, darin herumzukramen. Schließlich fand sie die Taschenlampe, ein klobiges Teil, das Dana gefallen würde, weil es wie ein Star-Trek -Ding von früher aussah.
    »Leuchte, Baby«, flüsterte Faye beschwörend. Sie schüttelte die Lampe, das tat sie immer. Etwas in der Lampe klapperte …
    Und die Taschenlampe leuchtete tatsächlich. Okay, sie flackerte ein wenig, aber wer wollte schon wählerisch sein, wenn es nichts Besseres gab? Neugierig schaute sich Faye den Krempel in der Kiste an, das hatte sie schon lange nicht mehr getan. Der Strahl der Taschenlampe glitt über all die Relikte aus ihrer Vergangenheit, all das staubige alte Zeug, an das niemand mehr einen Gedanken verschwendete. Sie selbst am allerwenigsten. Alter Schmuck, den sie nicht mehr trug, Kleider, eine Blockflöte, alte Zeitschriften: Vogue , Rolling Stone , Elle , Geschirr, Schuhe.
    Und plötzlich sah sie das Buch.
    Draußen dröhnten schrille Sirenen durch die Straßen …
    Das Buch!
    Es war eine alte Ausgabe von Frühstück bei Tiffany . Sehr schick, sehr retro. Früher Siebziger-Stil. Es sah genau so aus, wie sie sich das Buch vorgestellt hatte, das Alex Hobdon gekauft hatte.
    »Faye Archer«, sagte sie laut, um die Stille zu vertreiben.
    Sie streckte die Hand nach dem Buch aus, berührte es zögerlich, fast so, als habe sie Angst, sich daran zu verbrennen, als sei es etwas Gefährliches. Doch es fühlte sich gut an, irgendwie. So real. Sie nahm es in die Hand.
    »Du zitterst ja«, flüsterte sie und schaute es sich genauer an.
    Es war eine Taschenbuchausgabe, das Papier dicker und fester als das neuerer Taschenbücher. Das mit einer feinen Staubschicht überzogene Cover zeigte eine grob skizzierte Holly Golightly, in Farben, die einst kräftig, nunmehr aber verblasst waren. Selbst im fahlen Lichtschein der Taschenlampe bewunderte Faye die schlichte Schönheit dieser Zeichnung. Dann schlug sie das Buch irgendwo in der Mitte auf, blätterte darin herum und blieb wie versteinert stehen, als sie die erste Seite, das Deckblatt mit dem Titel, betrachtete. Es durchzuckte sie wie Elektrizität, ein Blitz hätte sie nicht stärker treffen können, niemals.
    »Nein.« Ihre Stimme klang heiser. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Das war nicht möglich. Sie schluckte. Berührte das Deckblatt mit dem Zeigefinger und las, was dort stand.
    »Das kann nicht sein.«
    Erinnerungen fluteten sie, so heftig und unverhofft, als hätten sie, all die Jahre in diesem Taschenbuch verborgen, nur darauf gewartet, entdeckt zu werden.
    »So was gibt es nicht.«
    Die Stimme versagte ihr.
    Faye Archer zitterte am ganzen Leib. Ihr war kalt, und der Sturm, der jenseits des Daches wütete, geriet zur Nebensächlichkeit.
    Sie dachte an jenen Abend, damals, 2008, im Boatman. Ein

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