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Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tullio Avoledo
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Wenzel von dem Toten und winkt uns zu sich.
    Geduckt nähern wir uns.
    »Du wirst alt, Pauli«, flüstert Durand. »Es hat eine Ewigkeit gedauert.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob er allein ist. Wir sind da.«
    Und er deutet auf das Gebäude, das Gottschall Festung nennt.
    Früher einmal muss es ein Appartementhaus oder ein Hotel des kleinen Touristenhafens gewesen sein. Seine Form erscheint mir seltsam. Ein Teil des Gebäudes ist rund und erinnert an das Heck eines Schiffes, was vermutlich vom Architekten beabsichtigt war. Die meisten Fenster sind jetzt zugemauert, und nur der von einem Schornstein aufsteigende Rauch deutet darauf hin, dass dort jemand wohnt.
    Wir hocken hinter einer Mauer, die etwa einen Meter aufragt. Gottschall und seine Männer befinden sich inzwischen mitten unter uns, bewaffnet mit Maschinenpistolen, die nach Kalaschnikows aussehen. Jetzt, da ich diese Leute aus der Nähe sehen kann, sind sie nicht so furchteinflößend wie ihr Anführer. Der Mann links von mir trägt eine Gasmaske mit einem großen Plastikvisier, durch das ich sein Gesicht voller Akne sehe – der »Mann« kann nicht älter als fünfzehn sein. Ich fühle mich versucht, ihm die Hand auf die Schulter zu legen und ihm Mut zuzusprechen, aber dafür bleibt keine Zeit. Durand erteilt Wenzel und Diop Anweisungen, die sie an die nächsten Männer weitergeben. Schließlich erreichen sie den Jungen an meiner Seite, der sich daraufhin mir zuwendet.
    »Wenn Hochwürden Gottschall das Zeichen gibt, läufst du los, und ich gebe dir Feuerschutz. Wenn du die Mauer dort erreicht hast, tauschen wir die Rollen. Dann laufe ich, und du deckst mich. Verstanden?«
    Ich nicke und will einige bestätigende Worte hinzufügen. Doch bevor ich sie sprechen kann, hebt Gottschall die rechte Hand und richtet ein Kreuz auf die Festung.
    Fast geräuschlos klettert jeder zweite Mann über die niedrige Mauer und läuft zur nächsten, die sich etwa fünfzig Meter weiter vorn befindet. Ich laufe ebenfalls los. Wenzel bedeutet mir, mich tiefer zu ducken – der Feldwebel läuft ohne Mühe, wie es scheint, obwohl er eine schwer wirkende Tasche trägt. Ich komme seiner Aufforderung nach, ducke mich so weit wie möglich nach unten und rechne jeden Augenblick damit, das Rattern eines Maschinengewehrs zu hören und von Kugeln getroffen zu werden. Aber nichts dergleichen geschieht. Niemand schießt. Niemand ruft und löst Alarm aus.
    Wir erreichen die zweite Mauer, die sich von der ersten unterscheidet. Sie besteht aus unterschiedlichem Material, aus Ziegeln sowie Stein- und Zementbrocken, die aufgehäuft worden sind und weniger Schutz bieten als die Mauer, die wir gerade verlassen haben.
    Vorsichtig hebe ich den Kopf und sehe zum Gebäude, das jetzt viel näher ist.
    Dann drehe ich mich um und sehe zurück. Die erste Mauer scheint so fern zu sein wie der Mond.
    Erneut hebt Gottschall das Kreuz.
    Hauptmann Durand und acht andere Männer springen hinter der Deckung hervor und laufen los, auf uns zu. Ich sollte mich eigentlich zum Gebäude umdrehen und die Schmeisser bereithalten, für den Fall, dass jemand auf die Laufenden schießt, aber ich kann den Blick nicht von Durand und den anderen abwenden. Nur Gottschall bleibt hinter der Mauer und beobachtet von dort aus, wie seine Männer vorrücken.
    Nur noch zwanzig Meter trennen sie von uns. Dann nur noch zehn. Gleich bin ich wieder an der Reihe; gleich muss ich erneut loslaufen.
    Plötzlich bricht die Hölle los. Dem Rattern automatischer Waffen gesellt sich das Krachen von Explosionen hinzu. Der Mund des Jungen neben mir formt ein verblüfftes O – drei schwarze und rote Löcher sind in seinem weißen Lakenmantel entstanden. Eine vierte Kugel zertrümmert das Plexiglas der Gasmaske und zerfetzt ihm das Gesicht.
    Ein Maschinengewehr mäht die laufenden Männer nieder. Einer der Schweizergardisten wird von den Kugeln regelrecht in Stücke gerissen.
    Es ist Rossi.
    Er stirbt, wie er gelebt hat. Still. Er sinkt auf die Knie, wie zum Gebet, fällt dann in den Schnee. In der eiskalten Luft steigt Dampf von seinen Wunden auf.
    » SCHIESS ENDLICH, VERDAMMT! «
    Wenzels Stimme reißt mich aus dem Albtraum.
    Ich spähe über die Mauer hinweg.
    An der Fassade des großen Gebäudes ist Mündungsfeuer zu sehen. Die Kugeln unserer Maschinenpistolen schlagen ins Mauerwerk und treffen gelegentlich auch einen der Verteidiger, die uns von den Fenstern aus unter Beschuss nehmen.
    Durand erscheint an meiner Seite.
    Er sagt kein Wort und

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