Die Wurzeln des Himmels: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)
beschränkt sich darauf, meinen rechten Arm zu heben. Die Hand mit der Schmeisser … Sie ist schwach, ohne Willen. Der Hauptmann richtet den Lauf der Maschinenpistole auf das Gebäude und nickt.
Die Gasmaske verbirgt seinen Gesichtsausdruck, doch die Augen hinter dem Visier wirken ruhig. Er zielt auf ein Fenster im dritten Stock, aus dem eine Waffe ragt, die selbst ein Laie wie ich sofort erkennt: ein Maschinengewehr.
Einige Kugeln schlagen direkt vor uns in die Mauer und zwingen uns, den Kopf einzuziehen.
»Pauli, der Raketenwerfer!«, ruft Durand. »Fenster im dritten Stock, zwei Uhr.«
Wenzel nickt bestätigend, öffnet die Tasche, die er mitgenommen hat, und entnimmt ihr eine Art Panzerfaust. Er lädt die Waffe, richtet sie dann auf das Gebäude. Eine Flamme leckt nach hinten, und das Geschoss springt der »Festung« entgegen. Eine Explosion zerreißt das Fenster im dritten Stock, aus der das Maschinengewehr geschossen hat.
Wenzel lässt den Raketenwerfer fallen, zieht seine Pistole und setzt über die Mauer hinweg.
Trotz des Gewehrfeuers, das noch immer von dem Gebäude kommt, laufen die anderen Schweizergardisten und auch Gottschalls Männer los, mit Hauptmann Durand allen voran. Durch einen regelrechten Kugelhagel stürmen sie dem Gebäude entgegen.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Meine Beine scheinen sich von ganz allein zu bewegen, als ich über die Mauer klettere und mich auf der anderen Seite in den Schnee fallen lasse. Unbeholfen stehe ich wieder auf, erstaunt darüber, noch immer nicht getroffen worden zu sein. Ich mache von meiner eigenen Waffe Gebrauch, schieße aufs Geratewohl und hoffe, niemanden von uns zu treffen, als ich zur Festung laufe. Um mich herum fallen drei Männer. Zwei von ihnen stehen nicht wieder auf. Der dritte scheint einen Arm verloren zu haben, kommt aber wieder auf die Beine und stapft weiter der Festung entgegen. Mündungsfeuer ist jetzt nur noch bei drei Fenstern zu sehen, doch ich beobachte, wie ein vierter Mann fällt. Gottschall ist noch immer hinter der ersten Mauer in Deckung und versucht nicht einmal, uns Feuerschutz zu geben.
Mit einem wütenden Schrei in der Kehle lege ich die letzten Meter zurück und erreiche die anderen vor dem Gebäude.
Ein Vordach gewährt uns Schutz. Bune und zwei von Gottschalls Leuten behalten die Seiten im Auge, während wir uns um unseren Verletzten kümmern.
Der Mann, der den Arm verloren hat, ist Jegor Bitka. Wenzel zieht ihn in Deckung.
Korporal Diop behandelt ihn mit den wenigen Dingen in seinem Erste-Hilfe-Kasten, den er anstelle des nutzlosen Funkgeräts mitgenommen hat.
Wenzel ist bleich, als er auf Bitkas Arm starrt, der dicht unterhalb der Schulter abgetrennt ist. Deutlich sind Knochensplitter zu erkennen, und Blut strömt trotz der Binde, die ihm Diop angelegt hat. Mit den wenigen Mitteln, die dem Korporal zur Verfügung stehen, lässt sich eine derartige Wunde nicht verbinden.
Bitkas Blick geht ins Leere, und er zuckt immer wieder, als bekäme er elektrische Schläge. Er trägt keine Atemmaske mehr, und sein Gesicht ist bereits farblos. Noch einmal erbebt er am ganzen Leib, und dann rührt er sich nicht mehr.
Ohne einen bewussten Gedanken knie ich neben ihm und will die Worte der Letzten Ölung sprechen. Doch Durand schüttelt den Kopf.
»Dafür haben wir keine Zeit. Bringen wir diese Sache zu Ende.«
Nach einem kurzen Blick in Richtung des Feiglings Gottschall erteilt er Wenzel und Diop Anweisungen. Die Überlebenden der Gruppe sollen Feuerschutz geben.
Zusammen mit den beiden anderen Gardisten springt Durand zur Tür des Gebäudes. Sie ist schwer und massiv, aber das scheint den Hauptmann nicht zu beeindrucken.
Am Rand der Tür befestigen sie etwas, das wie graues Knetgummi aussieht und aus Durands Rucksack stammt. Sie stecken etwas in die weiche Masse und weichen dann zurück.
Die Explosion ist nicht besonders stark, reißt aber die Tür aus den Angeln – sie schwankt, kippt dann nach innen. Durand, Wenzel und Diop stürmen sofort ins Gebäude, und wir anderen folgen ihnen.
Der Kampf im Innern der Festung geht nach wenigen Minuten zu Ende. Es sind nur wenige Verteidiger übrig geblieben, und sie haben unseren entschlossenen Angriffen kaum etwas entgegenzusetzen. Unsere Maschinenpistolen erledigen einen nach dem anderen von ihnen.
Der letzte Verteidiger hat sich in einem Zimmer im obersten Stock verbarrikadiert, wirft die leer geschossene Waffe weg und hebt die Hände. Ich sehe das
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