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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Gesicht mit einemmal erloschen war. Rogan drehte sich von ihm weg und ging in den Wald hinein.
    Severn stand auf und lief ihm nach. »Ich wollte ihr Andenken doch nicht beleidigen. Ich mochte sie; aber nun ist sie tot, und es gibt doch noch andere Frauen. Wenigstens hat sie dich nicht mit Oliver Howard verraten, wie deine erste das getan hat. Oder hat sie das doch getan? Ist das der Grund, daß du so zornig warst?«
    Rogan drehte sich wieder zu seinem Bruder um, und zu Severns ungläubigem Entsetzen waren da Tränen, die anfingen, über Rogans Wangen zu laufen. Severn verschlug es die Sprache. Rogan hatte weder beim Tod seines Vaters noch bei dem Tod einer seiner Brüder auch nur eine Träne vergossen.
    »Ich liebte sie«, flüsterte Rogan. »ich liebte sie.«
    Severn war dieser Anblick zu peinlich. Er konnte es nicht ertragen, seinen Bruder weinen zu sehen. Er entfernte sich, rückwärts gehend, von ihm. »Ich werde dir das Pferd dalassen«, murmelte er. »Komm in die Burg zurück, sobald du dazu in der Lage bist.« Damit entfernte sich Severn rasch.
    Rogan ließ sich auf einen Felsblock fallen, bedeckte das Gesicht mit den Händen und begann nun ernsthaft zu weinen. Er hatte sie geliebt. Er hatte ihr Lächeln, ihr Lachen, ihr Temperament und die Freude, die sie über die geringsten Dinge empfand, geliebt. Sie hatte das Lachen in sein Dasein gebracht nach einem Leben voller Haß. Sie hatte ihm Kleider ohne Läuse oder Flöhe beschert und ein Essen, mit dem man sich nicht die Zähne abwetzte. Sie hatte dieses arrogante Luder Iolanthe aus ihrem Bau aufgescheucht, und obwohl sie das nicht wußte, hatte sie Za-red dazu gebracht, Rogan zu bitten, ihr ein paar Frauenkleider zu kaufen.
    Und nun war sie von ihm gegangen. Getötet in der Fehde mit den Howards.
    Vielleicht sollte ihr Tod seinen Haß auf die Howards verstärken; aber das tat er nicht. Was kümmerten ihn noch die Howards? Er wollte Liana wiederhaben, seine weiche, süße Liana, die ihm Sachen an den Kopf warf, wenn sie wütend war, und ihn küßte, wenn sie sich freute.
    »Liana«, flüsterte er und weinte noch heftiger.
    Er hörte nicht die Schritte im weichen Farnkraut, und sein Kummer war so tief, daß er sich nicht bewegte, als eine weiche Hand seine Wange berührte.
    Liana kniete sich vor ihm nieder und zog ihm die Hände vom Gesicht. Sie betrachtete sein tränenüberströmtes Gesicht, und da wurden ihr selbst die Augen naß. »Ich bin hier, mein Herz«, flüsterte sie, küßte seine heißen Augenlider und dann seine Wangen. »Ich bin in Sicherheit.«
    Rogan konnte sie nur mit offenem Mund anstarren.
    Liana lächelte ihn an. »Hast du mir denn gar nichts zu sagen?«
    Da umfing er sie und zog sie auf seinen Schoß, und dann rollte er mit ihr über den Waldboden. Seine Tränen verwandelten sich in Gelächter, als er sich immer wieder mit Liana in seinen Armen um die Längsachse drehte, wobei seine Hände ununterbrochen an ihrem Körper auf-und abstreichelten, als müsse er sich vergewissern, daß sie echt war und kein Gespenst.
    Endlich hielt er still, legte sich auf den Rücken und hielt Liane so fest an sich gedrückt, daß sie kaum atmen konnte.
    »Wie?« flüsterte er. »Diese Howard-Schlampe . . .«
    Liana legte ihm rasch die Fingerspitzen auf die Lippen. »Jeanne«, sagte sie, den Namen betonend, »hat uns das
    Leben gerettet. Sie wußte, daß eine ihrer Damen eine Verräterin war, und Sekunden, ehe sie zu mir kam, hörte sie zufällig etwas, das ihr einen Fingerzeig gab, welche von ihren Ladies die Verräterin sein mußte. Sie schickte mich in die eine Richtung, während sie die verräterische Kammerzofe zu der Stelle beorderte, wo du neben dem Seil an der Mauer unten im Boot wartetest. Die Kammerfrau hielt sodann Jeanne, die sich das Gewand einer Bäuerin übergeworfen hatte, für mich und versuchte sie zu erdolchen. Jeanne tötete die Kammerfrau, während ich ein Stück weiter sicher über die Mauer klettern konnte. Sie mußte dir zurufen, daß ich tot wäre, weil sie wußte, daß du sonst niemals die Burg verlassen hättest.«
    Sie streichelte Rogan die Wange. »Ich sah dich durch den Burggraben schwimmen. Wenn die bewaffneten Howard-Männer nicht ein so ausschließliches Interesse für dich entwickelt hätten, würden sie mich gesehen haben. Jeanne hatte ein Paar Pferde für mich bereitgestellt, und so war ich nie weit hinter dir; aber du bist so schnell gereist, daß ich dich nicht einholen konnte.«
    Ihre Bauernkapuze war ihr beim Dahinrollen im

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