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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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verraten. »Es tut mir leid. Es ist ein scheußlicher Ort, aber der einzig sichere in der Burg. Versucht zu schlafen. Ich werde morgen wiederkommen.«
    Als Jeanne aus dem Keller ging und die Tür hinter sich verriegelte, hallte das Geräusch an den steinernen Mauern des Gewölbes wider. Es war stockdunkel und so kalt, wie jedes steinerne Gewölbe, das eine Heizung nie gekannt hatte. Liana tastete sich voran, stolperte über Getreidesäcke und fand dann endlich die Decken, die Jeanne für sie zurückgelassen hatte. Liana versuchte dann aus Getreidesäcken und Decken ein Ruhelager zu machen; aber die prall gefüllten, staubigen Säcke waren keine bequeme Unterlage.
    Schließlich streckte sie sich auf den harten Säcken aus, zog die beiden dünnen Decken über sich und begann zu weinen. Irgendwo da draußen riskierte ihr geliebter Rogan sein Leben, um sie wiederzufinden. Sie betete, daß er nicht etwas Törichtes unternahm, wenn er entdeckte, daß sie nicht mehr in ihrem Turmzimmer war. Doch selbst wenn er sich beherrschte und keinen Laut von sich gab, würde er sie niemals in diesem Keller finden, weil kein Wächter oder Dienstbote wußte, wo sie sich nun aufhielt. Nur Jeanne Howard hatte Kenntnis von ihrem Versteck.
    Jeanne erschien am darauffolgenden Tag nicht. Liana hatte nichts zu essen, kein Licht, kein Wasser, keine Wärme. Und als die Nacht wieder den Tag ablöste, verlor Liana jede Hoffnung. Rogan hatte recht gehabt, was Jeanne betraf: Man konnte ihr nicht trauen. Jeanne, so erinnerte sie sich, hatte ihr erzählt, daß Rogan das Schicksal seiner Frau, die in der Gewalt seines Feindes war, gleichgültig ließ. Es war Jeanne gewesen, die sie glauben machte, Rogan sei ein Verräter.
    Jeanne kam in der Nacht des zweiten Tages. Leise öffnete sie die Kellertür und trat in das kalte, dunkle Gewölbe hinein. »Liana«, rief sie.
    Liana war zu müde und zu verärgert, um ihr Antwort zu geben.
    Über Getreidesäcke kletternd und stolpernd, tastete sich Jeanne im Keller voran und sog erschrocken die Luft ein, als ihre Hände Liana berührten. »Ich habe Euch Essen, Wasser und noch eine Decke mitgebracht.« Jeanne hob ihren Rock an und begann, Säckchen von einem Strick abzulösen, den sie um die Taille befestigt hatte. Sie hielt einen mit Wasser gefüllten hohlen Kürbis an Lianas Lippen, und während Liana gierig trank, packte Jeanne kalten Braten, Brot und Käse aus.
    »Ich konnte gestern nicht kommen. Oliver hat mich in Verdacht — er argwöhnt, daß ich mit Eurer Flucht etwas zu tun habe. Er gab Anweisung, daß jeder jeden bespitzeln soll. Ich muß mich jetzt sogar vor meinen eigenen Kammerfrauen in acht nehmen. Ich mußte eine Krankheit vortäuschen und mir mein Essen aufs Zimmer bringen lassen, um Euch Verpflegung besorgen zu können.«
    »Soll ich glauben, Ihr hättet zu meinen Gunsten auf Eure Mahlzeit verzichtet?« fragte Liana mit vollem Mund.
    Es war dunkel, und sie konnte Jeannes Gesicht nicht sehen; aber es herrschte ein kurzes Schweigen, ehe Jeanne erwiderte: »Etwas ist passiert. Was?«
    »Ich habe keine Ahnung, was Ihr damit meint, ich bin hier ganz allein in diesem kalten Gewölbe gewesen. Niemand ist seit zwei Tagen hier ein- oder ausgegangen.«
    »Und das hat Euch zweifellos das Leben gerettet«, gab Jeanne heftig zurück. »Ihr seid die Ehefrau des Erzfeindes meines Gatten, und ich habe viel riskiert, um Euch gesund zu pflegen und in Sicherheit zu bringen.«
    »Was riskiert? Mit Euren Lügen?« Liana bereute sofort ihre Worte.
    »Was für Lügen? Liana, was ist geschehen? Was habt Ihr gehört? Wie habt Ihr es erfahren?«
    »Nichts«, erwiderte Liana. »Ich wurde in Einzelhaft gehalten. Wie könnte ich da etwas erfahren haben?«
    Jeanne trat von Liana weg. Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnte die Umrisse der Getreidesäcke erkennen und die noch dunklere Silhouette von Lianas Gestalt. Sie holte tief Luft und blickte Liana an. »Ich habe mich dazu entschlossen, Euch die Wahrheit zu sagen — die ganze Wahrheit. Mein Gatte hat vor, Euch zu töten. Das habe ich zufällig mitgehört, ehe ich Euch um Mitternacht aus dem Turmzimmer fortschaffte. Er hat keine Verwendung für Euch. Er hatte von Anfang an nicht die Absicht, Euch gefangenzunehmen; Ihr seid nur plötzlich vor ihm gestanden, als wäret Ihr vom Himmel heruntergefallen, und er nahm euch, einem spontanen Entschluß folgend, mit. Er hoffte, mit Eurer Gefangennahme Rogan zu zwingen, ihm Moray Castle

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