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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ihn überhaupt nicht kennen. Rogan war kein Mann, der viele Worte über sich machte. Als dieses Luder, diese Jeanne, ihn als Junge öffentlich bloßgestellt hatte, hatte Rogan sich in sich selbst zurückgezogen, und in den zehn Jahren seither hatte niemand diese harte Schale, mit der er sich umgab, durchdringen können.
    »Wir werden warten«, sagte Severn und trat zur Seite, damit Rogan passieren konnte.
    Als Rogan sich aus dem Kreis der Ritter entfernt hatte, brummte einer von ihnen hinter Severns Rücken: »Manchmal verändert eine Frau einen Mann.«
    »Nicht meinen Bruder«, erwiderte Severn geschwind. »Keine Frau auf der Welt ist stark genug, meinen Bruder zu verändern.« Stolz schwang in seiner Stimme mit. Mochte auch sonst alles mit der Zeit wankelmütig werden: Rogan wußte genau, was er wollte, und wie er seinen Willen durchsetzen konnte. »Eine Frau und meinen Bruder umkrempeln?« meinte er und lächelte spöttisch.
    Die Männer lächelten auch, so unmöglich erschien ihnen dieser Gedanke.
    Rogan ritt den Hügel hinunter und dann eine Weile am Fluß entlang. Er war sich nicht sicher, was er tun wollte, suchte den Zeitpunkt hinauszuschieben, an dem er der Erbin des Neville-Besitzes seine Aufwartung machen mußte. Widerlich, was ein Mann doch alles des Geldes wegen zu unternehmen gezwungen war! Als er hörte, daß die besagte Erbin gewissermaßen zum Verkauf anstand, hatte er zu Severn gesagt, er sollte sich die Dame besorgen und dann mit ihr und ein paar Wagenladungen voller Kostbarkeiten und den Schenkurkunden etlicher Güter ihres Vaters wieder nach Hause kommen. Doch Severn hatte gesagt, daß ein Mann, der so reich war wie Gilbert Neville, sich nur den ältesten Peregrine als Gatten seiner Tochter wünschen konnte — den Mann, der zum Herzog ernannt werden würde, sobald die Peregrines die Howards vom Antlitz der Erde getilgt hatten.
    Wie immer, wenn Rogan an die Howards dachte, spannten sich vor Haß alle Muskeln seines Körpers an. Die Howards waren die Wurzel allen Übels, das den Peregrines seit drei Generationen widerfahren war. Sie waren die Ursache dafür, daß er nun irgendeine alte reiche Jungfer heiraten mußte und kein eigentliches Zuhause hatte; denn sein wahres Zuhause hatten die Howards gestohlen. Sie hatten ihm sein Geburtsrecht geraubt, sein Heim und sogar seine Frau.
    Und wenn er nun diese Erbin heiratete, redete er sich ins Gewissen, würde ihn das einen Schritt seinem Vorhaben näherbringen, das zurückzugewinnen, was rechtmäßig ihm gehörte.
    Da erspähte er eine Lichtung hinter den Bäumen, wo der Fluß sich ausgebreitet und ein in Felsen gefaßtes Becken in einen hübschen kleinen See verwandelt hatte. Einem Impuls folgend, schwang sich Rogan vom Pferd herunter und begann dann seine Kleider bis auf einen knapp sitzenden Lendenschurz auszuziehen. Er watete in das eiskalte Wasser hinein und begann so schnell und kräftig zu schwimmen, wie er konnte. Was er brauchte, um die aufgestaute Energie seines Körpers abzureagieren, war eine lange, gute Jagd; aber Schwimmen erfüllte auch diesen Zweck.
    Fast eine Stunde lang schwamm er im See und stieg dann wieder aus dem Wasser, heftig atmend und mit bebenden Flanken. Er streckte sich auf einem mit saftigem Gras bewachsenen Fleck in der Sonne aus, und dann fielen ihm die Augen zu, und er schlief ein.
    Er schlief so tief, daß er nicht hörte, wie eine Frau, die zu dem kleinen See kam, um dort Wasser zu schöpfen, erschrocken die Luft einsog, als sie ihn dort liegen sah. Noch bemerkte er, wie die junge Frau wieder in den Schatten der Bäume trat und ihn von dort aus beobachtete.
    Liana ritt hart und schnell und ließ den Ritter ihres Vaters, der mit ihr Schritt halten wollte, bald weit hinter sich. Die Gefolgsmänner ihres Vaters liebten das Essen mehr als das Üben, und Liana kannte alle Wege und Stege der Umgebung besser als sie; es bedurfte keiner großen Mühe, sie abzuhängen. Sobald der Ritter nicht mehr zu sehen war, lenkte sie ihr Pferd zu dem kleinen See nördlich der Burg. Dort würde sie ungestört über ihre bevorstehende Heirat nachdenken können.
    Sie war noch eine geraume Distanz von diesem See entfernt, als sie ein verwaschenes Rot zwischen den Bäumen erspähte. Jemand hielt sich dort auf. Sie verfluchte ihr Pech und dann ihre Torheit, weil sie ihren Leibwächter so weit hinter sich gelassen hatte. Vorsichtig näherte sie sich dem kleinen See, zügelte ihr Pferd und band es an einen Baum.
    Das Rot, das sie zwischen den

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