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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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inneren Auge bildete, zu verdrängen.
    »Auch bei Maria habe ich einen kleinen Einstich gefunden«, brach Capelli das Schweigen. »Auch diesmal hat der Mörder sein Opfer mit einem Betäubungsmittel ruhiggestellt. Es wird sicher dasselbe sein, das meine Kollegen in den Proben von Joe und Andreas gefunden haben. Ich habe wieder Gewebe-, Blut- und Urinproben genommen, die das Labor in Innsbruck untersuchen soll.«
    Morell nickte. »Ich werde gleich einen Helikopter anfordern, der die Leiche abholt. Die Proben können die Jungs von der Spurensicherung mitnehmen. Die haben übrigens noch nichts gefunden, haben mich gerade angerufen. Wie hat denn Dr.Levi die Obduktion weggesteckt?«
    »Der packt das mittlerweile ganz gut. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er uns hilft.«
    »Was ist denn das da eigentlich?«, fragte Lorentz unvermittelt und deutete auf das kleine Segelboot, das hinter Morells Schreibtisch im Regal stand.
    »Beweismaterial. Wir haben das aus dem Brunnen geborgen, in dem Maria ertrunken ist.« Der Chefinspektor zog ein paar Gummihandschuhe und einen Plastikbeutel aus einer Schublade und machte sich daran, das kleine Spielzeug einzupacken. »Hier, du kannst es dir ansehen«, sagte er und reichte Lorentz die Tüte.
    Lorentz drehte das Schiffchen hin und her und begutachtete es.
    »Bei keinem der anderen Tatorte gab es etwas Vergleichbares«, erklärte Morell.
    »Vielleicht wollte der Mörder ganz sichergehen, dass die XII nicht durch das Wasser zerstört wird«, meinte Lorentz und stellte das Schiff zurück auf den Schreibtisch.
    »Ich weiß nicht. Lars Zieher hat gemeint, dass Segeln früher ein Hobby von Maria war. Das kann natürlich ein Zufall sein ...«
    »Oder es heißt, dass der Täter das Opfer sehr, sehr gut kannte«, vervollständigte Capelli Morells Gedankengang.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich von all dem halten soll«, sagte Morell und steckte das eingetütete Schiff in eine Pappschachtel. Er seufzte und schrieb die Adresse des Kriminaltechnischen Labors Innsbruck auf den Deckel.
     
    »Gibt es eigentlich keinen anderen Arzt hier, mit dem du die Obduktion machen könntest, außer diesem komischen Levi?«, fragte Lorentz, kaum dass er mit Capelli das Revier verlassen hatte.
    »Markus ist nicht komisch!«
    »Ach, ihr duzt euch schon?!« Lorentz schüttelte den Kopf.
    »Nicht nur das, heute Abend gehen wir auch wieder zusammen essen«, konterte Capelli triumphierend.
    Lorentz starrte sie an. »Du gehst schon wieder mit ihm essen? Du warst doch erst letzten Sonntag mit ihm aus.«
    »Ja und? Markus ist ein netter, gut aussehender Kerl. Warum sollte ich also nicht nochmal mit ihm essen gehen?«
    »Ich glaub’s nicht! Das liegt sicher alles nur an diesem Arzt-Syndrom, das ihr Frauen habt. Kaum kommt ein Kerl in einem weißen Kittel daher, schmelzt ihr dahin!«
    Capelli blieb stehen und sah Lorentz in die Augen. »Kann es sein, dass da jemand eifersüchtig ist?«
    »Eifersüchtig? Ich doch nicht!«, sagte Lorentz entrüstet, drehte sich weg und stapfte mit schnellen Schritten davon. »Von mir aus könnt ihr jeden Abend essen gehen, ist mir doch völlig egal!«, rief er der verdutzten Gerichtsmedizinerin über die Schulter zu.

»Oh Gott, hat er wirklich alles vertrunken?
Es lagen doch noch zwölf Rubel im Kasten!«
    Fjodor Dostojewski, Schuld und Sühne
    Lorentz saß zu Hause und schmollte. Was wollte Capelli bloß von diesem Wichtigtuer Levi? Der Kerl war ihm vom ersten Moment an unsympathisch gewesen, Ärzte mochte er ohnehin nicht. Capelli war jedenfalls viel zu gut für diesen Kurpfuscher.
    Aber bitte schön, wenn sie unbedingt mit dem Herrn Doktor essen gehen wollte, würde er eben zu Iris gehen!
     
    Erst als er vor ihrer Tür stand, kam ihm in den Sinn, dass es vielleicht keine schlechte Idee gewesen wäre, Iris vorher kurz anzurufen. »Was soll’s«, sagte er sich und drückte auf die Klingel. »Wenn ich ungelegen komme, geh ich halt wieder nach Haus.«
    Iris lächelte, als sie die Tür öffnete. »Was für eine nette Überraschung«, sagte sie und führte Lorentz ins Wohnzimmer. »Kann ich dir etwas anbieten? Möchtest du was trinken?«
    »Ein Wasser wäre schön.«
    »Nur ein Wasser? Keinen Wein oder vielleicht ein Bier?«
    »Okay, einen Rotwein vielleicht«, sagte Lorentz und war froh, dass Iris Zeit für ihn hatte. Daheim wäre ihm heute Abend sicherlich die Decke auf den Kopf gefallen.
    »Hast du eigentlich schon was gegessen? Ich habe Rindsrouladen gekocht und noch welche übrig. Die könnte

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