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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Betäubungsmittel. Sie haben also ein Motiv, die Gelegenheit und kein Alibi.«
    »Außerdem hat die Mordserie begonnen, kurz nachdem Sie unter einem anderen Namen wieder hierhergezogen sind«, ergänzte Lorentz.
    »Dürfte ich Sie bitten, mit aufs Revier zu kommen?«, sagte Morell und wollte aufstehen, aber Capelli, die bis dahin wortlos der Unterhaltung gefolgt war, hielt ihn zurück.
    »Sagt mal, spinnt ihr?«, rief sie. »Setzt euch sofort wieder hin.« Augenblicklich drehten sich alle Köpfe im Raum wieder ihr zu, sodass sie etwas leiser weitersprach. »Was ist mit den Morden davor, da war Markus doch noch gar nicht hier in Landau.«
    »Das bedeutet ja nicht, dass ...«
    »Was für Morde davor?«, unterbrach Dr.Levi den Chefinspektor und schaute ihn fragend an.
    »Na gut«, Morell zog sein Notizbuch aus der Jackentasche. »Können Sie mir vielleicht sagen, was Sie am 12 .Juni und am 12 .Dezember letzten Jahres und am 12 .Juni und am 12 .September dieses Jahres gemacht haben?«
    »Woher soll er das denn noch wissen?«, zischte Capelli. »Das ist doch schon ewig her. Du weißt wahrscheinlich auch nicht mehr, was du an den Tagen gemacht hast.«
    »Also ich war ...«, setzte Lorentz an.
    »Du hältst gefälligst deine Klappe«, fauchte Capelli.
    »Einen kleinen Moment bitte«, sagte Dr.Levi und zauberte einen Blackberry aus der Innentasche seines Sakkos. »Wer hätte gedacht, dass mir diese kleine technische Spielerei tatsächlich noch irgendwann nützlich sein würde.« Er tippte ein bisschen darauf herum. »Da haben wir es ja«, sagte er mit strahlenden Augen. »Sie können getrost wieder fahren, und zwar alleine! Ich war nämlich dieses Jahr vom 10 . bis zum 13 .Juni auf einem Ärztekongress in Zürich.«
    »Nicht so schnell«, sagte Lorentz. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass sich noch irgendwer an Ihre Anwesenheit bei diesem Kongress erinnern kann.«
    »Ich glaube sehr wohl, dass sich noch sehr viele Menschen an mich erinnern können. Ich war nämlich Gastredner zum Thema Arthrose-Vorbeugung. Ich kann Ihnen gerne auch die Nummer des Veranstalters geben.«
    »Äh, das wäre sehr nett«, sagte Morell ein wenig verlegen.
    »Hier, die Nummer des Schweizer Arthrose-Forums.« Dr.Levi reichte Morell eine Serviette, auf der er die Nummer notiert hatte. »Ach, und jetzt seh ich noch, dass ich ja über den 12 .September im Urlaub war«, fuhr Dr.Levi mit einem Blick auf den Blackberry fort, »und zwar mit Freunden in der Provence.«
    »Ähm ja, danke.« Morell räusperte sich und stand auf. »Dann entschuldigen Sie bitte die Störung.« Er wandte sich zu Lorentz, doch der hatte sich schon heimlich, still und leise mit gesenktem Kopf aus dem Staub gemacht.
    »Ach, und Herr Chefinspektor«, rief Dr.Levi.
    Morell drehte sich um. »Ja?«
    »Kommen Sie doch nach den Feiertagen mal bei mir in der Praxis vorbei. Dann schauen wir uns mal Ihre Blutwerte genauer an.«
    Morell deutete mit säuerlichem Lächeln ein Nicken an, dann hastete er hochroten Kopfes hinter Lorentz her.

»Ich habe zwölf Kinder auf einmal verloren.
Sie wurden vom höllischen Feuer verzehrt.«
    Theodor Däubler, Das Nordlicht
    Morell schlug auf den Wecker. »Kruzifix, gib endlich Ruh«, murmelte er und starrte an die Decke. Er war unausgeschlafen, verspannt und fühlte sich hundeelend. Heute war der 24 .Dezember – Weihnachten, der Heilige Abend, und was hatte er? Nichts! Er hatte keinen Baum, keine Weihnachtsdekoration, keinen selbst gemachten Eierlikör, und Capelli hatte gestern das letzte Weihnachtsplätzchen vertilgt. Es gab für ihn dieses Jahr keine Weihnachtsstimmung, keine Weihnachtslieder, kein Weihnachtsessen, keine Geschenke und auch keinen Mörder. Die gestrige Spurensicherung hatte nichts gebracht, die Männer waren abends wieder nach Innsbruck geflogen. Dafür hatte er sich wie erwartet mächtig Ärger vom Bürgermeister eingefangen, der natürlich vom Besuch der Innsbrucker Kollegen Wind bekommen hatte und Morell einmal mehr die Schuld an der ganzen Mordserie und am Imageschaden für Landau gab. Wenn er Pech hatte, würde auch Capelli auf ihn sauer sein, nach seinem peinlichen Auftritt gestern. Und damit nicht genug. Im Revier wartete so viel Papierkram auf ihn, dass er sogar den ganzen Tag und wahrscheinlich auch die halbe Nacht mit Büroarbeit beschäftigt sein würde. Morell wischte sich eine Träne
aus dem Augenwinkel und ging in die Küche, um dort ein wenig Trost zu finden.
     
    ...
    Capelli hatte schlecht und unruhig geschlafen.

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