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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Augenblick ließ Caia einen heiseren Schrei vernehmen. Die junge Elfin hatte sich halb aufgerichtet, spähte über den Rand des Korbes, und das Entsetzen stand ihr in die bleichen Züge geschrieben.
    Granock fuhr herum und sah, wie sich das Eis der Weißen Wüste teilte. Der gewaltige Erdstoß hatte den gefrorenen Boden aufbrechen lassen und eine Kluft gebildet, die sich unter lautem Knacken verbreiterte - und auf die der führerlose Eisbär geradewegs zuhielt!
    »Die Zügel!«, schrie Granock und griff nach den ledernen Bändern, die auf dem Boden des Korbs lagen. Aldur jedoch, der sich wieder auf die Beine gerafft hatte, kam ihm zuvor.
    »Hände weg, Mensch!«, herrschte er ihn an. »Oder willst du uns alle umbringen?«
    Mit atemberaubender Geschwindigkeit hielt der Eisbär auf den sich immer weiter verbreiternden Schlund zu. Ein anderes Tier hätte vermutlich seinen Instinkten gehorcht und das Weite gesucht - dieses jedoch, der Natur entwöhnt und dem Willen fremder Herren unterworfen, reagierte in wilder Panik und rannte geradewegs in sein Verderben. Mit aller Kraft zerrte Aldur an den Zügeln, aber das Tier gehorchte nicht mehr. Unaufhaltsam setzte es auf seinen pfeilerstarken Beinen weiter voran, seinem sicheren Ende entgegen und dem seiner Reiter.
    »Komm schon, Aldur!«, rief Alannah. »Unternimm etwas, oder wir werden alle sterben!«
    »Ja, verdammt!«, fügte Granock grimmig hinzu. »Zeig endlich mal, was in dir steckt, statt immer nur große Töne zu spucken!« Und tatsächlich wünschte er sich in diesem Moment inständig, dass Aldur zumindest dieses eine Mal hielt, was sein großtuerisches Mundwerk versprach.
    Mit zusammengepressten Zähnen, das Leder so fest um die Hände geschnürt, dass sie tief ins Fleisch schnitten, riss Aldur an den Zügeln, damit das panische Tier seine Laufrichtung änderte und zur Seite ausbrach. Die sich noch immer knackend ausdehnende Kluft schien auf sie zuzurasen und war inzwischen so breit, dass der Eisbär die andere Seite auch mit einem gewaltigen Sprung nicht mehr erreichen konnte. Er würde in die unergründliche Tiefe stürzen, und die Reiter auf seinem Rücken mit ihm.
    Granock spähte über den Rand des heftig hin und her schaukelnden Korbs. Einfach abzuspringen wäre selbstmörderisch gewesen; er wollte erst zu diesem letzten Mittel greifen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Er hätte die Zeit anhalten können, aber so hätte er nur sich selbst gerettet, nicht jedoch seine Mitschüler, die ebenfalls erstarrt worden wären. Ob es Granock gefiel oder nicht - ihr Überleben hing ausgerechnet von ebenjenem Elfen ab, der sein erklärter Feind war.
    Ein Blick voraus: Der borias würde jeden Moment die Spalte erreicht haben und dann ...
    »Springen!«, brüllte Granock heiser. »Wir müssen abspringen, hört ihr?« »Nein!«, stieß Aldur trotzig hervor, während er die entfesselte Kreatur weiter zu kontrollieren suchte.
    »Aber wenn wir nicht springen, werden wir jeden Augenblick ...« Granock verlor abermals das Gleichgewicht, fiel in den Korb und stieß mit Alannah und Caia zusammen. Aldur hatte es endlich geschafft - der Eisbär hatte seine Laufrichtung urplötzlich geändert und preschte zur Seite. Aldur hatte mit der Rechten eine Flammenkugel gebildet und sie dem Bären in den Weg geworfen, wo sie explosionsartig verknallt war. Daraufhin war das Tier erschrocken nach links hin ausgebrochen.
    »Yaaah!« Die rechte Hand zur Siegerfaust geballt, die linke noch immer um die Zügel geschlossen, stand der Elf vorn im Korb und zwang dem Eisbären seinen Willen auf.
    Alannah und Caia jubelten, und Granock kam nicht umhin, seinem Erzfeind seine Anerkennung auszusprechen.
    »Gut gemacht«, lobte er, während Aldur den Eisbären auslaufen und schließlich in ruhigen Trab verfallen ließ.
    »Spar dir deine Heuchelei, Mensch!«, schnauzte ihn der Elf an. »Außerdem habe ich es nicht für dich getan!«
    »Natürlich nicht, entschuldige«, fauchte Granock und wandte sich enttäuscht ab.
    Da jedoch durchlief eine neuerliche Erschütterung die Eiswüste. Wieder war infernalisches Getöse zu vernehmen, und im nächsten Augenblick gingen von dem Spalt Verzweigungen aus, die knackend und krachend durch das Eis fuhren. Nach allen Seiten setzten sie sich fort und verwandelten den eisigen Boden in ein Puzzle, und Aldur, der nicht wusste, wohin er den Eisbären lenken sollte, zögerte einen Augenblick zu lange. Zwar trieb er den börias dann unbarmherzig an, jedoch tat

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