Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
widerstrebend.
    »Wie schön.« Palgyr schnitt eine Grimasse. »Nachdem wir uns also in diesem Punkt einig sind, frage ich dich, wie es sich zwischen Elfen und Menschen verhält. Besteht zwischen ihnen auch nur die geringste Verwandtschaft?« »Nicht, soviel bekannt ist«, gab der Älteste zu.
    »Wie, so fragte ich, kann es dann aber zulässig sein, einen Menschen in diese Hallen aufzunehmen und ihn teilhaben zu lassen an den Geheimnissen unseres Ordens, dies einem Ork, dessen nahe Verwandtschaft zu unserem Volk eine Tatsache ist, hingegen zu verwehren?«
    »Die Menschen waren niemals unsere Feinde, Palgyr«, belehrte ihn Semias. »Gegen Margoks Kreaturen hingegen haben wir in einem langen und blutigen Krieg gekämpft ...«
    »... der Tausende von Jahren zurückliegt«, ergänzte der Zauberer. »Sollen wir uns deshalb bis in alle Ewigkeit sämtlichen Veränderungen verweigern? Die Augen vor dem verschließen, was in der Welt vor sich geht?« Palgyr machte eine Pause und sah Semias herausfordernd an. »Das waren Farawyns Worte«, stellte er fest.
    »Du scheust dich nicht, die Argumente deines Gegners ins Feld zu führen, um deine Ziele durchzusetzen«, brummte Semias.
    »Wer sagt, dass der geschätzte Bruder Farawyn und ich Gegner wären?«, fragte Palgyr in gespieltem Entsetzen. »Hat er das behauptet?« Semias biss sich auf die dünnen Lippen.
    »Ich gebe zu, dass Bruder Farawyn und ich in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung waren«, gestand Palgyr ein. »Aber ist es denn nicht erlaubt, seinen Standpunkt zu ändern und den eines anderen anzunehmen? War es nicht genau das, was vor nicht allzu langer Zeit in diesem Saal gefordert wurde? Aus den Bahnen althergebrachten Denkens auszubrechen und neue Wege in eine neue Zukunft einzuschlagen?«
    »Und du willst behaupten, dass du dazu bereit wärst?«, fragte Semias missmutig. »Dass du die Gesetze und Traditionen unseres Ordens nicht mehr gefährdet siehst?«
    »Die Frage erübrigt sich, ehrwürdiger Vater«, erwiderte Palgyr. »Denn wenn es so wäre, hätte ich wohl kaum einen Ork hergebracht, um seine Aufnahme in den Kreis der Zauberer anzuregen.«
    »Mit welchem Recht tust du dies? Was für eine Gabe hat der Unhold, die seine Aufnahme in unseren Kreis rechtfertigen würde?«
    »Mit Verlaub, Vater«, sagte Palgyr, »er braucht über keine spezielle Gabe zu verfügen. Die Statuten unseres Ordens legen eindeutig fest, dass der Eintritt nicht nur Begabten und mit reghas Gesegneten offensteht, sondern auch ausgebildeten Zauberern anderer Orden. Rambok ist ein Schamane, also ein Zauberer seines Volkes, was ihn zu einem berechtigten Anwärter macht. Wenn du mir nicht glaubst, lese im Buch des Gesetzes nach, und du wirst meine Worte bestätigt finden.«
    Erneut brach Gemurmel unter den Anwesenden aus, vor allem auf der linken Seite. Es war erschreckend, wie Palgyr die Regeln und Mechanismen des Rates aushebelte und die Argumente, die seine Gegner noch vor nicht allzu langer Zeit gegen ihn ins Feld geführt hatten, zu seinen eigenen machte. Jeder im Saal wusste das, einschließlich des Ältesten, aber keiner traute sich aufzustehen und Palgyr mit ebenso sachlichen wie überzeugenden Worten in seine Schranken zu verweisen. Denn niemand im Saal, nicht einmal seine Anhänger, wusste genau, was Palgyr im Schilde führte - aber den meisten war klar, dass es nicht das Wohl des Ordens war, das er dabei vor Augen hatte, sondern nur sein eigenes.
    Unsicher, fast Hilfe suchend glitt Semias' Blick zunächst zu dem leeren Sitz neben seinem, dann hinüber zum linken Flügel, wo ebenfalls einige Plätze unbesetzt waren. Sein Bedauern darüber, dass weder Cethegar noch Farawyn anwesend waren, wurde mit jedem Herzschlag größer.
    »Bruder Palgyr«, sagte Semias schließlich, nicht mehr aufgebracht wie zuvor, sondern ruhig und im sachlichen Tonfall, »du kennst die Regeln unseres Ordens ebenso, wie du seine wechselhafte Geschichte kennst.«
    »Das will ich meinen, Vater. Und?«
    Semias deutete auf den Ork. »Ich weiß nicht, was du mit dem hier bezweckst, aber ich bitte dich inständig, damit aufzuhören.«
    »Womit? Wovon sprichst du, nahad?«
    »Du weißt, wovon ich spreche. Jeder hier im Rat kennt dich, Bruder Palgyr, und schätzt dich als Verfechter der Moral, der Traditionen und Gesetze. Was du zu tun im Begriff bist, läuft allem zuwider, wofür du je vor diesem Gremium eingetreten bist.«
    »Mit Verlaub, Vater, das sehe ich anders. Ich habe meine Lektion gelernt und stimme zu,

Weitere Kostenlose Bücher