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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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winkte ihn heran, worauf sich der Novize wieder in Bewegung setzte. Sein Gang war seltsam schleppend, der Mantel schlotterte um seine Gestalt, als bestünde sein Träger nur aus Haut und Knochen.
    Anfangs bedachten die Ratsmitglieder Palgyrs Novizen mit Wohlwollen. Als jedoch die ersten einen Blick unter die Kapuze erheischten, setzte erneut Gemurmel ein, und als der Novize die Reihen der Zauberer passierte, sprangen sogar einige von ihnen auf, schwangen die Fäuste und bekundeten lautstark ihren Unmut.
    »Unerhört!«, rief jemand.
    »Eine Provokation ohnegleichen!«, schrie ein anderer.
    »Das ist ein Angriff!«, meinte ein dritter. »Ein Angriff auf die Werte des Ordens!«
    Semias fragte sich, was den Zorn seiner Schwestern und Brüder derart erregt haben mochte. Als Palgyrs Schüler schließlich bei seinem Meister anlangte und die Kapuze zurückschlug, sah auch der Älteste, was die Zauberer so in Aufruhr versetzte.
    Palgyrs Novize war - ein Ork!
    Er war nicht unbedingt ein typischer Vertreter seiner Art, dazu war er zu schmächtig und zu klein. Aber dieses Wesen mit der schmutziggrünen Haut, den fast waagrecht abstehenden Ohren und den gelben, blutunterlaufenen Augen war ganz zweifellos ein Unhold, ein Nachfahre jener unglücklichen Kreaturen, die der verschlagene Margok vor Tausenden von Jahren in der Abgeschiedenheit seines Schlupfwinkels gezüchtet hatte ...
    »Darf ich vorstellen?«, rief Palgyr in die aufgebrachte Runde. »Dies ist Rambok, der Schamane des Knochenbrecher-Clans!«
    Die namentliche Vorstellung des Unholds trug in keiner Weise dazu bei, die Situation zu entschärfen. Im Gegenteil, die Zauberer des linken Flügels spien Gift und Galle und bedachten Palgyr lautstark mit Beschuldigungen aller Art, und selbst seine eigenen Leute, von denen offenbar längst nicht alle eingeweiht gewesen waren, machten lange Gesichter. Zwar unterstanden sie sich, ihren Wortführer öffentlich zu kritisieren oder gar anzugreifen, doch auch in ihren Zügen war zu lesen, dass sie die Anwesenheit eines Orks in Shakara zumindest für fragwürdig hielten, wenn nicht gar für blanken Frevel. Selbst der sonst so sanftmütige Semias, dem die Eintracht des Ordens über alles ging, konnte nicht länger an sich halten. Seine von schlohweißem Haar umrahmten Züge röteten sich, und Blitze schienen aus seinen Augen zu schießen, als er sich von seinem Sitz erhob, die knochige Hand um den Zauberstab gekrallt.
    »Schweigt!«, gebot er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete und bis in den letzten Winkel der Halle drang. Die Zauberer, die den Ältesten noch niemals zuvor so aufgebracht erlebt hatten, verstummten tatsächlich, und eisige Stille kehrte im Ratssaal ein, in der man eine Nadel fallen gehört hätte. Semias' schmaler Brustkorb hob und senkte sich unter heftigen Atemzügen, mit denen er versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bekommen, während er seinen Blick zuerst über die Ratsmitglieder schweifen ließ und dann hinauf zu den Statuen der Könige, die die Halle säumten. Doch die steinernen Standbilder blickten mit unbewegtem Gleichmut auf den Frevel hinab, der sich zu ihren Füßen abspielte.
    »Was, Bruder Palgyr, hat dies zu bedeuten?«, fragte Semias, wobei er sich bemühte, nicht loszubrüllen. »Willst du dieses ehrwürdige Gremium beleidigen?«
    »Keineswegs, Vater«, versicherte der Zauberer. »Ich bitte lediglich, mir zuzugestehen, was auch Farawyn zugestanden wurde: ein Wesen in den Orden einzuführen, das kein Elf ist, jedoch über Fähigkeiten verfügt, die ansonsten seine Aufnahme rechtfertigen.«
    »Dieses ... Wesen, wie du es nennst«, polterte Semias, »ist ein Feind. Wie kannst du es wagen, es hierher zu bringen? Du trittst die Grundsätze dieses Ordens mit Füßen!«
    »Auch das ist nicht der Fall«, wiegelte Palgyr ab. »Ihr selbst wart noch vor wenigen Wochen auf der Seite derer, die den Aufbruch in ein neues Zeitalter beschworen, in eine neue Zukunft. Ihr sagtet, dass der Orden sich verändern und sich anderen Völkern öffnen müsse ...«
    »An dieses Volk hatte ich dabei ganz sicher nicht gedacht«, konterte der Älteste. »Die Unholde sind, wie du sehr wohl weißt, aus Margoks frevlerischen Experimenten hervorgegangen. Bösartige Kreaturen sind sie, verdorben bis ins Mark und ...«
    »... und mit uns Elfen verwandt«, brachte Palgyr den Satz sicherlich anders zu Ende, als Semias es beabsichtigt hatte. »Das kannst du nicht leugnen, Vater.« »Ich leugne es nicht«, entgegnete Semias

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