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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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seiner Gedanken verständigte. Zwar hatte die junge Elfin dies immer nur für eine Legende gehalten, doch offenbar entsprach es der Wahrheit.
    Die Koboldin war nur etwa eine Elle groß; ihre Kleidung bestand aus einem aus immergrünen Blättern gefertigten Kleid und besagtem Hut, ein leuchtend gelber Kelch von einer Alannah unbekannten Orchideenart. In ihrem sommersprossigen Gesicht, dessen Backen so ausgeprägt waren, dass man die kleinen Augen darüber kaum sehen konnte, prangte ein spitzes Näschen, darunter war der Mund missbilligend verzogen. Die Fäustchen der dünnen Arme hatte das Wesen entrüstet in die Hüften gestemmt, während es Alannah von Kopf bis Fuß musterte.
    Tut mir leid, Herrin, meinte es dann, ohne die Lippen zu bewegen. Eine besondere Begabung kann ich nicht erkennen - schon viel eher ein besonders ausgeprägtes Maß an Dummheit.
    »Wie darf ich das verstehen, Niobe?«, erkundigte sich die Zauberin ruhig. »Glaubst du dem Mädchen etwa nicht?«
    Natürlich nicht, antwortete die Wichtin. Sieh sie dir doch nur mal an! Zaundürr und kreidebleich im Gesicht. Und dann dieses blasse, fast weiße Haar ...
    »Was hat denn mein Haar damit zu tun?«, fragte Alannah empört. Einen Augenblick lang kam es ihr ziemlich seltsam vor, sich mit einem Wesen zu unterhalten, das ihr kaum bis zu den Knien reichte und noch dazu beim Sprechen den Mund nicht benutzte.
    Aber dieses Gefühl verflog schlagartig, als Niobe ihr eine geharnischte Erwiderung an oder vielmehr in den Kopf warf.
    Was dein Haar damit zu tun hat? Das will ich dir sagen!, blaffte das kleine Wesen und sprang von der Schulter seiner Meisterin auf den Boden, wo es empört auf- und abhüpfte. Jeder weiß, dass das Haar einer blonden Frau goldfarben sein soll! Nicht nur, dass das schöner anzusehen ist, es ist auch allgemein bekannt, dass goldblonde Frauen klüger sind. Ein Goldschopf wäre niemals so dämlich, einen Menschen zu erstechen, und vor allem nicht, sich dann auch noch erwischen zu lassen!
    »A-aber ich habe mich nicht erwischen lassen«, verteidigte sich Alannah. »Ich habe um Hilfe gerufen!«
    Nachdem du die Tat begangen hattest? Hältst du das für sehr intelligent?, fragte die Koboldin. Der freche Mensch hat dich angegafft. Er war widerrechtlich in die Ehrwürdigen Gärten eingedrungen und hatte den Tod verdient!
    »Das ist nicht wahr!«
    Warum nicht?
    »Kein Wesen hat den Tod verdient. Es gibt kein Verbrechen, das den Tod rechtfertigt!«
    Ist das deine Überzeugung?
    »Natürlich. Und jetzt fort mit dir, Kobold, ehe ich dich ...«
    Willst du mir etwa drohen ? Die ohnehin schon schmalen Augen des Wesens hatten sich zu winzigen Schlitzen verengt. Das solltest du hübsch bleiben lassen, Weißkopf, weil ich dir nämlich sonst die Augen auskratze! Tatsächlich war zu sehen, wie aus den schlanken Fingerchen plötzlich spitze Krallen wuchsen, und auch im kleinen Mund der Koboldin zeigten sich auf einmal zwei Reihen messerscharfer Zähne.
    Alannah hatte während der vergangenen Tage viel erduldet. Ohne es zu wollen, war sie zum Mordwerkzeug geworden, man hatte sie verhaftet und in dieses finstere Loch gesteckt und sie eines Verbrechens beschuldigt, das sie nie hatte begehen wollen. Und als wäre dies alles noch nicht genug, trat nun auch noch ein zeternder Blumenknilch auf, der ihr vor Augen führen wollte, wie unendlich töricht sie angeblich war, und der sie dann auch noch bedrohte. So nicht!
    In einem impulsiven Ausbruch sprang Alannah auf, riss die Hände empor, die anders als ihre Füße nicht in Ketten lagen, und noch ehe sie recht begriff, was sie da tat, geschah es abermals.
    Kälte befiel sie, ein eisiger Schauer, der sich in ihrem Innersten wie eine Faust zusammenballte - und wie an jenem dunklen Tag in den Ehrwürdigen Gärten schoss plötzlich ein Speer aus Eis aus Alannahs Händen, geradewegs auf den Kobold zu.
    »Nein«, schrie die Elfin noch im selben Moment, als ihr klar wurde, was sie da tat - aber es war bereits zu spät.
    Der Eisspeer war verschleudert und hätte Niobe durchbohrt, doch als stieße er auf ein unsichtbares Hindernis, zersplitterte er in unzählige Bruchstücke, die rings um die Koboldin zu Boden prasselten und im nächsten Moment zu Wasser wurden.
    Niobe hatte zu hüpfen aufgehört.
    Mit großen Augen stand sie da und starrte an Alannah empor.
    Ups.
    Alannah nahm es nur am Rande wahr. Entsetzt blickte sie auf ihre Hände, die einmal mehr etwas getan hatten, was sie nicht wirklich gewollt hatte noch recht

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