Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
zu folgen. Er trat auf den Gang, und gleißendes Licht brandete ihm von einer Seite entgegen, dass er geblendet den Kopf zur Seite drehte.
    Es ist so weit, hörte er Ariels Stimme in seinem Kopf. Geh deinem Schicksal entgegen ... Granock.
    Es schien den kleinen Wicht Überwindung zu kosten, den Namen zu denken, und es »hörte« sich für Granock auch ziemlich missbilligend an. Er tat dennoch, wozu man ihn aufgefordert hatte, und ging den Korridor hinab, der Quelle des Lichts entgegen. Dabei musste er sich wiederholt an den Eissäulen abstützen, die das niedrige Gewölbe trugen, sonst wäre er wegen seiner Müdigkeit und seiner vor Kälte steifen Gelenke gestürzt.
    Warte!, sagte Ariel irgendwann, und Granock blieb stehen.
    Er hörte Stimmen, die vom Ende des Eisstollens herabdrangen - eine fremde Sprache, Elfisch zweifellos. Die Augen zu Schlitzen verkniffen und mit einer Hand gegen das helle Licht schirmend, glaubte Granock plötzlich, im gleißenden Schein etwas auszumachen.
    Es war eine junge Frau, doch Granock hielt sie zunächst für eine Täuschung, für einen Streich, den ihm seine erschöpften Sinne spielten. Er blinzelte, aber das vermeintliche Trugbild blieb bestehen: Von Licht umflossen, stand die grazile Gestalt vor ihm, vollendet von den schlanken Fesseln bis hinauf zu den schmalen Schultern, auf die hellblondes, fast weißes Haar herabfiel. Die Frau wandte ihm den Rücken zu. Sie war nackt wie er selbst, aber anders als seine sonnengebräunte Haut schien ihre weiß, und obwohl er weder ihr Gesicht noch ihre Ohren sehen konnte, hegte er keinen Zweifel daran, dass sie eine Elfin war, denn solche Vollkommenheit hatte er nie zuvor erblickt, jedenfalls nicht in den Freudenhäusern Andarils, in die er seine Beute hin und wieder getragen hatte. Ansonsten fehlte ihm der Vergleich, aber er bezweifelte, dass es eine Menschenfrau gab, die es an Anmut mit dieser Gestalt aufnehmen konnte. Und da war noch mehr - etwas, das seine Begierde weckte und ihn ... Mäßige dich!, plärrte auf einmal Ariel in seinem Kopf, und ein Blick an sich herab sagte Granock, dass der Kobold - zumindest dieses eine Mal - recht hatte. Er wandte den Blick von der holden Weiblichkeit ab, und die Kälte, die auf dem Gang herrschte, kühlte sein erregtes ... Gemüt rasch wieder ab. Die Stimmen verstummten, und ein untrügliches Gefühl sagte ihm, dass er nun an der Reihe war. Langsam ging er weiter, nun festeren Schrittes als zuvor, und schließlich umgab ihn das Licht von allen Seiten. Von einem Augenblick zum anderen waren sowohl die Kälte als auch die Müdigkeit verflogen, und er fühlte sich kräftig und ausgeruht.
    Gut so. Bleib stehen, verlangte Ariel.
    Granock verharrte. Nun, da es ihn einhüllte, blendete ihn das Licht nicht mehr, aber er hatte das Gefühl, dass sich jenseits des grellen Scheins etwas verbarg. Etwas oder jemand, der nicht gesehen werden wollte ... »Granock aus der Menschenstadt Andaril«, ertönte plötzlich eine donnernde Stimme, die nicht mehr Elfisch sprach, sondern sich - wohl als Zugeständnis an ihn - der Sprache der Westmenschen bediente. »Aus welchem Grund bist du hier?«
    »Aus welchem Grund ich ...?« Granock verstummte. Was sollte die dämliche Frage? Wer hatte denn vorgeschlagen, ihn nach Shakara mitzunehmen und ihm eine größere Welt zu zeigen?
    »Was suchst du?«, half die Stimme nach, als er die Antwort schuldig blieb. Er machte eine hilflose Handbewegung. »Ein paar Kleider wären nicht schlecht«, meinte er vorsichtig. »Und vielleicht etwas zu essen?« »Da hört ihr es!«, tönte eine andere Stimme. »Meine Befürchtungen bestätigen sich schon jetzt! Der Mensch ist in keiner Weise würdig, in die glorreichen Hallen Shakaras aufgenommen zu werden!«
    Zustimmendes Gemurmel ließ darauf schließen, dass jenseits des Lichtscheins sehr viel mehr Beobachter waren, als Granock bisher angenommen hatte. Ein wenig eingeschüchtert bedeckte er seine Blöße.
    »Es geht nicht mehr darum, über Granocks Aufnahme zu befinden, Schwestern und Brüder«, sagte Farawyn, dessen Stimme Granock sofort erkannte. »Darüber wurde längst entschieden, und der Beschluss steht fest.« »Wohl gesprochen«, erwiderte jemand.
    »Deshalb frage ich dich, Granock«, fuhr Farawyn fort, »bist du hier, um Aufnahme zu erbitten in den Orden und in die ehrwürdigen Hallen von Shakara? Willst du Vollkommenheit erlangen im Umgang mit der Gabe, die dir verliehen wurde? Und willst du ferner dem Orden, dem Reich und der Krone

Weitere Kostenlose Bücher