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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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dienen?«
    »Äh ... ich - ich schätze schon«, entgegnete Granock ein wenig zögerlich. Hätte man ihn gefragt, ob er mehr über seine seltsame Fähigkeit erfahren oder lernen wollte, noch besser damit umzugehen, hätte er ganz einfach Ja gesagt. Aber das blumige Geschwafel des Elfen verwirrte ihn. Was, in aller Welt, wollten die Spitzohren von ihm?
    Das habe ich gehört, Mensch! Benimm dich gefälligst!
    Granock zuckte zusammen, und ohne dass er zu sagen vermochte, ob die Worte von ihm selbst kamen oder ob sie ihm ein gewisser Kobold in den Mund legte, sagte er mit fester Stimme: »Ja, Meister, das will ich.«
    »So ergeht meine Frage an euch, Schwestern und Brüder des Ordens von Shakara«, kam es von jenseits des Lichts. »Sollen wir diesen jungen Mann als ersten Spross des Menschengeschlechts in unseren Kreis aufnehmen? Wollen wir ihn unterweisen in der Kunst der Magie und ihn teilhaben lassen an ihren Geheimnissen?«
    »Ich habe noch immer Vorbehalte«, sagte jemand - es war dieselbe Stimme, die schon vorhin Bedenken geäußert hatte. »Aber ich fühle mich an den Ratsbeschluss gebunden und beuge mich der Mehrheit, Farawyn.« »Ich danke dir dafür, Bruder Palgyr«, kam es zurück, »und ich versichere euch allen, dass es der richtige Schritt ist. Auch Menschen verfügen über die Gabe, und nur wenn wir dies akzeptieren, wird unser Orden auch noch auf längere Zeit Bestand haben. Ein morscher Halm, der sich gegen den Wind stemmt, bricht schließlich - ein junger Halm jedoch ist biegsam und übersteht den Sturm.«
    Granock verstand schon wieder nicht, obwohl die Unterhaltung in der Sprache der Menschen geführt wurde. Was sollte das ganze Gerede von morschen und jungen Halmen? Was hatte das mit ihm zu tun?
    Du verstehst es wirklich nicht, oder?, vernahm er Ariel wieder. Farawyn hat viel riskiert für dich. Er hat sich vor dem Hohen Rat für dich eingesetzt, wider Meister Palgyr und all die anderen, die dagegen waren, einen Menschen in Shakara aufzunehmen. Er hat sich durchgesetzt, und du bist der erste, der erste Mensch, dem die Ehre zuteilwird, dem Orden der Zauberer beitreten zu dürfen ...
    Granock klappte vor Überraschung der Unterkiefer nach unten. Er hatte tatsächlich noch nie von einem Zauberer gehört, der ein Mensch gewesen wäre, aber darüber hatte er bislang auch nie groß nachgedacht. Es war bekannt, dass die Spitzohren ihre Geheimnisse hüteten wie die Zwerge ihr Gold, aber darauf, dass er der allererste Mensch sein könnte, den man nach Shakara holte und der nun hier stand, um als Novize in den Orden aufgenommen zu werden ... nein, darauf wäre er nie gekommen. Er empfand Stolz und Entsetzen zu gleichen Teilen. Stolz, weil seine Anwesenheit ein Beleg dafür war, wie überaus selten und außergewöhnlich seine Fähigkeit war. Entsetzen, weil ihm in diesem Moment klar wurde, dass er der einzige Mensch unter lauter Elfen sein würde. Und plötzlich wünschte er sich fast, dass man ihn ablehnte und zurück nach Andaril schickte. Knie nieder, forderte Ariel ihn auf. Dies ist ein wichtiger Augenblick ... Granock folgte der Anweisung, ohne wirklich darüber nachzudenken. Unbekleidet war er schon zuvor gewesen - wirklich nackt fühlte er sich jedoch jetzt erst.
    Bis vor wenigen Tagen hatte es nichts gegeben, dem er besondere Bedeutung beigemessen hätte. Er hatte sorglos in den Tag hineingelebt und sich dank seiner Gabe mit allem versorgt, was er brauchte. Selten hatte er mehr genommen, als er selbst brauchte, und wenn, dann nur, um jenen zu helfen, die noch weniger hatten, und davon gab es in Andaril mehr als genug. Er hatte nach seinen eigenen Regeln gelebt und nach seiner eigenen Philosophie. Das Leben war für ihn ein Würfelspiel gewesen, bei dem man mal gewann und dann wieder verlor.
    Auch die Reise nach Shakara war für ihn nichts anderes gewesen als ein Glückswurf. An die Kraft der Vorsehung, der die Elfen so große Bedeutung beimaßen, hatte er nie geglaubt.
    Bis zu diesem Augenblick.
    Denn als Granock am Boden kauerte, so nackt, wie er einst aus dem Schoß seiner Mutter gekrochen war, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, dass das Leben vielleicht mehr war als ein Spiel und dass er Teil von etwas Bedeutsamem sein konnte. Wie hatte Farawyn doch in Andaril gesagt? »Ich werde dir eine Welt zeigen, die größer ist als alles, was du dir vorzustellen vermagst...«
    Auf dem eiskalten Marmor kniend, das Haupt demütig gesenkt, bekam Granock nicht mehr mit, was jenseits des Vorhangs aus weißem

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