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Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Die Zauberer 01 - Die Zauberer

Titel: Die Zauberer 01 - Die Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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winzige Zelle gesteckt, deren dicke Tür aus vereisten Bohlen sich im nächsten Moment hinter ihm geschlossen hatte.
    Da saß er nun, nackt und frierend - und gab sich selbst die Schuld daran. Was hatte er auch auf einen Elfen hören und nach höheren Dingen streben müssen? War es ihm etwa nicht gut gegangen? Hatte er irgendetwas entbehrt? Nein!
    Bis zu dem Tag, da er den verdammten Elf getroffen hatte, hatte Granock ein Leben in Freiheit geführt. Damit schien es nun vorbei zu sein ... »G-gr-großartig, g-ga-ganz großartig«, maulte er vor Kälte stammelnd vor sich hin, und seine Stimme klang brüchig und schwach. »D-da wäre ich besser i-in Andaril geblieben. Fürst Erweins Stadtwache hä-hätte mir zumindest meine K-K-Kleider gelassen. W-w- wenigstens bis zum Tag meiner Hinrichtung ...« Er stand auf und ging in der Enge der Zelle auf und ab. Dabei ahnte er, wie sich die Bären fühlen mussten, die in Andaril und anderen Städten der schaulustigen Menge vorgeführt wurden, in Käfige gesperrt und ihrer Freiheit beraubt. Einen Unterschied freilich gab es - die Tiere wurden mit Nüssen und fauligem Obst gefüttert, während er seit einer halben Ewigkeit nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hatte. Er solle die Einsamkeit zur Meditation und inneren Einkehr nutzen, hatte Farawyn gesagt. Wie denn, wenn sein knurrender Magen jede Ruhe zunichtemachte? Und wie, verdammt noch mal, sollte er zu sich finden, wenn er immerzu aufpassen musste, dass sein Hintern nicht am Boden festfror?
    Anfangs hatte Granock in seiner Zelle gezetert und geschrien, hatte wie von Sinnen mit den Fäusten gegen die Tür gehämmert. Aber da offenbar niemand Notiz von ihm nahm, hatte er irgendwann damit aufgehört und sich in sein Schicksal gefügt - allerdings nicht ohne Farawyn und allen anderen Spitzohren die übelsten Krankheiten an den Hals zu wünschen. Das Einzige, was ihn noch zu wärmen vermochte, war die Flamme des Zorns, die in seinem Inneren loderte, aber auch sie drohte zu verlöschen, je länger seine Gefangenschaft; dauerte und je müder er wurde.
    Seine Glieder schmerzten vor Kälte, er zitterte am ganzen Leib, und nur die Tatsache, dass er auf der Straße aufgewachsen war und dort manch harten Winter überstanden hatte, bewahrte ihn davor, sich den Tod zu holen. Nur ab und zu setzte er sich, um sich auszuruhen, die übrige Zeit ging er ruhelos umher. Die Augen fielen ihm dabei fast zu vor Müdigkeit, aber er wusste, dass er sich weder hinlegen noch einschlafen durfte, sonst wäre es um ihn geschehen.
    Mit eiserner Disziplin hielt er sich wach - wie viele Stunden schon hätte er nicht zu sagen vermocht. Dann, plötzlich, hörte er vor seiner Zellentür Schritte.
    »Hallo?«, rief er und sprang zur Tür. »Ist da jemand?«
    Erneut waren Schritte zu hören, kurz und trippelnd wie die einer Ratte in den Hinterhöfen Andarils.
    »Hallo!«, rief er erneut und drosch von innen gegen die vereisten Bohlen der Tür. »Ist da wer? Lasst mich raus, verdammt noch mal!«
    Er konnte hören, wie sich jemand am Türriegel zu schaffen machte und ihn dann mit einem lauten Ratsch zurückzog. Die Tür wurde geöffnet, jedoch nur einen Spalt - und in diesem Spalt erschien die wohl unwahrscheinlichste Kreatur, die Granock je in seinem Leben erblickt hatte.
    Es war ein Kobold.
    Aus Erzählungen kannte er die kleinwüchsigen Bewohner des Wald- und Wiesenlandes, jedoch hatte er noch nie eines dieser scheuen Wesen zu sehen bekommen. Offenbar stimmte es aber, was man über Kobolde berichtete: Sie waren etwa eine Elle groß, hatten fein geschnittene, pausbäckige Gesichter und trugen grüne Kleidung aus Blättern und geflochtenen Pflanzenfasern. Als Kopfbedeckung trugen sie umgedrehte Blütenkelche, was putzig aussah und bei Granock trotz seiner misslichen Lage für einen jähen Ausbruch von Heiterkeit sorgte. Er konnte nicht anders, als lauthals loszulachen, als das kleine Wesen seine üppige Leibesmitte durch den Türspalt quetschte und mit tapsenden Schritten in seine Zelle trat.
    Der Kobold schaute zu ihm hoch, den Kopf in den Nacken gelegt und die Fäustchen der dünnen Arme in die Seiten gestemmt. Seiner mitleidigen Miene war zu entnehmen, dass er glaubte, Granock hätte den Verstand verloren. Erst allmählich begriff er, dass der Mensch über ihn lachte, und seine Miene verzog sich zu einem mürrischen Ausdruck.
    Was gibt es denn da zu lachen?, fragte er forsch.
    »Ein Kobold«, prustete Granock und verfiel in noch lauteres Gelächter, in dem sich

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